Kleiner Nick (23 Monate) zu Tode misshandelt
Bestatter Andreas Guhl spricht über seinen schwersten Fall: "Das überstieg die Vorstellungskraft“

Der zwei Jahre alte Nick kam am Donnerstag schwer verletzt ins Krankenhaus in Bopfingen im Ostalbkreis, wo er wenig später verstarb. Sein Stiefvater wurde festgenommen, der Mann soll Nick misshandelt haben. Nun spricht der Bestatter des kleinen Jungen bei RTL. Er hat die Leiche des Kindes aus dem Krankenhaus abgeholt.
Bestatter Andreas Guhl ist schockiert, als er die Geschichte des kleinen Nick hört

„Wir haben jeden Tag mit dem Tod zu tun. Wenn Kinder sterben, ist es immer tragisch, auch für uns, aber dieser Junge wurde totgeprügelt. Der Kleine hatte keine Chance.“ Andreas Guhl (44) ist Bestatter. Wenn er über diesen Fall spricht, fällt es ihm sichtlich schwer.
Guhl wurde von der Familie des kleinen Nick informiert, dass der Junge verstorben sei. Als er die Geschichte hörte, war er schockiert: „Weil so was eben nicht alltäglich bei uns vorkommt.“ Denn der kleine Nick soll vom Lebensgefährten seiner Mutter so stark misshandelt worden sein, dass er daran starb.
Guhl holte die Leiche des toten Kindes aus dem Krankenhaus ab
Selbst für einen Bestatter, der den Umgang mit Tod und Sterben gewohnt ist, ist der Fall schwer zu verkraften: „Man versteht es nicht, warum so ein unschuldiges Wesen, so plötzlich aus dem Leben gerissen wird. Man kann schnell reinrutschen, dass man jemanden schubst, aber das ist nicht passiert in dem Fall. Es war scheinbar pure Gewalt“, so Guhl.
Nach der Freigabe der Staatsanwaltschaft holt er den toten Nick mit seinem Kollegen aus dem Krankenhaus ab: „Auf der Fahrt dahin haben wir uns gefragt, was uns erwartet, wie das Kind aussieht“, erzählt er im RTL-Interview.
Frage nach dem "Warum?" lässt Bestatter Guhl nicht los
In der Leichenkühlhalle des Krankenhauses sieht er dann den großen, schwarzen Sack. Den habe er geöffnet, vorsichtig, bedächtig, fast schon ängstlich: „Da gucken dich verstorbene Augen an, halb geöffnet. Da musste ich den Sack für mich rein emotional auch schnell wieder zu machen, weil ich das auf den ersten Anblick hin nicht ganz angucken konnte.“
„Bestatter ist mein Beruf. Aber das, was mit Nick passiert ist, hat unsere Grenzen auch gefordert. Das überstieg die Vorstellungskraft“, so Guhl. „Der Kleine hatte keine Chance.“ Besonders zu schaffen macht ihm die Frage nach dem Warum. Er kann sich nicht vorstellen, dass niemand etwas von der Misshandlung mitbekommen haben soll. (jmu)
Kindesmisshandlung: Was kann ich bei einem Verdacht tun?
Kindesmisshandlung ist ein Verbrechen. Sollten Sie den Verdacht haben, dass ein Kind in Ihrer Umgebung Opfer von Misshandlung wird, kann es nützlich sein, staatliche Stellen zu informieren. Wann immer Sie das Gefühl haben, dass Gefahr im Verzug ist, rufen Sie zunächst die Polizei. In allen anderen Fällen sollte das Jugendamt benachrichtigt werden.
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