"Windhundrennen" vermeiden
Hamburg will Impfpriorisierung auch über 7. Juni hinaus beibehalten

Millionen Deutsche freuen sich auf den 7. Juni. Dann soll die Impfpriorisierung deutschlandweit aufgehoben werden. Doch ein erstes Bundesland schwimmt schon wieder gegen den Strom. In Hamburg bleibt die Impfreihenfolge auch danach erst mal bestehen.
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"Weil wir schlicht nicht genug Impfstoff haben"
Hamburg wird die Impfpriorisierung auch über die vom Bund zum 7. Juni angekündigte Aufhebung beibehalten – zumindest im zentralen Impfzentrum. Der Grund: Viele Menschen hätten bisher noch gar keine Chance gehabt, einen Termin zu vereinbaren, „weil wir schlicht nicht genug Impfstoff haben“, sagte Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard.
Deshalb würden kurzfristig nur noch Termine an Menschen vergeben, „die gemäß der Impfpriorisierung einen Anspruch auf eine bevorzugte Schutzimpfung haben und bereits zur Terminvereinbarung aufgerufen wurden“, so Leonhard. „Unsere Spielräume für Erstimpfungen sind begrenzt.“
"Windhundrennen" vermeiden
Man wolle außerdem vermeiden, dass zu einem Konkurrenzkampf zwischen jungen und alten Menschen um den Impfstoff komme, so Leonhard. „Gerade Gruppen, die dringend auf Impfungen angewiesen sind, sind dann im Windhundrennen mit anderen Menschen, die jetzt ja auch gern eine Impfung haben möchten, und könnten das Nachsehen haben. Wir kommen also in Situationen ohne Priorisierung und ohne Impfstoff.“
Zuvor war die Aufhebung der Priorisierung auch in der Bürgerschaft auf Kritik gestoßen. Spahn müsse „endlich dafür sorgen, dass wir mehr Impfstoff bekommen“, sagte SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf. Die Aufhebung sei „vorschnell und kontraproduktiv“. Auch der Grünen-Abgeordnete Peter Zamory, selbst praktizierender Allgemeinmediziner, warnte: „Das wird den Druck auf uns Arztpraxen enorm steigern.“
Rund 673 600 Menschen haben laut Gesundheitsbehörde in Hamburg bisher eine Corona-Schutzimpfung erhalten, etwa 195 800 von ihnen auch bereits die Zweitimpfung. Die Impfquote der Stadt liegt laut RKI bei 36,5 Prozent beziehungsweise 10,6 Prozent bei den Zweitimpfungen.
Quelle: dpa
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