Was dem Tier hilft, kann dem Menschen nicht schaden...oder?
Frau (41) nimmt Medikament für Pferde ein – mit heftigen Folgen

Eine Frau kommt mit niedrigem Blutdruck und Herzrasen ins Krankenhaus. Sie sieht krank aus und wirkt lethargisch, seit zwei Wochen geht es ihr schon so schlecht. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel: Die Werte der Laboruntersuchungen sind zwar auffällig, aber eine Ursache für den Zustand der 41-jährigen US-Amerikanerin finden sie nicht – bis das Team genauer nachfragt.
Untersuchungen zeigen schlechte Nieren- und Leberwerte
Der ungewöhnliche Fall wurde in der Fachzeitschrift „Clinics and Practice“ veröffentlicht. Demnach habe die Frau keine nennenswerten Vorerkrankungen gehabt. Lediglich gegen ihre Rückenschmerzen nehme sie ein rezeptfreies Schmerzmittel ein. Die Frage, ob sie Drogen genommen habe, verneinte sie. Ein Urintest beweist wenig später zwar das Gegenteil, trotzdem ist das Rätsel um den kritischen Zustand der 41-Jährigen noch nicht gelöst. Denn: Die Laborwerte, die Hinweise auf eine akute Nierenschädigung und erhöhte Leberenzyme, scheinen aus dem Nichts zu kommen, so die Autoren.
Der Rat ihres Mannes macht es nur schlimmer

Als es seiner Frau zunehmend schlechter geht, sie über starke Übelkeit klagt und ihren Appetit verlor, schlägt der Ehemann der Patientin vor, viel Flüssigkeit zuzuführen. Mit Folgen! Fast vier Liter Cranberrysaft, drei Liter Wasser und vier Dosen Limonade führen zu heftigem Durchfall und damit zu einer Verschlechterung ihres Zustands.
Phenylbutazon gegen Rückenschmerzen? Keine gute Idee
Den hartnäckigen Ärzten ist es zu verdanken, dass das Rätsel um die Frau gelöst werden kann: Nach mehreren Befragungen gibt die 41-Jährige zu, ein Schmerzmittel für Pferde eingenommen zu haben. Der Grund: Ihr rezeptfreies Medikament habe nicht gewirkt, sie sei frustriert gewesen und habe deswegen drei Einheiten Phenylbutazon eingenommen – die Dosis für ein 180 Kilo schweres Pferd. „Für ihr eigenes Körpergewicht von circa 82 Kilogramm war das viel zu hoch“, schlussfolgern die Autoren des Artikels. Drei Tage nach der Einnahme begannen die Symptome. Zugang zu dem Medikament habe die Patientin über die Pferdezucht gehabt, die sie auf ihrer Ranch betreibt.

„Finger weg von Phenylbutazon, wenn man kein Pferd ist"
Ein Gegenmittel für eine Überdosis an Phenylbutazon, was umgangssprachlich als „Bute“ bezeichnet wird, verabreichen die Ärzte nicht. Durch Infusionen können sie den Zustand der 41-Jährigen aber stark verbessern. Drei Tage später entließ sich die Frau selbst – gegen den Rat ihrer Ärzte. Wie es ihr heute geht, ist nicht bekannt. Für die Autoren von „Clinics and Practice“ steht aber fest: „Finger weg von Phenylbutazon, wenn man kein Pferd ist – es kann ansonsten böse enden.“ (fge)