30-jähriges JubiläumDas machen die Weltmeister von 1990 heute

Das „Klassenfoto“ der Weltmeister von 1990 beim Jubiläumstreffen in der Toskana hat bei Fußball-Fans viele Erinnerungen hervorgeweckt. Vor 30 Jahren holte die deutsche Auswahl durch einen 1:0-Sieg gegen Argentinien (Brehme erzielte das entscheidende 1:0 per Elfmeter) den dritten WM-Titel. Seitdem liegen drei Jahrzehnte hinter den damaligen Weltmeistern. Wir verraten, was die WM-Helden von 1990 heute machen.
Bodo Illgner

Er ist der jüngste deutsche Weltmeister-Torwart, war beim Triumph in Rom gerade 23 Jahre alt. Der Kölner parierte im Halbfinale einen Elfmeter des Engländers Stuard Pearce – und feierte auch nach der WM große Erfolge mit Real Madrid. Nach seiner aktiven Karriere ist Illgner nicht mehr im großen Fußball-Business, versuchte sein Glück als Buch-Autor und TV-Experte.
Raimond Aumann

Der Keeper mit dem Spitznamen „Balu“(links im Bild) spielte weiter lange beim FC Bayern, wurde dort sechs Mal Deutscher Meister. Heute leitet er die Direktion Fan- und Fanclubbetreuung des Rekordmeisters.
Lesen Sie hier: Schnappschuss für die Ewigkeit rührt die Nation
Andreas Köpke

Bei der WM als dritter Keeper im Kader, wurde dann 1996 als Stammtorhüter auch Europameister und zum Welttorhüter gewählt. Seit 2004 ist er Torwarttrainer beim DFB, holte auch 2014 in Rio den vierten WM-Titel.
Klaus Augenthaler

Mit dem WM-Sieg verabschiedete sich der Verteidiger aus der Nationalmannschaft – blieb dem Fußball aber treu. Augenthaler wurde Trainer – im Jugendbereich des FC Bayern München, später auch als Cheftrainer, unter anderem bei den Bundesligaclubs Nürnberg, Wolfsburg und Leverkusen. Seit 2017 ist er zurück beim FC Bayern und bildet Jugendtrainer im Ausland aus.
Thomas Berthold

Das Finale in Rom fand damals im Heimstadion des Verteidigers statt. Von der AS Rom ging es für den gebürtigen Hessen zum FC Bayern. Später war Berthold unter anderem Manager bei Fortuna Düsseldorf. Heute ist er als Experte für Print- und TV-Medien aktiv. Zuletzt machte er allerdings mit kruden Corona-Thesen bei einer „Querdenken“-Demo auf sich aufmerksam.
Hans Pflügler

Ist wie Aumann weiter beim FCB unter Vertrag – bis 2017 als Verantwortlicher im Fanshop, seit 2017 kümmert er sich um die Traditionsmannschaft. Der ehemalige Defensivspieler betreibt zudem eine Pension in Freising.
Stefan Reuter

Der Rechtsverteidiger kam in Rom in der 74. Minute für Berthold ins Spiel – es war die einzige Auswechslung des Nationaltrainers. Reuter durfte sich nach der WM über die nächsten Titel freuen, holte 1996 den EM-Titel und mit Dortmund die Champions League. Auch nach der Karriere als Fußballer blieb Reuter dem Business treu, seit 2012 ist er Sport-Geschäftsführer beim FC Augsburg.
Jürgen Kohler

Mit dem FC Bayern und Borussia Dortmund gewann Kohler alle möglichen Club-Titel. Nach der aktiven Karriere startete er als Trainer – bislang jedoch ohne großen Erfolg. Von 2002 bis 2003 trainierte er die U21-Nationalmannschaft, danach folgten Stationen unter anderem beim MSV Duisburg, SC Hauenstein und als A-Jugendtrainer bei Viktoria Köln. Bei der Viktoria wurde sein auslaufender Vertrag zum Saisonende dieses Jahres nicht verlängert.
Guido Buchwald

Seinen Spitznamen „Diego“ verdiente sich der Stuttgarter mit der erfolgreichen Sonderbewachung von Maradona. Mit dem VfB wurde er 1992 Meister, dann in Japan zur Ikone. Als Trainer blieben die Erfolge aber aus, 2019 versuchte er vergeblich, Präsident des VfB zu werden.
Andreas Brehme

Das Siegtor im WM-Finale machte ihn zur Legende, acht Jahre später beendete er seine Karriere als Sensationsmeister mit Aufsteiger Kaiserslautern, den er auch später noch trainierte. Als Coach blieb er aber ähnlich glücklos wie Kohler oder Buchwald, trainierte zuletzt 2005 die SpVgg Unterhaching. Seitdem wurde es ruhiger um Brehme. Im Talk-Format "Mein Nachbar der Weltmeister" spricht der Siegtorschütze seit Anfang des Jahres über aktuelle Fußballthemen.
Paul Steiner

Kam 1990 bei der WM auf keinen Einsatz, beendete kurz darauf seine Karriere und arbeitete später als Scout für den 1. FC Köln und Bayer Leverkusen. Heute lebt er im spanischen Alicante.
Thomas Häßler

