Fußball-Fans in Bayern betroffen
Geheime Datenbank bringt Kritiker auf die Palme

Fußball-Fans landen schnell im Fokus der Ordnungshüter – vor allem, wenn sie auffällig geworden sind. Eine bisher unbekannte Datenbank zur Fan-Überwachung in Bayern löst nun allerdings Wirbel aus – und stößt auf reichlich Kritik.
Datenbank bisher unbekannt
Das bayerische Landeskriminalamt hat eine geheime Datenbank mit den Personalien von Fußball-Fans angelegt. Eine Anfrage der Grünen im bayerischen Landtag ergab, dass die Behörde des Freistaats schon seit dem 24. Januar 2020 zusätzlich zur bekannten bundesweiten "Datei Gewalttäter Sport" (DGS) eine Datenbank mit dem Namen "EASy Gewalt und Sport" (EASy GS) führt und damit Personalien von Fußball-Fans sammelt und auswertet. Das Magazin „kicker“ berichtet darüber in seiner neuesten Ausgabe.
Mit Stichtag 15. Juni 2021 sind in der bisher unbekannten Datenbank 1644 Personen gespeichert, am häufigsten Fans des 1. FC Nürnberg (556 Personen), von 1860 München (407) und des FC Bayern München (248). In der DGS sind es nur etwa 500 Personen mit Wohnsitz in Bayern, ihrer Aufnahme liegt zudem ein relevanter Sachverhalt zugrunde. Für die Registrierung in der geheimen EASy GS reicht dagegen bereits ein Verdacht, eine sogenannte Individualprognose.
„Man kann also in der Datensammlung landen, wenn die Polizei meint, dass von einer Person die Gefahr des Anbringens von Aufklebern ausgeht“, zitierte der „Kicker“ den Strafverteidiger Marco Noli aus München, der Mitglied der AG Fananwälte ist.
Fan-Anwalt: Diese Praxis ist illegal
Der Hannoveraner Strafrechtler und "Fan-Anwalt" Andreas Hüttl hält die Praxis der bayerischen Kriminalbehörde für illegal. Unter Berufung auf einen entsprechenden Fall in Niedersachsen zitiert er aus einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts von 2017, wonach die "gezielte heimliche Sammlung und Verwendung von Erkenntnissen einen tiefgreifenden Eingriff in ihr informationelles Selbstbestimmungsrecht darstellt". Nichts anderes könne für Bayern gelten, twitterte Hüttl.
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze sagte, "es kann doch nicht sein, dass weder die Betroffenen von der Existenz einer solchen Datei wissen, noch dass ihre Daten gespeichert wurden".
Das Staatsministerium betonte, die Geheimdatei diene der "Gewinnung von personenbezogenen Erkenntnissen über Zusammenhänge und Verbindungen zwischen den Angehörigen gewaltbereiter Szenen im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen". (msc/sid/dpa)