Gut abgesichert in Zeiten des KlimawandelsBenötige ich auch als Mieter eine Elementarschutz-Versicherung?

Sandsäcke liegen vor einem Haus in Passau.
Wetterphänomene werden immer extremer. Welche Versicherung brauche ich als Mieter? Wir klären auf.
Armin Weigel/dpa

Starkregen, Überschwemmungen, Trockenheit - das Wetter wird immer extremer. Wie kann ich mein Hab und Gut da richtig absichern?

Außer Frage steht: Der Klimawandel führt zu immer häufigeren Extremwetter-Ereignissen. Viele Menschen stellen sich die Frage, was sie tun müssen, um im Fall sinnvoll versichert zu sein. Benötige ich einen umfassenden Schutz auch als Mieter? Wir haben bei zwei Experten nachgefragt.

Die Luft kann immer mehr Feuchtigkeit aufnehmen

Starkregen und Überschwemmungen - auf diese Wetterphänomene müssen wir uns in Zukunft einstellen.

Meteorologen wie Jörg Kachelmann wissen: Steigende Temperaturen bedeuten, dass Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, genauer gesagt sieben Prozent pro Grad. Das kann sich auch bei uns in Deutschland darin äußern, dass mehr Regen fällt. Laut Copernicus Climate Change Service der EU lag der globale Temperaturanstieg im Mai 2024 bereits bei plus 1,63 Grad Celsius - vom Klimaziel von maximal 1,5 Grad Celsius Erwärmung müssen wir uns demnach langsam verabschieden.

Die Folgen bekommen die Menschen immer häufiger zu spüren: Am 13. und 14. Juli 2021 fielen im Westen Deutschlands sowie in Teilen Belgiens und Luxemburgs enorme Regenmengen von 100 bis 150 mm - für das Ahrtal eine Katastrophe. In diesem Jahr versinken zahlreiche Landkreise in Süddeutschland in enormen Regenmengen, ganze Existenzen werden vernichtet.

Aber auch in Regionen, die nicht in unmittelbarer Nähe von Flüssen, Bächen und Tälern liegen, können Starkregenereignisse enorme Schäden anrichten.

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Diese Fälle deckt eine Elementarschadenversicherung ab

Die meisten Menschen haben in der Regel drei Versicherungen für ihr Hab und Gut: eine Wohngebäudeversicherung für alles, was die Immobilie und das Haus selbst umfasst, eine Hausratversicherung für alles, was in der Wohnung oder dem Haus ist - Möbel, Fernseher, Elektrogeräte - , und eine Kfz-Versicherung. Schäden durch Starkregen, Hochwasser und andere Katastrophen sind damit nicht abgedeckt. Dafür muss eine erweiterte Naturgefahrenversicherung, die sogenannte Elementarschadenversicherung, hinzugebucht werden.

Diese erweiterte Naturgefahrenversicherung schützt vor den finanziellen Folgen von Schäden, die verursacht werden durch

  • Überschwemmung durch Starkregen

  • Hochwasser

  • Rückstau infolge Starkregen oder Hochwasser

  • Schneedruck

  • Lawinen/Erdrutsch

  • Erdsenkung

  • Erdbeben

  • Vulkanausbruch

Versichert sind - je nach Vertrag - das Gebäude und/oder der Hausrat.

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Zusatzbaustein auch für Mieter sinnvoll

„Die Elementarversicherung ist entscheidend, gerade jetzt angesichts der Hochwasser- und Überschwemmungssituation in Süddeutschland”, sagt Dr. Marc Daniel Zimmermann vom Axa-Konzern in Köln im Interview mit RTL. Das gilt auch für Mieter - denn bei Starkregen kann auch der Keller eines Mietshauses volllaufen. „Eine Elementarversicherung im Hausratbereich ist daher auch für Mieter empfehlenswert”, so der Versicherungsexperte. Denn: „Auch in einer gemieteten Immobilie oder Wohnung kann es zu einer Überschwemmungssituation kommen und dann werden vielleicht die Waschmaschine oder Elektrogeräte im Keller zerstört, die dann von der Hausratversicherung ersetzt werden.”

Eine Elementarversicherung kann zusätzlich zum bestehenden Vertrag abgeschlossen werden.

„Im Moment ist es so, dass im Schnitt wahrscheinlich nur jeder zweite Haushalt so versichert ist”, schätzt RTL-Verbraucherexperte Ron Perduss die Lage ein. „Deshalb gibt es einige, die eben keine Elementarschadenversicherung haben und auf den Kosten sitzen bleiben.” Er bestätigt die Einschätzung des Axa-Experten: Generell sollte jeder Hausbesitzer oder auch Wohnungseigentümer oder Mieter, der in einem gefährdeten Gebiet wohnt, über den Abschluss einer Elementarversicherung nachdenken. „Wir dürfen nicht vergessen, dass durch den Klimawandel immer mehr Regionen von Wetterphänomenen betroffen sein werden”, so Perduss.

Beim Gesamtverband der Versicherer (GDV) kann jeder sein persönliches Risiko in einem Online-Hochwassercheck ermitteln.

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Elementarschadenversicherung nicht übereilt abschließen

Da es sich bei der Elementarschadenversicherung um einen Zusatzbaustein zur Wohngebäude- oder Hausratversicherung handelt, sollten sich Interessierte zunächst beim eigenen Versicherer über Tarife und Kosten informieren, rät der Verbraucherexperte. „Dann sollte man kalkulieren: Was würde mich ein Neuabschluss bei einer anderen Versicherung kosten? Das geht am einfachsten über Preisvergleichsportale.”

Wer in Risikogebieten die Prämien niedrig halten möchte, dem empfiehlt der RTL-Experte, eine höhere Selbstbeteiligung zu vereinbaren. „So hart das klingt: Aber wenn ein größerer Schaden am Haus entsteht, wir reden hier vielleicht von 30.000 bis 40.000 Euro, dann ist eine Selbstbeteiligung von 5.000 Euro zwar ein hoher Betrag”, sagt Perduss, „aber im Verhältnis zur Schadenshöhe kann man den vielleicht aufbringen und sorgt so dafür, dass die Prämie leistbar bleibt.”

Zudem gebe es innerhalb der Elementarschadenversicherung verschiedene Einzelpunkte, die man sich genauer anschauen sollte. „Nicht vorschnell abschließen, sondern genau hinschauen: Was benötige ich eigentlich als Baustein?” Seine Empfehlung: Immer auf Beratung setzen, zum Beispiel durch einen unabhängigen Honorarberater. „Das Thema ist sehr sensibel, im schlimmsten Fall bleibt man auf seinem Schaden sitzen, wenn die Versicherung nicht gut gemacht ist.” (ija)