Deutsche Leichtathletik will 2028 wieder Weltspitze seinZehnkampf-Europameister Niklas Kaul: Darum verlieren wir unsere Talente

ARCHIV - 17.08.2022, Bayern, München: Zehnkämpfer Niklas Kaul wird zum Sportler des Jahres in Rheinland-Pfalz gewählt. (zu dpa: «Niklas Kaul ist «Sportler des Jahres» in Rheinland-Pfalz») Foto: Angelika Warmuth/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Endlich wieder strahlend! Niklas wurde in München Zehnkampf-Europameister
dpa, Angelika Warmuth

Ziele muss man haben… Bei der Leichtathletik-WM im Sommer 2022 erlebte das deutsche Leichtathletik-Team ein echtes Desaster – insgesamt räumten sie nur vier Medaillen ab. Umso wichtiger waren die Erfolge von Gina Lückenkemper und Niklas Kaul bei den European Championships im Herbst in München. Erfolge, an welche der Deutsche Leichtathletikverband nun wieder anknüpfen will. 2028 wolle man wieder zur „Weltspitze gehören“, erklärt DLV-Generaldirektor Idriss Gonschinska im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Doch der Weg dahin ist weit, das weiß auch Zehnkampf-Champion Niklas Kaul (25).

Kaul: Das muss sich in der deutschen Leichtathletik verändern

2019 siegte er sensationell bei den Weltmeisterschaften in Doha, 2022 gewann er nicht weniger sensationell und vor allem überraschend den EM-Titel in München. Doch trotz seines Erfolgs ist ihm bewusst, dass in der deutschen Leichtathletik einiges besser werden muss. „Leichtathletik wird global immer stärker betrieben. Immer mehr Länder bringen gute Athleten hervor. Dadurch hat sich die Ausgangssituation geändert. Zum anderen muss man schauen, wie man es schafft, dass Jugendliche nach der Schule mit Leichtathletik nicht aufhören. Ich glaube, man verliert gerade in der Zeit sehr viele Talente.“

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Konkret: Der Übergang von Schule zu Studium oder Beruf muss besser werden. „Die meisten denken, dass sie Leistungssport und Studium nicht verbinden können und sagen dann ‘ich mache jetzt mal lieber was Ordentliches’, weil das Studium für meine berufliche Zukunft natürlich sehr wichtig ist. Da muss es aber bessere Wege geben, wie man beides verbinden kann.“

Kaul selbst trainiert in Mainz und studiert gleichzeitig Mathe und Physik.

Mehr Verständnis für Sport

Seine Forderung lautet daher: „Man muss Strukturen schaffen in denen mehr Verständnis für Sport besteht – dabei geht es nicht um eine geschenkte Prüfung. Sondern es braucht mehr Kommunikation. Wenn ich bei einer WM bin, kann ich nicht gleichzeitig eine Prüfung ablegen. Aus meiner Sicht würde es Sinn machen, noch mehr Partnerschulen für den Leistungssport zu entwickeln.“

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Dass Leichtathletik immer globaler wird, hat auch der DLV verstanden. Der Verband befindet sich gerade in einer umfassenden Veränderung. Man will sich in der Weltklasse etablieren, sich am Markt orientieren und Neues einbringen. Das heißt, dass man schnelle, unbürokratische Entscheidungen treffen muss - und es bedarf einer Orientierung am Weltmarkt. Bisher hat man im Ranking zur Förderung häufig nationale Verbände miteinander verglichen, aber ein erfolgreicher deutscher Verband vergleicht sich ja international, führt Gonschinska aus.

Den nächsten großen internationalen Vergleich auf der Tartanbahn gibt’s übrigens bei der WM im August 2023 in Budapest...