Nicht genug Schutzplätze in Deutschland„Das kostet Frauenleben“ – jeden Tag müssen Frauenhäuser Betroffene abweisen

„Wir erleben, dass täglich ungefähr eine Frau anruft und wir täglich eine Frau abweisen müssen.“
Maria vom Frauen helfen Frauen e. V. in Bonn ist manchmal einfach nur wütend. Sie arbeitet in der Beratungsstelle und im Frauenhaus, das der Verein betreibt. Doch oft weiß sie nicht, wohin mit den vielen Betroffenen. Bundesweit fehlen rund 15.000 Schutzplätze für Frauen, die Gewalt in der Partnerschaft erleben. Maria bekommt das immer wieder hautnah mit.
Zu wenig freie Frauenhaus-Plätze in Deutschland
„Dann hast du diese Frau am Telefon und kannst ihr keinen Schutzplatz anbieten. Also das ist unglaublich schlimm“, erzählt sie im RTL-Interview. Im Frauenhaus in Bonn gibt es Platz für 26 Menschen – 15 für Frauen, die übrigen für Kinder der Betroffenen. Die sind ständig belegt.

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Und auch wenn sich Maria in der Umgebung nach Alternativen umschaut, ist es nicht besser. Auf der Website der Landesarbeitsgemeinschaft Autonome Frauenhäuser NRW e. V. kann man sich eine Übersicht über die freien Plätze in Nordrhein-Westfalen anzeigen lassen. „Es gibt Tage, da schaut man auf diese Internetseite und da ist wirklich alles rot, das heißt: Jedes Haus ist belegt“, berichtet die Beraterin. Betroffene Frauen können dann nicht in Sicherheit gebracht werden und bleiben weiter in Gefahr. „Das kostet halt Frauenleben“, ist Maria überzeugt.
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Fast jeden Tag wird in Deutschland eine Frau getötet
„Alle vier Minuten erlebt eine Frau Gewalt durch ihren Partner oder Ex-Partner“, ist auch auf der Seite des Bundesinnenministeriums zu lesen. 2023 wurden vom Bundeskriminalamt 360 vollendete Tötungsdelikte an Frauen und Mädchen erfasst. Das heißt: Statistisch wird so gut wie jeden Tag eine Frau in Deutschland getötet. Auch die Kriminalstatistik für das Jahr 2024 zeigt, dass Sexualstraftaten und Gewalt gegen Frauen steigen.
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„Eigentlich ist klar, was wir brauchen“, meint Maria von Frauen helfen Frauen. Ihr Verein und andere Frauenberatungsstellen würden das seit Jahren „gebetsmühlenartig“ immer und immer wieder wiederholen. Bei jedem Stand, bei jeder Kampagne würden sie die gleichen Forderungen stellen. „Und es verändert sich so wenig“, kritisiert Maria.
Was genau sie und andere Expertinnen fordern, um die Situation für gewaltbetroffene Frauen in Deutschland zu verbessern und was die Regierung jetzt tun will, seht ihr in der Reportage „Frauen im Kampf gegen Gewalt: Ein System am Limit“ bei Youtube.
Gibt es auch in eurem Leben häusliche Gewalt? Unter der kostenlosen Nummer 08000 - 116 016 oder unter www.hilfetelefon.de findet ihr Menschen, mit denen ihr darüber sprechen könnt.