Betrugsversuch fliegt auf
AfD-Mann will sich mit Perücke und Falschnamen bei Wagenknecht einschleusen

Wolf im Schafspelz oder Schaf im Wolfspelz?
Ein AfD-Politiker ist beim Versuch gescheitert, mit falscher Identität und Perücke der „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) beizutreten. Das berichtet das ZDF, das den Betrugsversuch zufällig filmte.
Zum Treffen bringt er eine Flasche Wein mit
Der skurrile Vorfall ereignet sich im Dezember vergangenen Jahres. Zufällig ist ein ZDF-Team dabei, als sich der Bewerber mit dem falschen Namen Hans Kappelt bei BSW-Frau Sabine Zimmermann vorstellt, berichtet der Sender. Zimmermann ist seinerzeit Landeskoordinatorin der neuen Wagenknecht-Gruppierung für die Bundesländer Sachsen und Brandenburg.

Zu diesem Zeitpunkt ist das Bündnis noch keine Partei, sondern erst auf dem Weg dorthin. Zimmermann trifft sich im Auftrag von Sahra Wagenknecht mit potentiellen Parteimitgliedern, castet sie, wie es in dem Bericht heißt.
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BSW-Frau weiß nicht, dass sie einen AfD-Mann trifft
Das Treffen des Mannes vom rechten Rand des Parteienspektrums mit der Frau aus dem eher linken Milieu findet in einem Berliner Hotel statt. Die Kameras sind dabei, weil das ZDF eine Dokumentation über das BSW dreht. Der Bewerber ist einverstanden, dass gedreht wird. Dem Bericht zufolge wissen weder Zimmermann noch ZDF zu diesem Zeitpunkt, dass er gar nicht Hans Kappelt, sondern AfD-Mann Olaf Kappelt ist.
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Bei dem Gespräch bringt er als Gastgeschenk eine Flasche Wein, spielt Interesse an der neuen Partei vor, erkundigt sich mit vielen Fragen. Koordinatorin Zimmermann ist von dem Bewerber offenbar so angetan, dass sie ihn zum Gründungsparteitag des BWS einlädt.
„Da sieht man, wie wichtig es ist, dass wir uns die Leute genau anschauen”
Dass er dennoch nicht Mitglied wird, verdankt er der Aufmerksamkeit anderer Wagenknecht-Unterstützer, die gemeinsam mit Zimmermann in einer WhatsApp-Gruppe aktiv sind. Dort erkennt jemand den Mann mit der auffälligen Zahnlücke als Olaf Kappelt, der vor einigen Jahren AfD-Spitzenkandidat in Bremen war, so das ZDF weiter.
Zimmermann, heute Landeschefin des BSW in Sachsen, ruft den Schummler an, der versucht sich rauszureden, natürlich vergeblich. Die heutige BSW-Landeschefin von Sachsen sagt dem Sender zu dem Vorfall: „Da sieht man, wie wichtig es ist, dass wir uns die Leute genau anschauen, mit denen wir zusammenarbeiten”, erklärt Zimmermann dem Sender.
BSW hat keine 1.000 Mitglieder
Auch die Parteigründerin und Namensgeberin äußert sich. So etwas lasse sich nicht hundertprozentig ausschließen, zumal, wenn es so trickreich passiere. „Aber wir können durch unser jetziges Verfahren zumindest ausschließen, dass in einem Landesverband eine starke Strömung solcher Leute entsteht“, so Wagenknecht.

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Wie der Sender ntv berichtet, sei das BSW bei der Mitgliederaufnahme sehr zurückhaltend und prüfe, mit wem es sich einlässt. So wolle die Partei vermeiden, „zu einem Sammelbecken von ehemaligen AfDlern, anderen Rechtsextremisten oder auch Personen zu werden, die Verschwörungserzählungen verbreiten.“ Das Bündnis habe weniger als 1.000 Mitglieder, heißt es weiter. (uvo)