Zwei Jahre Doppelzimmer im Nassauer Hof "für lau"
60-Jähriger prellt über 200.000 Euro im Luxushotel - jetzt gibt's vom Gericht die Quittung!

Jahrelang in einem Hotel leben – das kennen wir eigentlich nur von Udo Lindenberg im Hamburger Hotel Adlon. Das Lindenberg-Erlebnis gönnte sich ein Ehepaar in Hessen für lau. Über zwei Jahre lang soll es im Luxushotel Nassauer Hof und einem weiteren Hotel in Wiesbaden gelebt haben, ohne auch nur einen Cent zu zahlen. Am Donnerstag (23. Februar) fiel am Amtsgericht Wiesbaden das Urteil gegen den 60-jährigen Ehemann: eine Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten, die Gerichtskosten trägt der Verurteilte.
Übernachtungen, Restaurantbesuche und Minibar im Fünf-Sterne-Hotel für lau
Schwerer Betrug lautete die Anklage gegen den Zechpreller. Und bei dem Betrug kam einiges zusammen: Über zwei Jahre soll der Mann mit seiner Ehefrau und seinem Hund in dem Fünf-Sterne-Hotel Nassauer Hof gelebt haben, ohne die Kosten dafür zu begleichen.
Eine einmalige Zahlung über 5.600 Euro hatte es 2019 gegeben – doch danach kam gar nichts mehr. Und dabei belief sich die Rechnung alleine durch die Übernachtungen im Doppelzimmer des Luxushotels Nassauer Hof auf 145.000 Euro. Hinzu kamen Getränke aus der Minibar, Menüs im hoteleigenen Restaurant, Anwendungen im Spabereich – alles in allem ergab das eine Summe von über 200.000 Euro.

Nassauer Hof war nicht das einzige "Umsonst-Domizil"
Über zwei Jahre lang haben es sich die beiden allem Anschein nach richtig gutgehen lassen. Laut Staatsanwaltschaft bestellte das Paar seit 2019 trotz offener Rechnungen „immer wieder Champagner, Pils und Nüsschen mit Sesam aufs Zimmer“. Neben dem Nassauer Hof soll auch noch ein weiteres Hotel in Wiesbaden mehrere Monate lang Opfer der Masche geworden sein.
Doch wie konnte es der Hotelleitung durchgehen, dass da zwei so lange auf großem Fuß lebten, ohne sich den Schuh mit der Rechnung anzuziehen? 135 Zimmer, 23 Suiten und einer Präsidentensuite hat das Luxushotel, wie konnte dort einer der Gäste so lange unbescholten durchkommen?
Zechpreller lenkte mit Beschwerden von offenen Rechnungen ab
Der Verurteilte war nicht nur superdreist, sondern laut Anklage auch noch extrem kreativ: Immer wieder erfand er neue Ausreden gegenüber der Hoteldirektorin des Naussauer Hofs. Kakerlaken im Hotel, Haare im Abfluss, verschmutztes Besteck – der 60-Jährige fand immer neue Argumente, um für seinen Aufenthalt nicht zahlen zu müssen. „Er war ein extrem auffälliger Gast“, so berichtet die Ex-Hoteldirektorin im Zeugenstand am letzten Verhandlungstag. Er habe sich über alles beschwert, nach ein paar Monaten habe er ihr seine Zahlungsunfähigkeit gestanden, da er Krebs habe, habe das Finanzamt seine Konten gepfändet, berichte Carmen Lopez-Isidon. Versuche, das Geld von ihm zu bekommen, seien gescheitert. Immer wieder habe er der Leitung gedroht, Mängel im Hotel öffentlich zu machen.
Lopez-Isidon habe dem Gast geglaubt, dass er irgendwann zahlen würde. Er sei „elegant gekleidet“ und „glaubhaft“ aufgetreten. Der fünfstellige Betrag, die er dem Hotel bereits 2020 schuldete, ist zudem keine ungewöhnliche Summe in einem Fünf-Sterne-Hotel. Bei einem kurzen Besuch z.B. eines Botschafters aus dem Oman fallen Rechnungen über mehrere 10.000 Euro an.
Verurteilter war "komplett pleite"
Die Staatsanwaltschaft bestätigte im Laufe des Prozesses seine Zahlungsunfähigkeit, er sei „komplett pleite“ gewesen. Gestohlenes Hundefutter dass der 60-Jährige bei seiner Festnahme in einem Geschäft dabei hatte, sei ein weiterer Beweis dafür, so der Staatsanwalt.
Eine Zeugin hatte im Verlauf des Prozesses angegeben, dass es den Hotel-Mitarbeitern untersagt worden war, den Gast auf seine offenen Rechnungen anzusprechen. Dem neuen Hoteldirektor wurden diese Ausreden und erfundenen Beschwerden jedoch zu bunt – und er setzte das Paar im November 2021 vor die Tür des Luxushotels. Nach einem weiteren Fall in einem zweiten Hotel folgte die gerichtliche Aufarbeitung.