Und wieder ein Pandemie-Weihnachtsinterview
"Bin maximal genervt" - FDP-Fraktionschef René Rock im Weihnachtsinterview
„Maximal genervt“ ist Hessens FDP-Fraktionschef René Rock von der Pandemie – damit spricht er wohl vielen aus der Seele. Wieder mit Maske und Fragen zu Corona im Gepäck trifft Politik-Reporter Benjamin Holler den gebürtigen Offenbacher auch in diesem Jahr auf dem Wiesbadener Sternschnuppenmarkt.
Rock: Große Herausforderungen für Familien
Privat und beruflich ist der FDP-Fraktionschef mit Corona-Themen konfrontiert, und auch seine elfjährige Tochter leidet zum Beispiel unter der Kälte in der Schule durch das ständige Lüften. Für Kinder und Jugendliche sieht Rock in dieser Zeit generell die größten Nachteile. Wenn man seinen 18. Geburtstag oder den Abschluss seiner Lehre nicht feiern könne, sei das schon ein „einschneidendes Erlebnis“. „Es sind große Herausforderungen für Familien“, bestätigt René Rock. Es gäbe mehr Depressionen bei Kindern, man müsse Anlaufstellen in Schulen schaffen, fordert er.
Vor Impfpflicht "erstmal normale Mittel" ausschöpfen
„Ich will auf gar keinen Fall diese Situation nächstes Jahr nochmal erleben“, so der 54-Jährige. Dass die Impfpflicht eine Wiederholung von Weihnachten mit Maske und Kontaktbeschränkung verhindern kann, schließt René Rock nicht aus. Jedoch müsse man erst einmal „normale Mittel ausschöpfen“. Und diese müssten auf Fakten beruhen. Seine Kritik an der Regierung: „Wenn Maßnahmen nur dazu dienen, Menschen zum Impfen zu bewegen, und Marktbesteller und Einzelhändler oder Vereine in Schwierigkeiten bringen, dann muss man diese hinterfragen. Das finde ich nicht in Ordnung.“
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Und er geht noch weiter: „Die Regierung hat zu früh Entwarnung gegeben.“ Die Impfkampagne sei zwar gut angelaufen, aber viel zu früh beendet worden, sonst hätten sich seiner Meinung nach noch deutlich mehr Menschen impfen lassen. Aber er räumt ein, dass manche leider auch damit nicht für den Pieks zu bewegen seien. Bei manchen Impfgegnern würde man seiner Meinung nach auch mit allen „Zwangsmaßnahmen“ nicht weiterkommen.

Die Ampelkoalition als Chance auch für Hessen
In der hessischen Opposition hat René Rock eine geschätzte Partnerin verloren: Hessens Ex-SPD-Fraktionschefin Nancy Faeser, mit der der FDP-Fraktionschef auch befreundet ist, hat das Amt als Bundesinnenministerin angetreten. Doch auch mit Günter Rudolph, Faesers Nachfolger in Hessen, ginge die gute Zusammenarbeit weiter.
Hoffnung für eine Beteiligung an der Landesregierung gibt es für Rock in der Zukunft dank der Ampelkoalition. Zwar nicht seine „Wunschvorstellung“, aber es bewege sich was. „Die Ampel ist eine Chance für die Gesellschaft, wieder stärker zusammen zu kommen“, so die Einschätzung des FDP-Politikers. (bhe/gmö)