Lager überfüllt
Nike muss seine Sportklamotten verramschen
Liefermangel und Preiserhöhungen, in den letzten Jahren war das der Normalfall. Und in den meisten Branchen steigen die Preis weiter. Doch jetzt schlagen die Sportartikelhersteller Alarm, allen voran Marktführer Nike. Die Lager sind voll, dadurch steigen die Kosten zusätzlich. Die Hersteller müssen ihre Ware jetzt schnell loswerden.
Waren von Sportartikelherstellern türmen sich in den Regalen
Der weltgrößte Sportartikel-Konzern Nike muss seine deutlich gestiegenen Lagerbestände vor allem in Nordamerika mit Preisnachlässen abbauen. Nike hatte die eigenen Lager - wie die Konkurrenten Under Armour, Adidas und Puma, aber auch große Einzelhändler in den USA - vor Schulbeginn aufgefüllt, nachdem Lieferungen aus Asien in den vergangenen Jahren unsicher waren.
Doch diesmal funktionierten die Lieferketten reibungsloser, die Ware türmte sich in den Regalen. Die Lagerbestände schwollen um 44 Prozent auf 9,7 Milliarden Dollar an, in Nordamerika sogar um fast zwei Drittel.
Die folgenden Rabattaktionen, steigende Beschaffungs- und Lieferkosten sowie der starke Dollar drückten den Nettogewinn im ersten Quartal (per August) um 22 Prozent auf 1,47 Milliarden Dollar, obwohl der Umsatz währungsbereinigt um zehn Prozent auf 12,7 Milliarden Dollar stieg. Finanzvorstand Matt Friend warnte, allein die Wechselkursentwicklung werde den Umsatz von Nike im Geschäftsjahr mit vier Milliarden Dollar und den operativen Gewinn mit 900 Millionen Dollar belasten.
Aktien von Nike und Adidas fallen deutlich
Das drückt ebenso auf die Bruttomarge wie der erstarkte Dollar, wie der Adidas-Rivale am Donnerstagabend (Ortszeit) einräumen musste. Die Bruttomarge werde im laufenden Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende Mai) um 2,0 bis 2,5 Prozentpunkte sinken. Im ersten Quartal ging sie auf 44,3 (Vorjahr: 46,5) Prozent zurück. Am stärksten werde der Preisdruck im Herbst-Quartal werden, in dem in den USA bereits das Weihnachtsgeschäft beginnt. Der US-Konzern erwirtschaftet mehr als die Hälfte des Umsatzes außerhalb des Heimatlandes.
Im nachbörslichen Handel stürzten Nike-Aktien um bis zu zehn Prozent ab, in Frankfurt lagen sie am Freitag mit 88,25 Euro 10,5 Prozent tiefer. Das zog auch die deutsche Konkurrenz mit nach unten: Adidas fielen um 3,5 Prozent auf ein Jahrestief von 119 Euro, Puma gaben sogar fast fünf Prozent auf gut 48 Euro nach. Die Analysten von Credit Suisse erklärten, Adidas habe ein ähnliches Problem mit vollen Lägern wie Nike. Die Frage sei, ob die Umsätze im zweiten Halbjahr wie erhofft kräftig anzögen.
Den Verbraucherinnen und Verbrauchern dürften die Börsenzahlen ziemlich egal sein. Sie dürfen auf satte Rabatte beim Einkauf von Sportklamotten hoffen. (rts/aze)
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