Widersprüchliche Aussagen beim Thema "Ehe für alle"Vorwurf gegen Armin Laschet: Hat er eine Mutter live im TV angelogen?

von Max Storr
Riesen-Wirbel um Armin Laschet! Hat der Kanzlerkandidat der Union am Donnerstagabend eine lesbische Mutter live vor einem Millionenpublikum in der ZDF-Wahlsendung „Klartext, Herr Laschet“ angelogen? Dieser heftige Vorwurf wird dem CDU-Vorsitzenden bei Twitter gemacht. Es geht um das Thema Ehe für alle – und Laschets Aussagen dazu. „In Verbindung mit dem Gesamtgespräch hatte ich das Gefühl, dass er nicht aufrichtig war“, sagt die Mutter und Juristin Christina Klitzsch-Eulenberg zu RTL.
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Laschet behauptet, er hätte für die Ehe für alle gestimmt. Bei Twitter wird er mit alten Zitaten konfrontiert.
Mutter Christina Klitzsch-Eulenberg bringt Laschet in Bedrängnis
Christina Klitzsch-Eulenberg hat mit Laschet in der Sendung über die Rechte von gleichgeschlechtlichen Partnern mit Kindern diskutiert. Dabei kam auch das Thema Ehe für alle auf. 2017 hatte der Bundestag darüber abgestimmt. In der TV-Sendung GESTERN sagte Laschet: „Ich hätte dafür gestimmt, aber man kann auch dagegen stimmen.“ Empörung bei Twitter. Dort konfrontieren zahlreiche User den Unions-Kanzlerkandidaten mit Aussagen aus der Vergangenheit – und decken einen Widerspruch auf: "Dem Antrag der SPD hätte ich wie Merkel nicht zugestimmt, weil er auch verfassungsrechtlich nicht in Ordnung ist." So zitiert ihn die Rheinische Post aus einem Interview mit dem Spiegel.
Christina Klitzsch-Eulenberg lebt mit ihrer Frau und Sohn zusammen

Wer ist die Frau, die den Kanzlerkandidaten der Union in der Sendung gestern befragte? Christina Klitzsch-Eulenberg ist Juristin und lebt in einer Ehe mit einer Frau, die einen Sohn geboren hat. Die Juristin moniert in der Sendung, dass sie selbst nicht auch rechtlich als Elternteil anerkannt werde. Sie fragt Armin Laschet, warum die CDU das verhindere. Laschet erinnert dabei noch einmal an die eingetragene Lebenspartnerschaft, fasst noch einmal zusammen, wie die Ehe für alle beschlossen wurde.
„Das weiß ich alles“, entgegnet Klitzsch-Eulenberg. Laschet erklärt dann, Bundeskanzlerin Merkel habe 2017 den Weg frei gemacht für die Ehe für alle. Bekannt ist aber auch, dass Merkel gegen das Gesetz gestimmt hat. Und dann wird es pikant: „Das finde ich auch respektabel“, sagt Laschet, um dann festzuhalten: „Ich hätte dafür gestimmt, aber man kann auch dagegen stimmen.“ Laschet hätte 2017 also wirklich für die Ehe für alle gestimmt?
"Ich hätte es so gemacht wie Angela Merkel – nicht nur bei der Abstimmung, sondern auch zuvor"
Dabei hatte der Kanzlerkandidat 2017 noch verfassungsrechtliche Bedenken gegen die Ehe für alle angemeldet: „Meine Position ist, dass Diskriminierung bekämpft werden muss und Ehe nach dem Verständnis des Bundesverfassungsgerichts und nach meinem Verständnis eine Beziehung zwischen Mann und Frau ist.“
Noch im August 2021 hat Armin Laschet dem Queer-Magazin „Fresh“ ein Interview gegeben. Darin sagt er: „Ich freue mich für alle, die ihr Leben mit geliebten Menschen verbringen und füreinander eintreten. Und ich glaube, ich hätte es so gemacht wie Angela Merkel – nicht nur bei der Abstimmung, sondern auch zuvor: Sie hat den Fraktionszwang aufgehoben.“ Und beim Thema Adoption sagt er in diesem Interview: „Mit den Stimmen der Union wurde auch das gemeinsame Adoptionsrecht beschlossen. Allen Menschen steht es frei, sich um die Adoption eines Kindes zu bemühen. Die Entscheidung der Jugendämter oder Familiengerichte werden wir jedoch nicht beeinflussen – sie richtet sich immer nach dem Einzelfall. Grundsätzlich lebt unsere Gesellschaft von Verantwortung füreinander. Das drücken Ehe und Familie aus. Und das ist die DNA der Union.“
Laschet sagt in der TV-Sendung das Gegenteil von dem, was er noch ein paar Wochen zuvor in einem Interview gesagt hat.
"Sehr herablassende Haltung der Union in allen Fragen der LGBTIQ*- Community"
Für Christina Klitzsch-Eulenberg ist jedenfalls nach diesem Abend klar, dass Laschet da nicht die Wahrheit gesagt hat. Insgesamt konnte sie der Auftritt Laschets nicht überzeugen: „Er hat versucht, sich aus der Beantwortung der konkreten Frage(n) herauszuwinden.“ Sie hätte von ihm erwartet, „dass er ehrlich zugibt, dass er sich mit dem Thema nicht auskennt, er aber sofort alles tun wird, um die Verletzung der Grundrechte unserer Kinder und Familien abzustellen. Das wünsche ich mir im Übrigen von allen Politiker*innen, egal, welcher Partei.“ Für sie steht fest: „Es ist insgesamt leider eine sehr herablassende Haltung der Union in allen Fragen der LGBTIQ* Community zu verzeichnen.“
Ihr Gesamtfazit: „Die Union ist nicht wählbar für alle Menschen, die der Überzeugung sind, dass alle Kinder denselben Schutz verdienen.“
Armin Laschet ist für eine Stellungnahme angefragt – wir werden den Text aktualisieren, sobald er sich RTL gegenüber dazu äußert.