Interview mit "Gold-Gina" - auch über ihr blutiges EM-Gold

Gina Lückenkemper, die schnellste Frau Europas: "Habe in mein Knie hineingeschaut"

Gina Lückenkemper ist die schnellste Frau Deutschlands und Europas – und heiße Kandidatin für die Auszeichnung als Sportlerin des Jahres. Im Sommer schreibt sie bei der Leichtathletik-EM in München eine ganz besondere Helden-Geschichte. Die damals 25-Jährige stürmt über 100 Meter zu Gold, schlitzt sich mit dem Hecht-Zielsprung ihr Bein auf und muss kurz nach dem Sensations-Lauf ins Krankenhaus. Wenige Tage später ist sie wieder fit: Und holt mit der Staffel ebenfalls Gold.
Im Fragenhagel der RTL/ntv-Reporterin Hanna Klouth gewährt die Sprinterin Einblick in ihren (Trainings-)Alltag, ins Privatleben und erklärt, wieso sie Dienstage einfach nur hasst – oben im Video.

Video: So tickt Gina Lückenkemper

Erst Gold, dann Krankenhaus: "Habe in mein Knie hineingeschaut"

Sie war eine der Überraschungen der Heim-EM in München: Gina Lückenkemper sprintete im Olympiastadion zur Goldmedaille über 100 Meter. Der Athletin war aber im ersten Moment gar nicht bewusst, dass sie diesen Coup geschafft hat, wie sie im RTL/ntv-interview erklärt. „Ich hatte überhaupt keine Ahnung bei der Ziellinie, wo ich gelegen habe. Ich habe zwei Schritte vor der Ziellinie gemerkt: Du hast da eine 50:50-Chance, dass du dich auf die Nase legst. Da wusste ich schon, dass ich hinfallen werde.“ Dann kam der Gedanke: Wenn die Chance schon mal da ist, dann kannst du auch all-in gehen.

Lese-Tipp: Gina Lückenkempers Gold-Wunder endet im Krankenhaus

Lückenkemper ging all-in. Und wie. Im Foto-Finish hechtete sie zu Gold. Doch die Erlösung war noch nicht gekommen. Vom Triumph habe sie erst in dem Moment erfahren, „als das Publikum komplett ausgerastet ist.“ Für alle im Stadion sei klar gewesen, dass es eine Medaille ist, „nur für mich mal wieder nicht“, sagt sie und lacht. „Es ist echt krass gewesen, ich habe mich auch übel verletzt.“

Lese-Tipp: Gina Lückenkemper holt EM-Gold!

Im Zielbereich stürzte die Leichtathletin und riss sich mit ihren eigenen Spikes das linke Knie auf. Auch diese Schock-Verletzung fiel erst gar nicht auf. „Ich hatte so viel Adrenalin im Körper nach diesem Finale, dass ich es erst gemerkt, habe als Blut an Schienbein heruntergelaufen ist – und ich mich gefragt habe: Warum fühlt sich das so nass an? Ich habe runtergeguckt und dann in mein Knie hineingeschaut und gedacht: ‘Oh, das sollte eigentlich nicht so sein.’“

Mit Blaulicht und Gold ging’s aus dem Stadion direkt ins Krankenhaus. Ärzte nähen das lädierte Bein mit acht Stichen. Was für eine Nacht.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Video: Lückenkemper strahlt immer noch über EM-Titel

Großes Ziel ist die WM

Eine Nacht, auf die nicht ein erneuter Fall folgen soll. Schon 2018 feierte Lückenkemper einen großen Erfolg auf einer deutschen EM-Bühne, holte Silber im Einzel und Bronze mit der Mannschaft. Shootingstar Lückenkemper.

Doch in den Jahren darauf folgte Rückschlag auf Rückschlag, auch Verletzungen bremsten sie schmerzhaft aus. Lückenkemper kam plötzlich nicht mehr an ihre alten Zeiten heran.

Lese-Tipp: So tickt Sprint-Queen Lückenkemper

Sie stellte um, schloss sich in Florida einer Trainingsgruppe an. Doch auch das Ziel Olympia 2021 verfehlte sie – Verletzungsprobleme. Eine harte Zeit, durch die sich die Sprinterin durchbeißt.

2022 dann wird ihr Jahr. Ihr erfolgreichstes bisher. Zweimal EM-Gold, einmal WM-Bronze mit dem Team in Eugene. Apropos WM: Mit der Weltmeisterschaft hat sie „noch eine Rechnung offen“, betont Lückenkemper. Das große Lauf-Ziel für 2023 ist die WM, das Event sei „das große Highlight“. Und die nächste Chance, eine Helden-Geschichte zu schreiben. (msc)