„Ich bin wirklich froh, dass es endlich so weit ist”Cold Case Maria Köhler endlich gelöst – jetzt spricht ihre Schwester

41 Jahre lang wusste Christine P. nicht, wer ihre Schwester ermordet hat – bis jetzt.
Ein heute 66-Jähriger gesteht vor Kurzem, im Jahr 1984 in Aschaffenburg seine damalige Freundin Maria Köhler getötet zu haben. Marias Schwester Christine P. hat nun traurige Gewissheit. Im RTL-Interview erinnert sie sich an Maria und wie es ihr vor Prozessbeginn geht.
Christine P. kann das Geständnis zunächst nicht glauben
Als Christine P. den alles verändernden Anruf der Polizei erhält, habe sie es erst nicht glauben können. „Da war ich am Telefon zuerst richtig sprachlos”, erzählt die heute 67-Jährige im Gespräch mit RTL. Erst hinterher habe sie verarbeiten können, dass der mutmaßliche Mörder ihrer Schwester nach all den Jahren gefasst worden sein soll. Danach sei sie zu Marias Grab gefahren und habe ihr alles erzählt. „Irgendwie brauchte ich das”, sagt sie mit Tränen in den Augen.
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Mehr als 40 Jahre lang wussten sie und ihre Familie nicht, was Maria Köhler zugestoßen war. Der Verdächtige soll seine Ex-Freundin, eine angehende Krankenschwester, in einem Aschaffenburger Wohnheim mit einem Schal erwürgt haben. Die damals 19-Jährige hatte sich von ihm getrennt und eine neue Beziehung begonnen, was die Ermittler als mögliches Eifersuchtsmotiv deuten. Zwei Tage später wurde Maria von einer Vorgesetzten gefunden. Nach der Tat floh der Mann laut den Ermittlern über Frankfurt in die Türkei, wo er geboren wurde. Erst im Juli 2025 konnte die Polizei den heute 66-Jährigen in der Türkei festnehmen. Am 12. September wurde er nach Deutschland überstellt. Oberstaatsanwalt Jürgen Bundschuh sieht derzeit die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe als erfüllt an. In einer dreistündigen Vernehmung soll der Verdächtige gestanden haben. „Er hat umfangreiche Angaben zur Sache gemacht und die Tötung der Maria Köhler eingeräumt”, sagt Oberstaatsanwalt Jürgen Bundschuh.
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Er wollte ihre Schwester heiraten
Mit dem Geständnis komme nun alles wieder hoch, sagt Christine P. Es fühle sich an, „als wäre das jetzt oder erst vor einem Monat passiert.” Den Ex-Freund ihrer fast acht Jahre jüngeren Schwester hätte sie damals nur ein einziges Mal gesehen, erinnert sie sich. „Sie hat mir nie alles erzählt, aber ich glaube, so hundertprozentig war die Beziehung nie.” Trotzdem habe der Mann ihre kleine Schwester heiraten wollen: „Er wollte sie heiraten, damit er hier bleiben kann [...]. Sie hat gemeint, dass kann sie auf keinen Fall machen.” Seine Hochzeitspläne verwirklicht der Beschuldigte nach der Tat in der Türkei. Dort heiratet er eine deutsche Frau und zieht Ende 2014 zurück in die Stadt, in der er Maria Köhler umgebracht haben soll. „Der hat praktisch ein zweites Leben gehabt unter falschem Namen, hat so getan, als wäre nichts passiert. Sie mache dieses Verhalten völlig sprachlos.

Maria Köhlers Vater wird nie erfahren, wer der Mörder ist
Trotz des Schmerzes sei sie froh, dass es nun Gewissheit gebe. Auch, wenn ihr Vater nicht mehr erfahren wird, wer seine Tochter umgebracht hat. „Mein Vater ist schon seit 21 Jahren tot.” Ihre Mutter sei zwar dement und lebe im Heim, aber sie habe die aktuellen Entwicklungen realisiert. „Meine Mutter hat angefangen, richtig zu weinen.”
Wenn es zum Prozess kommt, möchten Christine P. und ihre andere Schwester als Nebenklägerinnen dabei sein. Obwohl sie sich so lange Gerechtigkeit gewünscht habe, mache ihr der Prozess Angst, gibt Christine P. zu: „Dass man dann praktisch dem Mörder von unserer Schwester gegenübersitzt, das wird nicht einfach für uns.” Sie erhoffe sich, dass ihre Familie damit endlich zur Ruhe kommen könne. Zum mutmaßlichen Täter sagt sie: „Ich hoffe, dass er seine gerechte Strafe kriegt.”
Wenn die Familie zusammenkomme, sei ihr der Verlust ihrer Schwester besonders bewusst: „Irgendjemand fehlt da immer”, sagt Christine P. Im April 2025 wäre Maria Köhler 60 Jahre alt geworden. An Marias Geburtstagen stellt sich Christine P. immer vor, wie ihre Schwester heute wäre. In ihrer Erinnerung ist Maria eine Jugendliche geblieben: „Sie war immer so lebensfroh, immer fröhlich und gut gelaunt.”
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherchen, dpa