Neue medizinische Chancen entdeckt

Wissenschaftler freuen sich: Corona hat großen Vorteil in der Medizin

05.01.2022, Mecklenburg-Vorpommern, Greifswald: In einen Sequenzierer legt Christian Kohler mit einer längliche Platine im Labor für Corona-Varianten (CoMV-Gen) in der Universitätsmedizin Greifswald auf der Suche nach neuen Varianten und Mutationen des Corona-Virus insgesamt zwölf Proben ein. Der Sequenzierer liefert 50 bis 100 Gigabyte Daten die im Anschluss noch stundenlang am Computer analysiert werden müssen. In Greifswald arbeiten Forscher dabei am Anschlag und haben in den letzten Wochen mehr als 1.500 Proben sequenziert. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ein Wissenschaftler steht in einem Sequenzierlabor für Corona-Varianten.
jbu exa, dpa, Jens Büttner

Corona hat vielleicht doch etwas Gutes – zumindest in der Medizin. Denn Wissenschaftler sehen im Ausbau molekularbiologischer Untersuchungsmethoden während der Corona-Pandemie Chancen für die künftige Bekämpfung anderer Erreger.
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Neue Analyse könnte Antibiotika einsparen

Laut Nils-Olaf Hübner, der Leitende Hygieniker der Universitätsmedizin Greifswald, sei die Sequenzierung – also die weitgehende Entschlüsselung des Genoms eines Erregers – sehr von Vorteil: „Das ermöglicht, viel tiefer reinzugehen.“ Demnach könnten etwa Bakterien zwar zur selben Spezies gehören, aber ganz unterschiedliche Eigenschaften haben. Mit einer genaueren Analyse könne man etwa Antibiotika einsparen und auch Therapien und Prävention besser anpassen.

"Geniale Investition in die Zukunft"

Auch vor Corona sei in Deutschland sequenziert worden, sagte Karsten Becker, Leiter der Medizinischen Mikrobiologie in Greifswald. Die Überwachung der verschiedenen Corona-Varianten habe der teuren und aufwendigen Methode allerdings einen Aufschwung beschert. An seinem Haus sei das Verfahren zuvor zwar in der Forschung, aber nicht in der Krankenversorgung eingesetzt worden.

„Es ist nicht so, wenn jetzt Corona vorbei sein sollte, dass wir das wegschmeißen“, sagte Becker der deutschen Presseagentur. Man wolle mittels Sequenzierung in Zukunft auch Resistenzen von Erregern überwachen und Erreger identifizieren, die man mit herkömmlichen Methoden nicht nachweisen könne. „Deswegen ist das für uns eine geniale Investition auch in die Zukunft.“ (dpa/dbö)