Antworten auf die wichtigsten Fragen

Was muss ich beim Kauf eines E-Bikes beachten?

Was muss ich beim Kauf eines E-Bikes beachten?
Was muss ich beim Kauf eines E-Bikes beachten?
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

von Tobias Elsaesser

Ohne Frage, das E-Bike hat die Welt des Fahrradfahrens revolutioniert und sie für Viele wieder attraktiv gemacht. Vieles, was früher lästig schien, zum Beispiel längere Strecken, Hügel oder Berge, ist nun mit Leichtigkeit zu bewältigen. Die Vorzüge, die das Radfahren schon immer bot, sind geblieben. Das E-Bike erfreut sich immer größerer Beliebtheit – in allen Altersgruppen.

Technik entwickelt sich stetig weiter

Das Angebot an Rädern mit Elektromotor wird immer größer und die Technik entwickelt sich stetig weiter. Die Antriebe werden leistungsstärker und kleiner, die Akkulaufzeit länger. Es gibt verschiedenste Modelle in verschiedensten Preisklassen. Und auch bei den Komponenten, die ein Fahrrad schon immer hatte – zum Beispiel Gangschaltung, Licht oder Bremsen – macht der Fortschritt nicht halt. So groß wie das Angebot ist allerdings auch die Preisspanne, nach oben scheint es kaum Grenzen zu geben. Da stellt sich die Frage: Wie viel muss ich eigentlich ausgeben, um ein gutes E-Bike zu bekommen? Ist teuer auch wirklich besser? Und worauf muss ich achten? Was muss das Fahrrad haben und können, was ist Spielerei?

Die wichtigsten Fragen beim E-Bike-Kauf stellen sich bei der Wahl des Motors. Was soll er leisten? Wie lange hält der Akku? Und welche Position ist generell die beste? Welche für meine Bedürfnisse? Es gibt drei verschiedene Positionen, an denen sich der Motor befinden kann: Im Vorderrad, im Hinterrad und in der Mitte am Tretlager. Alle Varianten haben Vor- und Nachteile.

Die Technik entwickelt sich stetig weiter, aber die gute alte Klingel hat sich bewährt.
Die Technik entwickelt sich stetig weiter, aber die gute alte Klingel hat sich bewährt.
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

Vorderradmotor 

Beim Vorderradantrieb befindet sich der Motor in der Vorderradnabe. Hierbei handelt es sich um die kostengünstigste Variante. Ein weiterer Vorteil ist, dass sowohl Naben- als auch Kettenschaltungen verbaut werden können. Außerdem lässt der Vorderradantrieb eine Rücktrittbremse zu. Seit einigen Jahren ist dies auch beim Mittel-Antrieb möglich. Seitdem nimmt der Anteil an vorderradbetriebenen E-Bikes ab, denn sie haben einen entscheidenden Nachteil. Das Vorderrad kann schneller wegrutschen als bei den anderen Antrieben, was schnell zu einem Sturz führen kann.

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Hinterradmotor 

Beim Hinterradantrieb befindet sich der Motor in der Hinterradnabe. Bei dieser Variante kann das Fahrrad nur mit einer Kettenschaltung ausgestattet werden. Das hat zur Folge, dass es keine Rücktrittbremse gibt. Die Drehzahl des Moros richtet sich nach der Geschwindigkeit, nicht nach dem eingelegten Gang. Manche Hinterradantriebe bieten die Möglichkeit der Rekuperation, das bedeutet, dass der Akku durch die beim Bremsen gewonnene kinetische Energie wieder ein wenige aufgeladen wird. Beim alltäglichen Gebrauch in der Stadt ist der Effekt dieser Rückgewinnung allerdings eher gering. Es braucht schon eher lange Abfahrten, um die Laufzeit des Akkus signifikant zu verlängern. Rekuperationsfähige Motoren eignen sich eher für sportliche Fahrer, die lange und hügelige Ausfahrten unternehmen. Das Gewicht des Motors im Hinterrad sorgt allgemein für eine besser Traktion des Fahrrades

Mittelmotor  

Mittelmotor am Tretlager des Fahrrades
Mittelmotor am Tretlager des Fahrrades
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

Der Mittelmotor (oder Zentralantrieb) ist die bei qualitativ hochwertigen E-Bikes am weitesten verbreitete Antriebsart. Da der Motor direkt im Rahmen am Tretlager verbaut ist, wird hier ein speziell gefertigter Rahmen benötigt. Oft wird dadurch auch der Radstand (Abstand zwischen Vorder- und Hinterrad) größer, was die Fahrräder etwas „wuchtig“ wirken lässt. Der Zentralantrieb weist einen entscheidenden Unterschied zu den beiden anderen Antriebsarten auf. Da sich der Motor direkt am Tretlager befindet, unterstützt er den Fahrer beim Antreiben des Hinterrades über die Kette. Die Drehzahl des Motors ist abhängig von der Trittfrequenz. Bei Vorder- und Hinterradantrieb richtet sich die Drehzahl nach der Geschwindigkeit.

