Impflicht: Politik und Experten gespalten wie nie
Wüst: Bundeskanzler muss Wort halten - Ärzte-Chef dagegen

Kommt sie oder kommt sie nicht? Die Debatte um eine Impfpflicht spaltet Deutschland. Während Teile der Ärzteschaft eine verpflichtende Impfung kategorisch ablehnen, fordern die CDU-geführten Bundesländer eine sofortige Einführung. Es droht ein Showdown in der Ministerpräsidentenkonferenz.
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Wüst: Nicht mit Impfpflicht spielen
Es ist ein Thema, zu dem wohl fast jeder Deutsche eine Meinung hat: die Impfpflicht gegen Corona. Rund zwei Drittel der Deutschen (72 Prozent) sind für eine allgemeine Impfpflicht, sagten vor etwas mehr als einer Woche eine Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und ntv. Diese Mehrheit müsse nun gehört werden, findet zumindest NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst.
„Für mich ist wichtig, vorausschauend zu agieren und zum vorausschauenden Agieren in der Pandemie gehört für mich die Vorbereitung der Impfpflicht durch den Bund", so Wüst. In der „Rheinischen Post“ geht er sogar noch einen Schritt weiter. „Der Bundeskanzler hat die Impfpflicht für Februar angekündigt - dieses Wort muss gelten." Die Menschen brauchten Verlässlichkeit und Vertrauen in die Politik. Das Gefühl, dass bei einem solch sensiblen Thema wie der Impflicht taktiert und auf Zeit gespielt werde, dürfe nicht entstehen.
Scholz ließ über eine Regierungssperecherin ausrichten, er habe sich dafür ausgesprochen und habe auch gesagt, dass er im Falle einer Abstimmung im Bundestag dafür stimmen würde, und daran habe sich auch nichts geändert. Erst gestern hatte sich auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im RTL-Interview offen für eine Impfpflicht gezeigt.
Kinderärzte fordern: Impfpflicht "sofort"
Das geht dem Kinderärztepräsident Thomas Fischbach nicht weit genug. Er fordert in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" „eine allgemeine Impfpflicht, und zwar sofort!", um die Impflücke bei den Erwachsenen zu schließen. Die Politik habe sich viel zu lange vor dem unbequemen Thema gedrückt und wolle die Impfpflicht nun auf die lange Bank schieben.
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Kinder können bislang nur ab 5 Jahren geimpft werden. Es sei deshalb „unanständig“, dass sich Erwachsene nicht impfen ließen, während die Impfquote bei den Jugendlichen ab zwölf Jahren sei mit über 60 Prozent bemerkenswert hoch sei.
Streeck: Debatte über Impfpflicht ist "fehl am Platze"
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, lehnt eine allgemeine hingegen Impfpflicht kategorisch ab. „Impfen ist das wirksamste Instrument im Kampf gegen das Virus. Trotzdem halte ich nach wie vor nicht viel von einer Impfpflicht", erklärt Gassen in der „Rheinischen Post“.
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„Es gibt allein schon zu viele organisatorische Hindernisse, um dieses Vorhaben in kurzer Zeit starten zu können. Das fängt bereits beim Impfregister an. Wer soll das unter Wahrung des Datenschutzes erstellen, wo soll es gepflegt werden?" Auch die nachlassende Wirksamkeit des Impfstoffes sei ein Problem.
Kritisch äußerte sich auch der Virologe Hendrik Streeck bei „Markus Lanz“. Die Debatte über eine allgemeine Impfpflicht sei „ein bisschen fehl am Platze“. Er begründete dies unter anderem damit, dass jetzige Impfstoffe bei der Omikron-Variante nur kurz Schutz vor einer Infektion bieten.
(dpa/sst)
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