War MH370 ein Selbstmord-Flug? Das meint RTL Luftfahrtexperte Ralf Benkö
Ralf Benkö: "Man mag sich das kaum vorstellen"
Die Boeing 777 ist sieben- bis achteinhalb Stunden nach dem Start in den Indischen Ozean gestürzt. Das letzte bestätigte Signal von Flug MH370 sei um 00.11 Uhr MEZ aufgefangen worden, teilte der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein mit. Doch was geschah in diesem Zeitraum? Die Ermittler gehen nach Informationen des britischen 'Telegraph' inzwischen von einem Selbstmord-Flug aus. RTL-Luftfahrtexperte Ralph Benkö erklärt, weshalb mittlerweile einiges für diese Theorie spricht.
Warum wich Flug MH370 vom Kurs Richtung Peking ab und flog in entgegengesetzter Richtung weiter? Auf diese zentrale Frage gibt es bislang keine Antwort. Die Polizei ermittelt weiter - unter anderem wegen Sabotage und Entführung. Ein technisches Problem wird ebenfalls nicht ausgeschlossen. Und auch die Selbstmord-Theorie erhält neues Futter: Wie der britische 'Telegraph' aus gut informierten Quellen erfahren haben will, gehen selbst Ermittler inzwischen von einem solchen Szenario aus. Laut einem Insider werde angenommen, es sei ein "absichtlicher Akt von einem an Bord gewesen, der die nötigen Kenntnisse dafür hatte".
"Man mag sich das kaum vorstellen, dass einer der Piloten das Flugzeug mit 239 Menschen an Bord für einen Selbstmord benutzt haben könnte", sagte RTL-Luftfahrtexperte Ralf Benkö 'RTLaktuell.de'. "Es gab allerdings auch in der Vergangenheit schon Fälle, in denen sich Verkehrspiloten das Leben nahmen." So etwa 1999, als ein Flugzeugkapitän von 'Egypt Air' seine Maschine mit 217 Passagieren in den Atlantik stürzen ließ. Auch der Sturzflug einer 'Silk Air'-Maschine in ein Flussbett 1997 mit 104 Menschen an Bord, könnte durch einen der Piloten herbeigeführt worden sein. "In solchen Fällen handelten die Männer im Cockpit bisher jedoch plötzlich und ließen den Jet sofort abstürzen", gibt Benkö zu Bedenken. Im aktuellen Fall der Boeing 777 ist das anders gelagert - sie flog nach neuesten Erkenntnissen so lange weiter, bis der Sprit zu Ende ging.
So schrecklich die Vorstellung auch ist, spricht laut Benkö mittlerweile trotzdem einiges für einen Selbstmordflug. Zum Beispiel: "Plötzliches Abschalten der Ortungssysteme nach Verlassen des malaysischen Luftraums, kein Notruf, mehrere Richtungs- und Höhenänderungen der Maschine." Außerdem habe Flug MH370 eine Richtung eingeschlagen, in der es keine Landemöglichkeiten gab - eine abgelegene Region des Indischen Ozeans.
Andere Theorien sind nicht ganz plausibel
"Theoretisch sind auch andere Unfall-Szenarien denkbar, die eine solche Maschine zu einem Geisterflug werden lassen könnten", erklärt RTL-Luftfahrtexperte Ralf Benkö. "Ein Druckverlust an Bord könnte Passagiere wie Piloten bewusstlos werden lassen, wenn sie ihn nicht schnell genug erkennen und Masken aufsetzen. So würde die Maschine führerlos weiterfliegen, bis ihr der Sprit ausgeht." Doch die Theorie hat einen entscheidenden Haken: "Warum sollten dabei die Ortungs-Sender ausgeschaltet werden?", so Benkö.
Theorie Nummer drei ist ein Feuer an Bord der Maschine. Nach Einschätzung von Benkö könnten die Piloten in diesem Fall die Systeme abgeschaltet haben, "um einen Brandherd in der Elektrik zu isolieren. Ein Brand würde auch ein Wendemanöver der Piloten erklären, um eine Notlandung vorzubereiten." Doch auch bleibt ein großes aber entscheidendes Fragezeichen: "Ein Weiterflug über sieben Stunden mit einem brennenden Flugzeug? Wohl kaum", meint Ralf Benkö.
"Jede der 'Unfall'-Theorien hat einen gewissen Haken. Nur die Selbstmord-Theorie würde alles Geschehene erklären. Doch die Erfahrung zeigt, dass sich das Blatt noch einmal wenden könnte, sollten die Flugschreiber gefunden werden", schätzt Benkö weiter ein. "Es wäre nicht das erste Mal, dass nach der Auswertung völlig Überraschendes bekannt wird. Nur wissen wir nicht, was die Flugschreiber überhaupt aufgezeichnet haben. Auch sie könnte ein Pilot abgeschaltet haben, bevor er sein Flugzeug auf Todeskurs brachte."