Bei einem Mittelmotor hat man die Wahl zwischen Naben- und Kettenschaltung. Bei Kettenschaltungen ist allerdings aufgrund der Position des Motors meist nur ein Kettenblatt verbaut, das bedeutet das sich die Zahl der Gänge auf die Anzahl der Ritzel beschränkt (meist neun bis elf, bei neueren Schaltungen zwölf). Da es aber mittlerweile – gerade im Mountainbike-Bereich – Ritzel-Kassetten in vielen verschiedenen Größen gibt, ist das kein Nachteil.

Ein Motor in der Mitte des Fahrrades sorgt zudem dafür, dass das Rad einen tiefen Schwerpunkt hat, was die Fahreigenschaften verbessert. Darüber hinaus können Vorder- und Hinterrad problemlos ausgebaut und gewartet werden, falls es mal einen Plattfuß gibt oder andere Dinge gerichtet werden müssen.

Ganz egal, für welche Variante Sie sich entscheiden, Sie sollten unbedingt darauf achten, dass der Motor in der EU zugelassen ist. Wenn der Motor nicht zugelassen ist, fällt ein E-Bike nicht unter die Kategorie Fahrrad, sondern gilt als Kraftfahrzeug ohne Zulassung. Das kann im Falle eines Unfalles teuer werden.

Mittelmotor am Tretlager des Fahrrades
Mittelmotor am Tretlager des Fahrrades
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

Was für Bremsen sollte ich an meinem E-Bike haben? 

Die Bremskraft einer hydraulischen Scheibenbremse bringt auch ein schweres E-Bike sicher zum Stehen
Die Bremskraft einer hydraulischen Scheibenbremse bringt auch ein schweres E-Bike sicher zum Stehen
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

Ein E-Bike ist schwerer als ein gewöhnliches Fahrrad. Außerdem wird es nicht nur durch ihre Beine angetrieben, sondern zusätzlich noch von einem Motor. Dadurch hat es einen größeren Vortrieb und einen längeren Bremsweg, es benötigt entsprechend viel Bremsenergie, um es zum Stehen zu bringen. Deshalb sollte Sie Sich für den leistungsfähigsten Bremsentyp entscheiden, und das ist zurzeit die hydraulische Scheibenbremse. Sie hat die beste Bremsleistung und funktioniert auch bei Nässe zuverlässig. Mittlerweile lassen sich diese Bremsen auch sehr gut dosieren, man kommt schnell zum Stehen, ohne dass die Räder blockieren.

Rücktritt – ja oder nein? 

Viele Menschen sind seit jeher gewohnt, dass ein Fahrrad eine Rücktrittbremse besitzt. Wenn man einen Rücktritt gewohnt ist, fällt es schwer, sich an ein Fahrrad mit Freilauf zu gewöhnen. Die Rücktrittbremse hat jedoch einen großen Nachteil: Sie bremst, indem sie das Hinterrad blockiert. Grundsätzlich ist es besser, dosiert zu bremsen, ohne dass die Räder blockieren. Deswegen ist vom Rücktritt abzuraten – zumindest als einzige Hinterradbremse. Wer auf den Rücktritt nicht verzichten möchte, sollte ihn mit einer anderen Hinterradbremse kombinieren und nur im absoluten Notfall bei einer Vollbremsung benutzen.

Was für eine Schaltung sollte mein E-Bike haben? 

Ritzel und Schaltwerk einer Kettenschaltung
Ritzel und Schaltwerk einer Kettenschaltung
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

Ob es nun eine Naben- oder Kettenschaltung sein soll, hängt von der Präferenz und dem Verwendungszweck ab. Wer sein Fahrrad hauptsächlich zum alltäglichen Fahren in der Stadt oder zum Pendeln benutzt, ist mit einer Nabenschaltung gut bedient. Sie benötigt wenig Wartung und der Verschleiß ist gering. Alle entscheidenden Teile befinden sich in der Hinterradnabe und sind so vor Dreck und Nässe geschützt. Eine Nabenschaltung verträgt jedoch nur einen begrenzten Kraftaufwand, leistungsstärkere Motoren müssen gegebenenfalls gedrosselt werden. Zudem ist eine Nabenschaltung schwerer als eine Kettenschaltung.

