Prozessauftakt in Osnabrück

Falsche Ärztin (23) behandelt Patienten – Rettungssanitäter überführt sie

Die Angeklagte beim Prozesssauftakt in Osnabrück
Die Angeklagte beim Prozesssauftakt in Osnabrück
RTL
von Christo Tatje und Dylan Brandes

Sie soll betäubt und genäht haben!
Mit einer gefälschten Approbationsurkunde soll eine heute 23-Jährige als Ärztin in Krankenhäusern in Meppen und Geestland (beides Niedersachsen) eingestellt worden sein dabei hatte sie nur eine nicht-abgeschlossene Ausbildung zur Krankenpflegerin. Bei mehreren Menschen soll sie medizinische Eingriffe durchgeführt haben. Heute (12. Februar) musste sie sich vor dem Landgericht Osnabrück verantworten.

Selbstständig Patienten behandelt

Der Rummel um ihre Person scheint der Angeklagten unangenehm zu sein. Beim Prozess versteckt sich die 23-Jährige vermutlich unter einer Perücke, bricht direkt zu Beginn des Prozesses in Tränen aus. Die Vorwürfe gegen sie wiegen schwer: gewerbsmäßiger Betrug, Urkundenfälschung, gefährliche Körperverletzung und Missbrauch von Berufsbezeichnungen.

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Im Zeitraum von Februar bis Oktober 2022 soll sie sich laut Staatsanwaltschaft eine gefälschte Approbationsurkunde besorgt haben und dadurch in zwei Kliniken angestellt worden sein. In einer der beiden Kliniken soll sie dann selbstständig zumindest sieben Patienten behandelt – etwa in der Unfallchirurgie Körperstellen betäubt und Schnittwunden genäht – haben. Ihr Motiv war ein übersteigertes Geltungsbedürfnis glaubt die Staatsanwaltschaft.

Im Video: Wie sich ein Betrüger mittels falscher Identität als Arzt ausgegeben konnte

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Rettungssanitäter entlarvt falsche Ärztin

So soll die 23-Jährige sogar behauptet haben, an der renommierten Stanford Universität in Kalifornien Medizin studiert zu haben – dabei hatte sie eigentlich nur eine nicht-abgeschlossene Ausbildung zur Krankenpflegerin vorzuweisen. Vor Gericht sagt sie heute aus, sie sei von ihrem damaligen Freund zu den Taten überredet worden, weil diesem ihr eigentlicher Beruf nicht gut genug gewesen sei. Doch ein Bekannter dieses Freundes – selbst Rettungssanitäter – wird damals misstrauisch.

Ingo Perida entlarvt die falsche Ärztin
Ingo Perida entlarvt die falsche Ärztin
RTL

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Denn Ingo Perida macht die für das Alter der Angeklagten vermeintlich beeindruckende Vita stutzig, der Rettungssanitäter glaubt ihre Geschichten nicht. „Sie hatte fachlich überhaupt kein Wissen, Fachtermina kannte sie nicht”, erklärt er im Gespräch mit RTL. „Ich fragte sie, was sie für eine Fachrichtung hat und sie sagte ‘Neuro’. Ich sagte: ‘Ja, was denn? Neurochirurgie oder Neurologie?’ ‘Nein. Neurochirurgie.’ Und ja, das passte nicht. Mit 21 bist du noch nicht so weit.” Der 59-Jährige will Schlimmeres verhindern, wendet sich an die Vorgesetzten der Frau und bringt die Ermittlungen so ins Rollen.

Betrügerin droht Freiheitsstrafe

„Gott sei Dank”, so Ingo Perida darüber, dass er die falsche Ärztin entlarven konnte und dies nun zur Strafverhandlung führte. Er bezeichnet es als seine Pflicht. Der falschen Ärztin könnte bei einer Verurteilung sogar eine Freiheitsstrafe drohen. Ein Urteil wird Ende Februar erwartet. Ihren Traumjob hat die 23-Jährige übrigens immer noch nicht aufgegeben. Sie erzählt vor Gericht, sie studiere im 4. Semester Medizin.