Zwei Tote und elf Verletzte bei Vater-Kind-Zelten - Radlader-Fahrer verurteilt

„Das Letzte, was ich wollte, war jemandem zu schaden"

Stephan I. - der ehemalige Bürgermeister von Toppenstedt - muss sich am Landgericht Lüneburg verantworten.
Es tue ihm „unendlich leid", versichert der Angeklagte kurz vor der Urteilsverkündung.
RTL Nord
von Juliana Schatzschneider, Rafael Hein und Daniel Kandora

„Ich kann mich nur demütig entschuldigen!“
Vor fast acht Monaten endet ein beliebtes Vater-Kind-Zelten in Toppenstedt (Niedersachsen) jäh mit dem Tod zweier Menschen und elf teilweise schwer verletzten Kindern, als eine Gitterbox von einem Radlader abstürzt. Der Fahrer der Maschine musste sich dafür vor Gericht verantworten – jetzt ist ein Urteil gefallen.
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Bewährungsstrafe für Stefan I.

Um kurz nach 14 Uhr endet an diesem Dienstag (6. Februar) die gerichtliche Aufarbeitung des dramatischen Unfalls in Toppenstedt. Stefan I., der den Radlader bedient hatte, wird zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung verurteilt.

Der Richter spricht in seiner Urteilsbegründung von einer „Kette an Ursachen“, die zu dieser „Katastrophe“ geführt hätten – angefangen damit, dass die Gitterbox nicht für den Transport von Menschen hätte benutzt werden dürfen. Es sei schwer gewesen, eine Strafe für diesen Fall zu finden. Für Stefan I. spreche, dass er die volle Verantwortung übernehme. „Jeder weiß, Sie werden das nicht wieder tun.“

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Gutachter schließt technisches Versagen aus

24.06.2023, Niedersachsen, Toppenstedt: Eine Gitterbox samt Gabeln von dem in den Unfall verwickelten Radlader wird aufgeladen. Bei dem Unfall in einem Zeltlager für Väter und Kinder im Landkreis Harburg waren am Samstagabend ein fünf Jahre alter Junge und ein 39-jähriger Mann ums Leben gekommen. Der Radlader hatte die Freizeitgruppe nach Angaben der Polizei in einem Transportkorb über einen Feldweg gefahren. Die verletzten Kinder sind zwischen vier und zehn Jahre alt. Foto: Philipp Schulze/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Stefan I. hat in dieser Gitterbox viele Kinder und einen Erwachsenen umhergefahren.
phs sei, dpa, Philipp Schulze

Bei dem Fall ging es auch um die Frage, ob der Grund für das schreckliche Unglück nur menschliches oder auch technisches Versagen war und eventuell ein Sicherheitsmechanismus des Radladers nicht richtig funktioniert haben könnte. In einem neuen Gutachten konnte jetzt ein technisches Versagen ausgeschlossen werden.

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Angeklagter: Muss Gutachten akzeptieren

„Ich kann mich nur demütig entschuldigen. Ich habe es für die leuchtenden Kinderaugen getan. Das Letzte, was ich wollte, war jemandem zu schaden. Es tut mir unendlich Leid“, sagt Stefan I. noch kurz vor der Urteilsverkündung. Das Ergebnis des neuen Gutachtens müsse er akzeptieren. Er möchte auch den Trauernden und Betroffenen „nochmal die Hand reichen und Hilfe anbieten“, aber respektiere auch, dass sie noch trauern.

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Unbeschwerte Zeit im Zeltlager endet in Tragödie

Der folgenschwere Unfall ereignet sich am 24. Juni 2023 während eines Vater-Kind-Zeltlagers in der kleinen Gemeinde südlich von Hamburg. Stefan I., damals noch Bürgermeister von Toppenstedt, transportiert mit seinem Radlader eine Gitterbox, in der sich mehrere Teilnehmer der Freizeit befinden. Plötzlich stürzt die Box zu Boden, überschlägt sich und nur wenige Momente später sind zwei Menschen tot: Ein Vater und ein fünfjähriger Junge. Elf weitere Kinder werden verletzt, einige davon schwer - darunter auch zwei Töchter des Angeklagten.