Farhad N. war „gläubig und koraninteressiert“RTL-Reporter spricht mit einem Bekannten des Münchner Tatverdächtigen
Wie tickte der mutmaßliche Täter von München?
Einen Tag nach dem Anschlag ist das Motiv von Farhad N. klar. Er hatte eine „islamistische Tatmotivation” und raste deshalb mit seinem Auto in einen Demonstrationszug. RTL hat mit einem Bekannten von Farhad N. gesprochen, der noch vor wenigen Tagen mit ihm essen ging. Der Mann ist Mitte 30 und möchte zu seinem Schutz anonym bleiben. Wir nennen ihn Moritz. Was als zaghafte Freundschaft begann, endete in einer Katastrophe.
Männer knüpfen erste Kontakte im Fitnessstudio
Farhad und Moritz verbindet die gegenseitige Anerkennung für ihre Muskeln und ihre sportliche Leistung. Fast täglich liefen sie sich in einem Münchener Fitnessstudio über den Weg. Sie beide sind ambitionierte Bodybuilder. Der Attentäter Farhad N. nahm in der Vergangenheit auch erfolgreich an Wettkämpfen in Deutschland teil. Das imponierte Moritz.
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Die beiden kamen zwischen ihren Übungen immer wieder ins Gespräch, erinnert sich Moritz. Sie folgten sich gegenseitig auf Instagram und posteten motivierende Kommentare unter die Fotos, die beide von ihren Trainingsfortschritten veröffentlichten.
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„In der vergangenen Woche lud mich Farhad dann zum Essen ein“, sagt Moritz im Gespräch mit RTL. Er habe sich über die Einladung gefreut. Vielleicht hätte es der Beginn einer Männerfreundschaft werden können.
Gemeinsame Fahrt im Tatfahrzeug
Farhad holt Moritz an dessen Wohnung mit dem Auto ab. Er fährt den weißen Mini Cooper, mit dem er am Donnerstag (13. Februar) 36 Menschen teils schwer verletzt hat. Die beiden steuern einen Burgerladen im Münchener Nordwesten an. Dort ist Farhad gut bekannt, er kommt regelmäßig vorbei.
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Im Gespräch merkt Moritz zum ersten Mal, dass Farhad sehr „gläubig und koraninteressiert“ ist. Sie philosophieren über das Leben und sprechen dann auch über Frauen. Farhad beklagt sich, dass Frauen in Deutschland so „freizügig“ leben würden, erzählt Moritz. Ihn würde es stören, wenn Frauen vor der Ehe mehrere Sexpartner haben. „Solche Frauen willst du nicht mehr heiraten“, habe Farhad gesagt.
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Während des Gesprächs ist sich Moritz nicht immer sicher, ob er Farhad richtig versteht. Die Sprachbarriere erschwert die Unterhaltung. Denn Farhad spricht gebrochenes Deutsch.
Plötzlich sind die Taliban ein Thema
Die beiden wechseln das Thema und sprechen über Farhads Heimat Afghanistan. Moritz fragt nach den Taliban und ihrem Einfluss im Land. Farhad entgegnet, dass er die Taliban kritisch sehe. Sie würden den Islam nicht „ordentlich ausleben“.
Insgeheim würden sie religiöse Regeln deutlich lockerer handhaben, als sie nach außen vorgeben. Moritz ist sich nicht sicher, wie er das verstehen soll. Sind die Taliban laut Farhad zu wenig radikal und nicht religiös genug? Er fragt nicht nach, damit es zwischen den beiden nicht zu einer Meinungsverschiedenheit kommt.
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Nach dem Treffen gewinnt Moritz den Eindruck, dass Farhad „verloren in der Welt“ sei. „Er wirkte auf mich wie ein Mensch, der vom Leben enttäuscht ist“, sagt er unserem RTL-Reporter. Vor dem letzten Bodybuilding-Wettkampf an dem Farhad teilgenommen hat, habe sein Trainer die Zusammenarbeit mit ihm beendet. Offenbar konnte sich Farhad den Trainer nicht mehr leisten, berichtet Moritz. Dazu passt eine Schilderung der Süddeutschen Zeitung: Reporter haben mit den Betreibern des Burgerladens gesprochen. Laut den Angaben des Restaurants habe Farhad die Rechnung des gemeinsamen Essens mit Moritz anschreiben lassen, weil er nicht genug Geld hatte.
Die Ereignisse von Donnerstag haben Moritz schockiert. Trotz der Andeutungen, die Farhad im Gespräch gemacht habe, sei für ihn undenkbar gewesen, dass der Afghane ein radikaler Islamist sein könnte.