Nach Heizkosten-HorrorVonovia-Mieter verbünden sich gegen extrem hohe und fragwürdige Nebenkostenabrechnungen
Jetzt wehren sich die Mieter gegen horrende Nebenkosten-Nachzahlungen!
Erst vor zwei Wochen hat RTL über unfassbar hohe Nachzahlungsforderungen des Wohnungsriesen Vonovia berichtet. Die schwangere Miriam (33) und ihr Partner Felix (38) sollen für ihre Berliner Mietwohnung 3.743 Euro nachzahlen. Wie die hohen Nebenkosten entstehen können, warum sich Vonovia-Mieter jetzt deutschlandweit vernetzen und welche Tipps der Mieterverein hat.
RTL.de ist jetzt auch bei WhatsApp - HIER direkt ausprobieren!
Vonovia-Paar muss 3.743 Euro Nebenkosten nachzahlen
Ein Mieter-Bündnis berichtet sogar von Nachzahlungen bis 6.000 Euro. „Auffällig ist, dass bei den höchsten Kosten immer ein sogenanntes Contracting vorliegt. Die Vonovia, bzw. ihre Vorgängergesellschaften, haben die Heizungen auf kommerzielle Firmen übertragen, die
die erzeugte Wärme in Rechnung stellen“, berichtet das Vonovia-Mieter-Bündnis.
Lese-Tipp: Heizkosten-Horror in Berliner Mietshaus - Miriam und Felix sollen über 3.700 Euro nachzahlen
Das bestätigt auch Vonovia auf RTL-Anfrage im Fall von Miriam und Felix. „Es handelt sich um Wohnungen, die Wärme in Form von Contracting bekommen […] Vonovia ist sozusagen nur Vermittler“, schreibt das Immobilienunternehmen und schiebt die Verantwortung weiter.
Team Wallraff deckt Abrechnungsfehler bei Vonovia auf
Vonovia ist nicht nur Deutschlands größter Vermieter, sondern auch einer der umstrittensten. Bereits im Jahr 2018 musste Vonovia nach Recherchen von Team Wallraff Abrechnungsfehler einräumen.
Insgesamt hatte Vonovia nach der Kalkulation von Heizungsbaumeister Detlef Poullie etwa 25 Prozent zu viel für die neue Heizungsanlage abgerechnet – auf Kosten der Mieter.
Lese-Tipp: Heizungs-Experte entdeckt Mietkosten-Pfusch - Vonovia räumt Abrechnungsfehler ein
Seitdem sind die Energiepreise stark gestiegen, fehlerhafte Abrechnungen können schnell hunderte Euro betragen.
Im Dezember 2023 fragen sich deshalb viele Vonovia-Mieter: „Wie kommt so eine Rechnung zustande und wie soll das Ganze weitergehen?“
90-Jährige soll 6.000 Euro Nebenkosten nachzahlen
Am 13. Dezember 2023 hat ein Zoom-Treffen von Vonovia-Mietern stattgefunden. Was die einzelnen Mieter berichten, macht nachdenklich.
„Das Höchste, was ich jetzt hier mitbekommen habe, sind 6.000 Euro bei einer 90-jährigen Mieterin. Und als sie dann bei der Vonovia anrief, hieß es, warum sie denn mehr als ein Zimmer heizen würde“, erzählt eine Vonovia-Mieterin.
Es wird auch von einer Vonovia-Mieterin berichtet, die direkt über dem Heizungskeller wohnt und überhaupt nicht heizen muss, weil die nicht isolierten Leistungen ihre Wohnung mitversorgen. Auch sie soll 700 Euro nachzahlen.
Lese-Tipp: Was gehört überhaupt zu den Nebenkosten?
„Es sind Preissteigerungen bei uns in den warmen Mieten von 65 Prozent, was wirklich viele von uns vor eine Herausforderung stellt, die wir nicht bewältigen können. Das lässt einen verzweifeln“, erklärt eine weitere Vonovia-Mieterin.
Mieterverein Hamburg sieht Vonovia bei Nebenkosten in der Pflicht
Mit in dem Vonovia-Termin sitzt Paul-Hendrik Mann, Rechtsanwalt beim Mieterverein zu Hamburg. „In Hamburg selber hat die Vonovia einen Wohnungsbestand von knapp 20.000 Wohnungen. Und auch wir stellen fest, dass in den letzten Wochen und Monaten diverse Mieterinnen mit Heizkostenabrechnung konfrontiert werden, die diese schlichtweg wirtschaftlich nicht darstellen können“, berichtet Mann.
„Wir stellen aber auch fest, dass die Vonovia vermehrt auch die Heizkostenabrechnung kapitalmarktmäßig optimiert und vermehrt als Energielieferant auftritt, über konzerneigene Töchter“, erzählt Rechtsanwalt Mann. Er geht davon aus, dass in diesen Fällen in den aufgerufenen und abgerechneten Preisen auch nicht umlagefähige Gewinne enthalten sind. Das bedeutet: In bestimmten Fällen könnte Vonovia mehr abrechnen als erlaubt ist.
Lese-Tipp: Nebenkostenabrechnung erst prüfen, dann zahlen
Und auch bei den Contracting-Verträgen wird Rechtsanwalt Mann deutlich und sieht Vonovia in der Pflicht: „Wir sehen den Grundsatz der Wirtschaftlichkeit verletzt und fordern von der Vonovia, dass dort Einwendungen gegen solche Preissteigerungen geltend gemacht werden, wo das rechtlich möglich ist. Tut die Vonovia das nicht, wird das zu einem Verstoß gegen das Gebot der Wirtschaftlichkeit.“
Tipp vom Mieterverein Hamburg: Nur Mieter, die sich wehren und Einwendungen erheben, können gegen die hohen Nebenkostenforderungen vorgehen. „Es ist nämlich so, dass Mieterinnen zwölf Monate Zeit haben, nach Erhalt der jeweiligen Heizkostenabrechnung dieser zu widersprechen“, sagt Rechtsanwalt Kamm. Die Mieter haben Anspruch darauf, die vollständigen Belege einzusehen. Und genau hier scheint die Schwachstelle von Vonovia zu sein. „Die Vonovia schafft es nicht, prüffähige und vollständige Belegunterlagen vorzulegen. Und das hat dann eben zur Folge, dass man Zurückhaltungsrechte an Nachzahlungen geltend machen kann.“