12. September 2021 - 18:47 Uhr
Dürfen bald nur noch Geimpfte und Genesene zum Friseur?
Die von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) geplante Einführung des sogenannten 2G-Modells bringt zwar Freiheiten zurück, doch sie wird auch den gesellschaftlichen Druck auf Ungeimpfte erhöhen. Deshalb stößt der Plan auf Skepsis.
Impfdebatte auf Betriebe abgewälzt
Wenn das Corona-Kabinett das 2G-Modell am Dienstag beschließt, können Friseure, Gastronomen und Veranstalter per Hausrecht künftig selbst eintscheiden, ob sie nur noch Geimpften und Genesenen den Zutritt erlauben. Beim bisherigen 3G-Modell waren Ungeimpfte, falls getestet, gleichgestellt und damit vor Ausgrenzung geschützt.
2G bedeutet zwar mehr Freiheit für die geimpfte Mehrheitsbevölkerung und weniger Hygiene-Auflagen für die Unternehmer. Trotzdem hält sich die Freude über das angekündigte 2G-Modell offenbar in Grenzen.
Sowohl das hessische Gastgewerbe als auch das Friseurhandwerk werfen der Landesregierung jetzt vor, sie verlagere damit die Debatte um Impfquoten und Impfbereitschaft zu den Betrieben: "Die Politik kann es nicht entscheiden, somit wird es auf die Wirtschaft abgewälzt", klagt René Hain, Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes des Friseurhandwerks Hessen.
Hier werde "eine Grundsatzdebatte an die Schwelle der Restauranttür getragen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Gastronomieverbandes Dehoga in Hessen, Julius Wagner. Auch der Geschäftsführer des Hessischen Industrie- und Handelskammertages, Robert Lippmann, sieht die Ungleichbehandlung kritisch: "Kaum jemand möchte Kunden ausschließen, die nachweislich gesund oder aus unterschiedlichsten Gründen ungeimpft seien."
2G-Regel bietet Konfliktpotenzial

Die 2G-Regel verschlechtert die Situation von Impfgegnern im Gegensatz zu der von Impfbefürwortern - diese Ungleichbehandlung berge ein großes Konfliktpotenzial, meint der Marburger Sozialpsychologe Ulrich Wagner und empfiehlt eine "eindeutige, klare Norm". Falls die 2G-Regel dennoch komme, sollten die Betriebe vor Ort auf eindeutige Botschaften setzen, um Eskalationen zu vermeiden, rät der Forscher.
Ministerpräsident Volker Bouffier hatte ankündigt, dass das hessische Corona-Kabinett in seiner nächsten Sitzung am Dienstag voraussichtlich das 2G-Modell zulassen werde. In anderen Bundesländern, wie etwa in Rheinland- Pfalz, gilt es bereits. Im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge, also in Behörden, Schulen und im ÖPNV bleibe es aber beim 3G-Modell, das auch negativ Getestete einschließt.
dpa/mva