Schwangere und Babys weltweit ohne Betreuung

Weil es zu wenig Hebammen gibt: Jedes Jahr Millionen von Toten

PRODUKTION - 17.04.2021, Berlin: Hebamme Grusche Nothdurft (l) misst bei Sylvia, die in der 34. Woche schwanger ist und auf einem Bett in der Praxis im Graefekiez liegt, den Blutdruck. Am 5.5.2021 ist der Internationale Hebammentag, der auf die Wichtigkeit des Berufes aufmerksam machen soll. Foto: Annette Riedl/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über den Internationalen Hebammentag 2021 und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Auch in Deutschland werden die Hebammen immer weniger.
adl lop, dpa, Annette Riedl

Weltweit fehlen hunderttausende Hebammen – und der Preis dafür ist hoch: Millionen von Frauen und Babys weltweit werden in der Schwangerschaft und bei der Geburt nicht fachgerecht betreut und verlieren dadurch ihr Leben. Außerdem tragen viele weitere Mütter und Kinder durch Komplikationen bei der Geburt lebenslange Schäden davon, wie UN-Organisationen berichten.

Corona drängt Versorgung Schwangerer in den Hintergrund

Weltweit fehlten rund 900.000 Hebammen und Geburtshelfer, schreiben der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA), die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der internationale Verband der Hebammen (ICM). Das entspreche einem Drittel der eigentlich benötigten Zahl. 93 Prozent der Fachleute sind Frauen.

Die Corona-Pandemie habe die Krise verschärft, weil die Versorgung Schwangerer und Gebärender in den Hintergrund gerückt sei und mancherorts Hebammen zu anderen Diensten herangezogen würden. Wenn das Ausbildungstempo nicht erhöht werde, entspanne sich die Lage bis 2030 nur wenig, heißt es in dem Bericht.

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Zwei Drittel der Todesfälle könnten verhindert werden

2019 starben nach WHO-Angaben 2,4 Millionen Neugeborene in ihrem ersten Lebensmonat. 2017 starben 295.000 Frauen während der Schwangerschaft oder durch die Geburt, die bei richtiger Betreuung hätten gerettet werden können. 2015 schätzte die WHO die Zahl der Totgeburten auf 2,6 Millionen im Jahr.

Wenn alle Frauen weltweit rund um die Geburt richtig betreut würden, könnten bis 2035 rund zwei Drittel der Todesfälle bei Müttern verhindert werden, heißt es in dem Bericht. Die Fachzeitschrift „The Lancet“ hatte über diesen Teil der Studie bereits im Dezember berichtet. Ebenso könnten dann 64 Prozent der Todesfälle bei Neugeborenen und 65 Prozent der Totgeburten verhindert werden. Damit könnten dann im Jahr 4,3 Millionen Menschenleben gerettet werden, so der UN-Bericht.

Warum es auch in Deutschland immer weniger Hebammen gibt und weshalb ihr Beruf trotz allen Schwierigkeiten für sie einer der schönsten der Welt ist, erklärt Ann-Jule Wowretzko, Hebamme und Landesvorsitzende des Berliner Hebammenverbandes, in unserem Interview.