Jette Nietzard reagiert auf Shitstorm

Grünen-Politikerin will „Alle Polizisten sind Bastarde”-Aussage als Privatperson gepostet haben

Soll DAS eine Entschuldigung sein?
Nach ihrem umstrittenen Instagram-Post rudert Jette Nietzard (Co-Chefin der Grünen Jugend) zurück – aber nur ein bisschen. Am Freitag hatte die Politikerin in einer Instagram-Story alle Polizisten als „Bastarde” bezeichnet und die Kritik daran zunächst als „so lächerlich” zurückgewiesen. Nachdem der Shitstorm gegen die Frau an der Spitze der Nachwuchsorganisation der Grünen immer massiver wurde, äußert sich Nietzard im stern nun kleinlaut. Doch wie ernst meint sie es wirklich?

Jette Nietzard will vergessen haben, dass sie Politikerin ist: „Als Privatperson eine Instagram-Story gepostet”

Im Podcast „5-Minuten-Talk” vom stern (gehört zu RTL) sagte die 26-Jährige: „Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg war, um auf die Probleme aufmerksam zu machen.” Die Politikerin versucht sich zu erklären, indem sie sagt, sie habe die Story mit dem umstrittenen Foto als Privatfrau gepostet: „Ich besitze diesen Pulli als Privatperson, habe als Privatperson eine Instagram-Story gepostet. Dass ich als Sprecherin der Grünen Jugend damit auffalle, hätte mir vielleicht klar sein müssen.“ Sie habe damit keinen Diskurs anstoßen wollen. „Jetzt haben wir ihn. Aber ich glaube nicht, dass es der richtige Weg war.“

Wie eine erfahrene Politikerin, die auf ihrem Insta-Account schreibt, dass sie Sprecherin der Grünen Jugend ist, genau das auf einmal vergisst - das erklärt Nietzard nicht.

Um dieses Foto (Screenshot aus der Instagram-Story) von Jette Nietzard geht es:

„All Cops Are Bastards” („Alle Polizisten sind Bastarde/ Schweine”) steht in abgekürzter Form auf dem Pullover der Politikerin Jette Nietzard (Die Grünen). Das Foto ist ein Screenshot einer Story auf dem Instagram-Profil der 26-Jährigen.
„All Cops Are Bastards” („Alle Polizisten sind Bastarde/ Schweine”) steht in abgekürzter Form auf dem Pullover der Politikerin Jette Nietzard (Die Grünen).
Instagram/ jetteniz

Auf der linken Seite des Sweatshirts ist die Abkürzung „acab” zu lesen. Das steht für „All Cops Are Bastards”. Übersetzt ins Deutsche heißt das „Alle Politisten sind Bastarde” oder auch „Alle Bullen sind Schweine”. Ganz offensichtlich die Meinung der Grünen-Politikerin. Gepostet hat sie die Story am Freitag. Nietzard hat rund 22.000 Follower bei Instagram. Schnell kam scharfe Kritik auf. Zunächst bezeichnete Nietzard die als „so lächerlich”. Und ergänzte offensichtlich im Hinblick auf die Polizei: „Einen Ort, wo 1/4 der Menschen rechts sind, wo mehr Einzelfälle existieren als man zählen kann, Munition verschwindet, und der strukturell rassistisch ist, aber nicht mal was dagegen tun will, werde ich nicht verteidigen.“ Das Kürzel „acab” sei für sie „Systemkritik. Und das System ist mehr als nur kritikwürdig.“

Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft watscht Jette Nietzard nach Erklärung ab: „Halbherziges Zurückrudern”

Martin Schutt
Rainer Wendt, der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, kritisiert die Grünen-Politikerin scharf für ihre Aussagen.
deutsche presse agentur

Rainer Wendt, der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, geht Nietzard im exklusiven Gespräch mit RTL.de nach den neuerlichen Aussagen hart an. Wendt: „Jette Nietzard ist nicht irgendwer, sie spricht für die Jugendorganisation einer Partei, die für sich ständig in Anspruch nimmt, die Menschen in Deutschland über Respekt, Toleranz und Zusammenhalt zu belehren. Sie ist eine erwachsene Frau und trägt Verantwortung für das, was sie sagt und tut. Das halbherzige Zurückrudern von Frau Nietzard ist völlig unglaubwürdig, sie verhält sich genauso, wie Rechtspopulisten es häufig tun: Erst mal schlagzeilenträchtig extreme Aussagen treffen, um dann mit ,war nicht so gemeint’ das Gesagte zu relativieren.”

Zuvor hatten auch schon mehrere Grünen-Politiker und ein Sprecher des Bundesvorstands der Partei sich von Nietzard distanziert. Doch die 26-Jährige hält im Kern an ihrer harten Kritik fest: „Ich hasse natürlich nicht die Polizei als Ganzes, aber was ich hasse, ist das System dahinter und wie es gerade aufgebaut ist.“ Es gebe keine vernünftigen Polizeistudien, keine strukturelle Aufarbeitung von Gewalt und rassistische Tendenzen, die von der Polizei nicht transparent genug gemacht würden.

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Jette Nietzard stand wegen brisanter Aussagen schon mehrfach in der Kritik

Grünen-Politikerin Nietzard war bereits in der Vergangenheit mit Beiträgen in sozialen Medien angeeckt. Anfang des Jahres entschuldigte sie sich schließlich für einen Kommentar zu Gewalt von Männern gegen Frauen. Sie hatte geschrieben, dass Männer, die beim Böllern ihre Hand verlören, zumindest keine Frauen mehr schlagen könnten. Auch gegen Ex-FDP-Chef Christian Lindner und seine Frau Franca Lehfeldt hatte die Grünen-Politikerin geätzt. (mit dpa)