Royaler Feier-Marathon
Warum König Charles in Schottland eine zweite Krönung bekommt

Am 6. Mai 2023 feierte ganz Großbritannien die Krönung von König Charles (74) und Königin Camilla (75). Rund zwei Monate später bekommt der neue britische Monarch nun erneut eine Ehrung – in Schottland. Hier gibt es alles Wissenswerte rund um das royale Programm zusammengefasst.
König Charles feiert zweite Krönung
Am Mittwoch (5. Juli) werden König Charles und Königin Camilla ein zweites Mal gekrönt. Im Rahmen der „Holyrood Week“ in Edinburgh werden die beiden bei einem Widmungs- und Dankgottesdienst auch zum Königspaar von Schottland ernannt. Dabei werden Charles die schottischen Kronjuwelen übergeben: in Form einer Krone, einem Zepter sowie einem neuen Schwert. Außerdem ist eine königliche Prozession durch die Stadt geplant.
Charles liebt Schottland. Wie seine Mutter Queen Elizabeth (1926-2022) verbringt der britische König seine Sommerferien in den Highlands. Während die verstorbene Königin auf Schloss Balmoral Erholung suchte, nutzen Charles und Camilla vor allem den Landsitz Birkhall, nicht weit vom Schloss entfernt. Der Monarch trägt dort bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Schottenrock Kilt, das Nationalkleidungsstück schottischer Männer.
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Prozession und Krönungszeremonie
Die Veranstaltungen des Tages beginnen offiziell um 13.15 Uhr schottischer Zeit, wenn die königliche Prozession vom Palace of Holyroodhouse zur St. Giles’ Cathedral zieht.
Um 14.05 Uhr führen der König und die Königin die königliche Prozession an, gefolgt vom Herzog und der Herzogin von Rothesay. Sie werden vom Royal Regiment of Scotland eskortiert und von der Royal Marine Band of Scotland sowie den Pipes, Drums und Bugles des 2. Bataillons begleitet.
Anschließend beginnt um 14.15 Uhr ein landesweiter Dankgottesdienst in der Kathedrale, bei dem dem neuen König die Ehren Schottlands einschließlich einer zweiten Krone überreicht werden.
Der Gottesdienst endet voraussichtlich gegen 15.15 Uhr mit einem Salutschuss aus 21 Salutschüssen der Royal Artillery des 12. Regiments, der ertönen wird, bevor die königliche Prozession gegen 15.30 Uhr nach Holyroodhouse zurückkehrt.
Die Red Arrows, das britische Kunstflugteam der Royal Air Force, werden den Abschluss der Zeremonie mit einer Vorführung am Himmel von Edinburgh feiern. Es wird erwartet, dass sich die Öffentlichkeit entlang der Royal Mile aufstellt, um der Prozession beizuwohnen
Queen Elizabeth wurde auch zweimal gekrönt
Auch die verstorbene Queen Elizabeth wurde so geehrt. Vor 70 Jahren, am 24. Juni 1953, reiste die Königin mit ihrem Ehemann, Prinz Philip, ebenfalls nach Edinburgh. Einen knappen Monat nach ihrer Krönung in der Westminster Abbey in London fuhren Elizabeth und Philip mit einer Kutsche über die Royal Mile zur St. Giles Kathedrale.
Prinz William und Prinzessin Kate sind in Edinburgh dabei
Neben Charles und Camilla werden auch Prinz William (41) und Prinzessin Kate (41), der Prinz und die Prinzessin von Wales, vor Ort sein. Genau wie bei Königin Elisabeths Besuch in Schottland wird auch Charles' zweite Krönung live im (britischen) Fernsehen zu sehen sein. Ob auch die Mini-Royals George, Charlotte und Louis am offiziellen Programm teilnehmen werden, ist aktuell noch nicht bekannt.
Die Kronjuwelen von Schottland
Die Honors of Scotland zählen zu den ältesten Königsinsignien in Europa. Die Krone von 1540 besteht zum Teil aus jenem Goldreif, mit dem 1306 Robert the Bruce zum König von Schottland gekrönt wurde. Das Zepter von 1494 war ein Geschenk des Papstes Julius II. (1443-1513).
Das ursprüngliche Schwert kam 1507 ebenfalls aus Rom, weil es aber mittlerweile zu zerbrechlich geworden ist, wurde für Charles III. ein neues "The Elizabeth Sword" in Auftrag gegeben. Es ist nach der verstorbenen Queen benannt. Laut BBC kostete die edle Waffe, die Charles nun überreicht wird, 22.000 Pfund (rund 25.000 Euro) und wurde von schottischen Kunsthandwerkern angefertigt.
Die Queen hatte jedes Jahr Anfang Juli eine Woche lang verschiedene Regionen Schottlands besucht. Sie residierte in Edinburgh im Palace of Holyroodhouse, der offiziellen Residenz britischer Könige in Schottland, und empfing Tausende von Schotten aus allen Gesellschaftsschichten. Diese Tradition wird von König Charles III. und Königin Camilla fortgesetzt, die zur sogenannten Holyrood Week gereist sind, um die enge Verbindung von Krone und Schotten zu würdigen.
Die Schotten und die Unabhängigkeit
Das sieht gut die Hälfte der über 5,5 Millionen Einwohner Schottlands etwas anders. Sie fühlt sich von den Engländern politisch und wirtschaftlich bevormundet und übervorteilt und würde am liebsten die 1707 durch den Act of Union vollzogene Vereinigung mit England zum Königreich Großbritannien verlassen, um einen eigenen souveränen Staat zu gründen.
