Die Optionen im Check
Nach dem Werner WM-Schock: Wer stürmt für Deutschland in Katar?
Schwere Zeiten für Hansi Flick: Knapp drei Wochen vor dem ersten WM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft plagen den Bundestrainer gravierende Personalsorgen. Manuel Neuer trainiert zwar wieder, ob der Torwart und Kapitän aber rechtzeitig fit und in bester Form nach Katar reisen kann ist ebenso unklar wie die Lage beim Klubkollegen Thomas Müller (beide FC Bayern). Auch wie es mit BVB-Kapitän Marco Reus weitergeht, weiß derzeit niemand. Bittere Planungssicherheit hat der 56-Jährige dagegen bei Timo Werner. Der formstarke Stürmer von RB Leipzig fällt wegen eines Risses des Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk aus. Kreativität ist nun gefragt – oder ein Deja-vu mit dem Nominierungsmut. Allerdings: Der Name des Ersatzmanns muss bereits auf der vorläufigen Liste stehen, die bei der Fifa eingereicht werden musste. 55 Namen waren erlaubt.
Die internen Lösungen

Die Bayern-Lösung: Nun, eigentlich gibt es diese Lösung ja gar nicht mehr. Denn der FC Bayern hat seine Sturm-Probleme damit in den Griff bekommen, dass Trainer Julian Nagelsmann mit Eric Maxim Choupo-Moting einen echten „Neuner“ vom Minijobber zum Schlüsselspieler gemacht hat. Der Coach tut das gegen seine eigene Überzeugung. Denn eigentlich mag er ein flexibles Spiel mit rotierenden und schnellen Offensivkräften. Mit Serge Gnabry, Leroy Sané (auch gerade verletzt), Müller (siehe oben) und Jamal Musiala stehen vier Topkräfte im Kader des Rekordmeisters. Flick kennt sie alle, denn er hat sie alle trainiert. Bis auf den herausragenden Youngster Musiala haben alle die Position in vorderster Linie schon gespielt. Solide, aber in anderen Rollen sind sie stärker, wichtiger.
Kai Havertz: Der offensive Allrounder des FC Chelsea hat in den vergangenen Jahren immer wieder betont, dass er bereit ist, die Rolle des Stürmers in der Nationalmannschaft einzunehmen. Havertz hat einen starken Abschluss, erzielte in der Champions League zuletzt ein zauberhaftes Tor gegen RB Salzburg, einen guten Kopfball, einen guten Riecher für den Raum und ist auf Top-Level. Obwohl erst 23 Jahre jung, ist er schon extrem erfahren. Bei den Londonern pendelt er aber zwischen Sturmmitte und offensivem Mittelfeld. Wäre für Flick in Katar dennoch die naheliegendste, weil auch im DFB-Team am meisten erprobte Lösung.
Die Top-Optionen

Youssoufa Moukoko: In den Jugendmannschaften von Borussia Dortmund hat der 17-Jährige alles in Grund und Boden gespielt und sich den Ruf erworben, der nächste große Superstar zu werden. Doch der Übergang zu den Profis bremste den megasteilen Aufstieg des Stürmers ein wenig aus. In dieser Saison aber startet das 1,79 Meter schnelle Kraftpaket richtig durch. Er hat Anthony Modeste quasi aus der Stammformation verdrängt, trifft (vier Mal) und bereitet sehenswert vor (vier Mal). Was gegen ihn spricht: Im fehlt die Erfahrung, vor allem auf internationalem Top-Niveau. Als Joker sicher ein spannender Kandidat, nicht aber als erste Wahl.
Niclas Füllkrug: Der Torjäger von Werder Bremen hat wohl die größte Lobbygruppe hinter sich. Seit Wochen versuchen Experten den 29-Jährigen in die Nationalmannschaft zu quatschen. Und sie (die Experten) und er (Füllkrug) haben die besten Argumente. Füllkrug ist mit Toren der erfolgreichste Mann in der Bundesliga. Flick lobte zuletzt im RTL/ntv-Interview, dass der Bremer etwas verkörpere, was es so in der Nationalmannschaft noch nicht gibt. Er ist ein großer, athletischer Strafraumstürmer und derzeit in der besten Verfassung seiner Karriere. Was ihm fehlt: internationale Erfahrung. Viele Verletzungen haben ihn immer wieder ausgebremst.
Die Außenseiter

Lukas Nmecha: Er hat sieben Länderspiele für die A-Nationalmannschaft absolviert. Sieben Mal hieß der Trainer Hansi Flick. Bedeutet: Der Bundestrainer hat durchaus ein Faible für die Fähigkeiten des Wolfsburgers. Der ist dynamisch, bullig und abschlussstark. Bietet also ein Paket, dass es im DFB-Team so nicht gibt. Sucht in dieser Saison aber wie sein VfL nach der Konstanz. Ihm fehlt zudem, wie Kollege Füllkrug, die Erfahrung auf höchstem Niveau.
Hany Mukhtar: Was gegen den 27-Jährigen spricht: Er ist kein Mittelstürmer. Was für den 27-Jährigen spricht: Er trifft und trifft. Und er beherrscht den erfolgreichen Pass zum Torerfolg. Seine Daten aus der Major League Soccer (MLS), in der er für Nashville SC spielt, sind beeindruckend. In 88 Spielen seit seinem Wechsel in die MLS Anfang 2020 erzielte er 50 Tore und legte 21 Treffer auf. Mukhtar als Spieler in Katar, das wäre eine Riesenüberraschung, ein neuer Odonkor. (tno)