„Icke“ durfte im Finale ran, weil er Deutschland gegen Wales überhaupt erst zur WM geschossen hatte. Häßler wurde später unter anderem Assistenztrainer in Nigeria, gründete ein Musiklabel und machte Werbung für Sport-Wetten. Auch in einigen Fernsehformaten wirkte Häßler mit: 2016 war er Kandidat bei „Ewige Helden“ (Vox) und der RTL-Tanzshow „Lets Dance“, 2017 nahm der Ex-Fußballer an der RTL-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ teil. Seit 2019 trainiert er den Berliner Landesligisten BFC Preussen.
Olaf Thon

Der Schalker gewann 1997 den UEFA-Cup, war bis 2008 im Aufsichtsrat bei den Königsblauen, anschließend noch kurz in der Marketingabteilung angestellt. Inzwischen ist er Kapitän der Schalker Traditionself. Heute ist er in den Medien als Kolumnist und Experte zu sehen, lesen und hören.
Lothar Matthäus

Der Kapitän und Anführer feierte mit der WM seinen absolute Karrierehöhepunkt, zehn Jahre später trat er als Rekordnationalspieler ab. Aus der Öffentlichkeit verschwand Matthäus, anders als viele Mitspieler, nie: Als Trainer (unter anderem Rapid Wien, RB Salzburg, Atletico Paranaense, Nationaltrainer Ungarn und Bulgarien) in der ganzen Welt unterwegs, machte er auch oft mit seinem Privatleben Schlagzeilen. Seit 2014 ist Matthäus in fünfter Ehe verheiratet, Privates hält er seitdem aus der Öffentlichkeit raus. Seit vielen Jahren arbeitet er als TV-Experte für Sky.
Pierre Littbarski

Nach den Finalniederlagen 1982 und 1986 klappte es für „Litti“ endlich im dritten WM-Anlauf. Nach seinem Abschied aus Köln wurde er in Japan verehrt und war auch privat im Glück. Als Trainer (unter anderem Yokohama, Duisburg, Teheran) und Co-Trainer (Wolfsburg) kaum im Rampenlicht – mittlerweile ist „Litti“ Botschafter beim VfL Wolfsburg.
Uwe Bein

Der Mittelfeldstratege spielte nach seiner Profikarriere noch länger in der 5. Liga, hatte ein halbjähriges Intermezzo als Manager der Kickers Offenbach und ist heute als Fußballlehrer bei den Fußballschulen seines ehemaligen Teamkollegen Frank Mill angestellt.
Andreas Möller

Schlüpfte später erst ins BVB- (Deutscher Meister und Champions-League-Sieger), dann ins Schalker Trikot (Pokalsieger und Meister der Herzen), was ihm nicht nur Freunde einbrachte. Ging mit der „Schutzschwalbe“ in die Bundesliga-Geschichtsbücher ein, donnerte 1996 den entscheidenden Elfer gegen England im EM-Halbfinale ins Eck. Später Co-Trainer der ungarischen Nationalmannschaft, aktuell Chef des Nachwuchsleistungszentrum bei Eintracht Frankfurt.
Günter Hermann

Wurde bei der WM für Holger Fach nachnominiert. Er leitet heute zwei eigene Sportgeschäfte, eine Scoutingagentur und ist Trainer im Amateurbereich.
Jürgen Klinsmann

„Klinsi“ machte sich nicht nur mit der WM 1990 unvergesslich, sondern bescherte Deutschland als Nationaltrainer bei der WM 2006 auch das „Sommermärchen“. Als Club-Trainer beim FC Bayern München von 2008 bis 2009 wenig erfolgreich, danach Nationaltrainer der USA, bevor es 2019 als Cheftrainer zu Hertha BSC ging. Nach gerade mal 10 Wochen verließ Klinsmann den Hauptstadtclub im Februar 2020 mit einem großen Knall.
Rudi Völler

Den Final-Elfmeter holte Völler geschickt heraus – und machte nach seiner „Karriere auf dem Platz“ eine „Karriere neben dem Platz“. Als deutscher Nationaltrainer wurde Völler 2002 Vize-Weltmeister, unvergessen: Seine Wut-Rede nach dem Länderspiel gegen Island im Jahr 2003. Nach einem kurzen Intermezzo bei der AS Rom ist Völler seit 2005 bei Bayer Leverkusen, zunächst als Sportdirektor, seit 2018 als Geschäftsführer Sport.
Karl-Heinz Riedle

Der Stürmer (rechts im Bild) holte mit dem BVB 1995 sowie 1996 den Meistertitel und 1997 die Champions League. Inzwischen betreibt „Kalle“ Riedle ein Hotel und Fußballcamp im Allgäu sowie eine Sport- und Eventagentur. Er ist zudem seit 2014 internationaler Markenbotschafter des BVB.
Frank Mill

Blieb in der Nationalelf glücklos und erzielte kein einziges Tor. Nach dem Rücktritt war er Manager bei Fortuna Düsseldorf, heute betreibt er Fußball-Schulen in ganz Deutschland.
Franz Beckenbauer

Der „Kaiser“ saß später auf der Trainerbank in Marseille und beim FC Bayern, wo er auch zum Präsident gewählt wurde, seit 2009 ist er Ehrenpräsident. Als Chef des WM-Organisationskomitees holte er die WM 2006 nach Deutschland. Bis heute gibt es allerdings Vorwürfe in der sogenannten „Sommermärchen-Affäre“ rund um die Vergabe des Turniers nach Deutschland. Aus der Öffentlichkeit hat er sich weitgehend zurückgezogen.