„Lass dir mal ein Kind machen, altes Mädchen!“
Ist Bridget Jones toxisch? Vier Botschaften aus dem Kultfilm, die heute nicht mehr gehen

„Nicht dünner, nicht klüger?“
Das fragt Bridget ihren Mark Darcy, als er ihr plötzlich sagt, dass er sie so mag, wie sie ist. Und auch wir alle lieben die unsichere Britin nun schon seit mehr als zwei Jahrzehnten. Im Kultfilm „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“ kämpft sie sich mit Anfang 30 durch den Alltag. Und gerade, weil es bei ihr vermeintlich schlecht läuft, finden wir sie so liebenswert. Der Film ist und bleibt erfolgreich und ist gerade in der Vorweihnachtszeit immer wieder extrem beliebt, auch bei mir. Doch so sehr ich den Streifen auch mag – 2024 fällt wohl selbst dem wohlwollendsten Fan auf, dass vier Botschaften aus dem Film nicht mehr ganz zeitgemäß sind.
Bridget Jones, die Versagerin ohne Mann und Kind?
Rauchen wie ein Schlot, Trinken hart an der Grenze zum Alkoholismus und Selbstkritik im Überfluss, weil sie den Mann fürs Leben noch nicht gefunden hat – all das ist Bridget Jones. 2001 fanden wir den Film in erster Linie lustig, und das ist größtenteils auch so geblieben. Für ihre Rolle wurde Schauspielerin Renée Zellweger 2002 sogar für den Oscar nominiert. Fans freuen sich auf den fünften Teil, der 2025 in die Kinos kommt.
RTL+ Streaming-Tipp: Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück
Doch wer mit den Augen von heute auf den ersten Teil aus dem Jahr 2001 blickt, dem fallen mit Sicherheit ein paar problematische Botschaften auf, die Filmemacher heute wahrscheinlich anders aufgreifen würden. Jedes Kunstwerk hat seine Zeit und so auch dieser Film! Das ist völlig in Ordnung. Aber genauso wichtig ist auch, dass wir uns gesellschaftlich in den letzten mehr als zwei Jahrzehnten weiterentwickelt haben.
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1. Quatsch-Botschaft: Selbsthass ist angemessen, nur weil ein Partner fehlt
„Ich bin in allen Bereichen eine Niete.“
Das sagt Bridget Jones, und das ist, objektiv betrachtet, ziemlicher Blödsinn! Sie hat einen Verlagsjob, später sogar eine richtig aufregende Stelle bei einem TV-Sender, drei wirklich nette Freunde und Eltern, die sie lieben. Doch Bridget kommt vor allen Dingen deshalb zu dieser Einschätzung, weil sie mit 33 Jahren noch Single ist und kinderlos.
Bei einem Dinner, bei dem Bridget die einzige Single-Frau ist, wird sie sogar von einem Mann gefragt, warum so viele Frauen in ihrem Alter noch keine Familie haben. Bridget steht währenddessen regelrecht am Pranger. Das alles ist zwar auch heute noch für uns Frauen ein Thema, aber zum Glück wird weniger vorwurfsvoll damit umgegangen, auch in Filmen und Serien. Es gibt mehr gesellschaftliche Akzeptanz zum Beispiel für Frauen, die gar keine Kinder wollen oder spät eine Familie gründen.
Selbsthass – nur, weil man Single ist? Darüber sind wir hinweg!
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2. Fatale Botschaft: Eine 33-Jährige ohne Mann und Kind ist weniger wert
„Lass dir mal ein Kind machen, altes Mädchen!“
Kommen wir nun zu einer fatalen Botschaft, die im Film vorkommt, wenn auch humorvoll überspitzt. Der besagte Mann sagt beim Dinner mit Pärchen-Freunden tatsächlich diesen Satz und bringt die frisch Getrennte damit in Verlegenheit.
Was bei dieser Aussage zweifellos mitschwingt, ist eine Abwertung von Frauen, die Anfang 30 noch keine Kinder haben – oder keine Kinder wollen. Ja, es ist nur ein Film, aber jedes filmische Erzeugnis vermittelt einen Einblick in die Werte der echten Welt. Und 2024 würden wir einen Ü-30-Witz in diese Richtung anders verpacken, um eben nicht in Verdacht zu geraten, den Wert einer Frau nur nach ihrem Familienstatus zu beurteilen.

3. Toxisches Männerbild – denn Daniel hat keine Chance mehr verdient
Lügen, Betrug, toxische Beziehung!
Das klingt hart, aber all das zeigt uns Hugh Grant, alias „Daniel“ im Film. Denn er betrügt Bridget. Und spätestens danach hätte es mit ihnen vorbei sein sollen, trotz seiner wunderschönen blauen Augen. Doch nach einer fadenscheinigen Erklärung für sein schlechtes Verhalten bekommt er an ihrem 33. Geburtstag, als er die Party unangekündigt crasht, fast schon wieder eine Chance. Hier zeigt uns der Film, dass diese toxische Beziehung ein Stück weit romantisiert wird. Auch das wäre heute anders.

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4. Dürr sein als alleiniges Schönheitsideal? Heute gibt es mehr Body Positivity
„Ich lasse mich doch nicht von dieser abgemagerten Ami-Zicke unterkriegen.“
Das sagt Bridget über die Frau, mit der Hugh Grant sie betrogen hat. So sehr man ihren Unmut über diese Person nachvollziehen kann, so falsch ist es aber auch, dass sie ihre Kontrahentin wegen ihres Körpers abwertet. Bridget selbst wird aber auch von ihr auf ihre angebliche Körperfülle angesprochen und findet sich selbst sowieso immer zu dick.
Mittlerweile gibt es Plus-Size Models wie Sand am Meer, und das Schönheitsideal des Dünnseins ist aufgeweicht. Heute würde ein Film wie Bridget Jones viel mehr Body Positivity wagen und die Protagonistin würde uns nicht mehr als übergewichtig verkauft werden – und wenn, wäre das kein Problem.
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Wir sind doch alle ein bisschen Bridget Jones
Auch wenn wir heute in einer anderen Zeit leben, bleibt der Film ein absoluter Klassiker. Und auch ich zähle ihn nach wie vor zu meinen Favoriten. Schließlich ist es Bridget, die uns allen zeigt, was eine Harke ist und mit starken Sprüchen unverfroren ihr Ding macht. Und irgendwie tragen wir doch alle eine innere Bridget in uns, wenn wir unsicher sind und nicht wissen, ob wir unsere Lebensziele erreichen werden. Die Kunst ist, dann trotzdem weiterzumachen. Und wie Bridget damit umgeht, könnt ihr euch aktuell auf RTL+ ansehen und euch ein Bild davon machen, wie viel sich seit damals verändert hat.