Wer lieber ein wenig ambitionierter und sportlicher unterwegs ist, sollte zur Kettenschaltung greifen. Sie ist leichter und vielseitiger handhabbar. Allerdings ist der Verschleiß größer und der Wartungsaufwand höher, da alle Komponenten äußeren Einflüssen wie Dreck und Nässe ausgesetzt sind. Zudem gibt es bei Kettenschaltungen keinen Rücktritt. Die Gänge lassen sich nur während der Fahrt und des Tretens wechseln, da die Kette in Bewegung sein muss. Sie hält allerdings auch hoher Kraft stand und kann so auch mit sehr leistungsstarken Motoren verwendet werden.

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E-Bike: Mittelmotor mit Kettenschaltung
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

Was muss ein Motor leisten können?

Es gibt verschieden Motorenhersteller, die ihrerseits verschiedene Modelle anbieten. Sie unterscheiden sich nach Einsatzgebiet, Drehmoment, Leistungsunterstützung und Gewicht. Wie leistungsstark der Motor an Ihrem E-Bike sein soll, richtet sich danach, was Sie mit Ihrem Fahrrad machen wollen. Für das alltägliche Fahren auf eher flachen Strecken in der Stadt, reicht ein Motor mit einem maximalen Drehmoment von 40 bis 50 Newtonmeter. Wer sportlich unterwegs ist und auch einmal den ein oder anderen Berg erklimmen will, sollte die Leistung höher liegen, bei ungefähr 60 bis 80 Newtonmeter. E-Bike-Motoren haben meist drei unterschiedliche Unterstützungsstufen, „standard“, „eco“ und „high“. Sie sollten auf jeden Fall eine Probefahrt absolvieren, da sich Motoren verschiedener Hersteller mit gleicher Leistung zum Teil sehr unterschiedlich anfühlen.

Da E-Bikes ziemlich schwer sind (meist zwischen 15 und 30 Kilo), haben viele Motoren eine sogenannte Schiebehilfe, was in der Stadt sehr hilfreich sein kann. Außerdem sollten Sie bedenken, dass wegen des Gewichts ein Transport mit einem Autodachgepäckträger schwierig wird. Es bietet sich ein Transportständer am Autoheck an.

Was muss ein Akku leisten? 

E-Bike: Akku im Unterrohr
E-Bike: Akku im Unterrohr
Torsten Rabe, RTL / Torsten Rabe

Das Entscheidende und Teuerste am Motor Ihres E-Bikes ist der Akku. Denn ganz egal, was der Motor zu leisten im Stande ist, es ist der Akku, der ihn am Laufen hält. Je höher die Speicherkapazität eines Akkus, desto länger die Laufzeit. Die Speicherkapazität wird in Wattstunden (Wh) gemessen. Die meisten Akkus verfügen über eine Kapazität von 400 bis 500 Wh. Das reicht laut Herstellerangaben für eine Distanz zwischen 130 und 200 Kilometern. Jedoch ist bei diesen Angaben Vorsicht geboten. Die Reichweite ist von vielen Faktoren abhängig, wie der gewählten Unterstützungsstufe, dem Gewicht des Fahrers, dem Fahr- und Schaltverhalten, dem Reifendruck oder den Streckengegebenheiten. Einige E-Bike- und Motorenhersteller bieten einen Verbrauchsrechner an, der die oben genannten Faktoren berücksichtigt. Bei der Wahl von Motor und Akku ist es unerlässlich, auf Qualität zu achten. Die beste Ausstattung und schönste Optik bringen Ihnen wenig, wenn Motor und Akku nichts taugen.

Sicher mit dem E-Bike unterwegs

Ganz egal, für welches Fahrrad Sie sich letztlich entscheiden: Sie sollten ein kurzes Fahrsicherheitstraining absolvieren, gerade, wenn Sie länger nicht Rad gefahren sind oder sich unsicher fühlen. Viele Verkäufer oder Radvereine bieten so ein Training an. Die Geschwindigkeit, die Sie mit einem E-Bike erreichen, sollten Sie nicht unterschätzen. Deshalb sollten Sie auch ein paar Euro in einen guten Helm investieren, die Sicherheit geht vor.

Nun sollte der ersten Tour mit Ihrem neuen E-Bike nichts mehr im Wege stehen. Gute Fahrt!

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