2014 hat bei einem entsprechenden Referendum noch eine Mehrheit von 55,3 Prozent gegen eine solche Abspaltung gestimmt. Doch der Stimmenanteil der Befürworter dürfte seither erheblich gewachsen sein, zumal die Engländer 2016 den Brexit gewählt haben, während die Mehrheit der Schotten für einen Verbleib in der EU war.
Die Rivalität zwischen Schotten und Engländern besteht seit etwa 2.000 Jahren, lange bevor Schottland und England als eigene Königreiche existierten. Bereits zur Römerzeit fielen keltische Stämme aus dem Norden oft in den Süden ein, der von den Römern besetzt war. Der römische Kaiser Hadrian ließ deshalb von 122 bis 128 n. Chr. eine 117 Kilometer lange Wehranlage quer durch das Land bauen, die seine Truppen vor den „Barbaren aus dem Norden“ schützen sollte.
Dieser Hadrianswall war eine Art britannischer Limes und reichte vom heutigen Newcastle im Nordosten bis zum Meeresarm Solway Firth im Nordwesten der britischen Insel. Die Wallanlage, von der noch große Teile existieren, trennte die britische Insel: Aus dem lateinisch geprägten Süden gingen England und Wales hervor, aus dem wilden Norden Schottland. Der Name kommt vom keltischen Stamm der Skoten, die vom 3. bis 6. Jahrhundert aus Irland eingewandert waren und sich mit dem Stamm der Pikten 843 zum ersten schottischen Königreich vereint hatten - unter englischer Führung.
William Wallace und die freiheitsliebenden Highlander
Mit dem Aussterben des schottischen Königshauses Alba ging die Auseinandersetzung mit dem Süden los. Der englische König Eduard I. (1239-1307), genannt Hammer of the Scots (Schottenhammer), scheiterte zwar bei seinem Versuch, Schottland militärisch zu erobern, doch es gelang ihm, einen ihm gewogenen Kandidaten auf den schottischen Thron zu setzen und somit de facto die Herrschaft zu erringen. Englische Adlige errichteten in Schottland Burgen, die schottischen Clans mussten Steuern zahlen und die freiheitsliebenden Highlander sich dem verhassten Nachbarn aus dem Süden erstmals beugen.
Die Folge waren Aufstände und Kleinkriege - bis 1297 der schottische Landadlige William Wallace in der Schlacht von Stirling Bridge das überlegene englische Heer geschlagen und die Unabhängigkeit Schottlands erkämpft hat. Seine Geschichte wurde von Hollywood mit Mel Gibson (67) als „Braveheart“ (1995) verfilmt und ist bis heute der Inbegriff des schottischen Freiheitswillens.
1306 wurde Robert the Bruce (1274-1329) König von Schottland. Von da an war der Norden ein unabhängiges Königreich, das aber immer wieder Konflikte mit England hatte. Noch im 14. Jahrhundert kam die schottische Herrscherdynastie der Stuarts an die Macht, die ab 1603 unter König James VI. auch den englischen Thron erbten und 100 Jahre lang die englische Krone in Besitz hatten. 1707 wurden beide Länder zusammengeschlosse
Annäherung unter Queen Elizabeth II.
Seitdem sind England und Schottland geographisch und politisch eins, doch getrennt durch eine über 300-jährige Geschichte von Unterdrückung, Rebellion und Aufständen, die von den Engländern meist blutig niedergeschlagen wurden. Zeitweise war es den Schotten sogar verboten, Dudelsack zu spielen oder Kilts zu tragen, um das schottische Nationalgefühl auszumerzen. Das ist nicht gelungen.
Dafür hat sich die britische Krone unter Königin Elizabeth den Schotten angenähert. Sie hat aus ihrer Sympathie für Schottland nie einen Hehl gemacht, ihre Sommer stets in Schottland verbracht und die Holyrood Week eingeführt.
Außerdem hatte sie auch schottisches Blut: Die Familie ihrer Mutter entstammte dem schottischen Hochadel. Und über ihren Vater König George VI. (1895-1952) konnte sich Elizabeth auf eine direkte Abstammung vom schottischen König James VI. (1566-1625) berufen, der 1603 nach dem Tod der kinderlosen Königin Elizabeth I. (1533-1603) zum englischen König James I. gekrönt wurde und somit die Union der beiden Königreiche begründet hat.
Die Queen starb am 8. September 2022 auf Schloss Balmoral. Nach dem Tod wurde ihr Sarg zunächst in der St. Giles-Kathedrale in Edinburgh aufgebahrt. Trauernde aus ganz Schottland standen in einer kilometerlangen Schlange an, um sich von ihr zu verabschieden.
Ihr Sohn Charles sprach von der „tiefen Liebe“ seiner Mutter zu Schottland, als er letztes Jahr bei seiner ersten Dienstreise als König die schottische Stadt Dunfermline und ihr mittelalterliches Benediktinerkloster Dunfermline Abbey besuchte, die letzte Ruhestätte zahlreicher schottischer Herrscher. Dort wurde auch der legendäre König Robert the Bruce bestattet. Damit hat Charles ein starkes Zeichen der Verbundenheit gesetzt.
Außerdem will der Monarch das schottische Schloss Balmoral, wo seine Mutter gestorben ist, zu einer öffentlichen Gedenkstätte für die in Schottland sehr beliebte Queen machen.
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