Wegen Corona-Pandemie
Viele Patienten schieben den Arztbesuch trotz Schmerzen auf

Weniger Patienten mit Schmerzen suchten im vergangenen Jahr einen Arzt auf. Schuld daran ist die Corona-Pandemie. Vor allem zwei Gründe spielen dabei eine Rolle.
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Patienten verweigern Arztbesuch wegen Angst vor Ansteckung
Während der Corona-Pandemie sind im vergangenen Jahr weniger Menschen wegen Schmerzen zum Arzt gegangen. Dies gehe aus mehreren Umfragen hervor, wie der Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft, Winfried Meißner, zum am Dienstag stattfindenden Aktionstag gegen den Schmerz sagte. Das liege zum einen an einer Zurückhaltung aus Angst vor einer Ansteckung. Zum anderen sei dies in den Einschränkungen der medizinischen Versorgung begründet, so der Leiter der Sektion Schmerztherapie am Universitätsklinikum Jena. Dabei ist es auch während der Pandemie wichtig, für die Gesundheit vorzusorgen. Mit akuten Beschwerden sollten Sie in jedem Fall einen Arzt aufsuchen. Wer sich unsicher ist, kann vorher telefonisch in der Praxis nachfragen.
Griff zu Schmerztabletten oder Zähne zusammenbeißen
Wie Patienten mit den Schmerzen im Einzelnen umgingen, wisse man nicht genau. „Manche haben sicher die Zähne zusammengebissen.“ Auch eine zunehmende Einnahme von Schmerzmitteln hält der Mediziner für möglich. Zur Frage, in welchem Umfang das der Fall war, habe man allerdings keine Daten. Grundsätzlich sei Selbsthilfe aber gut und sinnvoll, sagte Meißner. Selbsthilfevereine könnten für Menschen mit chronischen Schmerzen etwa eine gute Anlaufstelle sein.
Lese-Tipp: Ob zur Behandlung akuter Beschwerden wie Kopf- oder Magenschmerzen oder zur Bewältigung des Lebens mit einer chronischen Krankheit wie Diabetes oder Depressionen: Medikamente sind aus unserem Leben nicht wegzudenken. Damit sie richtig wirken können, müssen Sie bei der Einnahme einiges beachten. Ein Apotheker klärt auf, welche Medikamente Sie niemals zusammen nehmen dürfen.
Durch Impfkampagne ist Besserung in Sicht
Mittlerweile seien durch eine gewisse Entlastung der medizinischen Versorgung wieder mehr Behandlungen von Schmerzpatienten möglich. Mit Fortschreiten der Impfkampagne rechnet Meißner mit einer weiteren Entspannung.
Sorgen bereiten dem Experten für Schmerztherapie mögliche Covid-19-Langzeitfolgen. Man sehe bereits, dass viele Covid-Erkrankte über längere Zeit an Kopf- und Muskelschmerzen litten. „Noch fehlen uns hierzu verlässliche Zahlen“, sagte Meißner. Der Großteil der chronischen Schmerzen bei Menschen in Deutschland entfällt demnach weiterhin auf den Bewegungsapparat, vor allem den Rücken und die Gelenke.
Frühzeitig Schmerzbehandlung in Angriff nehmen
Wenn man bei akuten Schmerzen frühzeitig geeignete Maßnahmen treffe, könnten chronische Schmerzen in vielen Fällen verhindert werden, so Meißner. Das Gesundheitssystem sei durch die sektorale Gliederung bislang nicht ausgelegt, auf diesen Umstand effektiv zu reagieren. So könnten etwa bessere Schmerztherapien nach Operationen die Zahl der Komplikationen verringern. Doch dafür gebe es keine Anreize, sagte Meißner. Dies könne nur politisch gelöst werden. (dpa/esb)