Ein Pro und Contra
Was für und gegen ihn spricht - kann Völler wirklich DFB?
von Thomas Lipke
„Es gibt nur einen Rudi Völler“, skandierten die Fans 2002 nach dem Vize-WM-Titel. Der Deutsche Fußball lag damals am Boden – 2000 sollte ursprünglich Christoph Daum Bundestrainer werden. Als das nicht klappte, fragte man Völler und der sagte zu. Zwei Jahre später gelang der Sprung ins Finale. Jetzt liegt der Deutsche Fußball wieder am Boden – und wieder soll Völler ran. Dieses Mal als Nachfolger des ehemaligen Geschäftsführers Oliver Bierhoff, weil ein anderer Kandidat nicht klappt bzw. nicht will: Fredi Bobic. „Meine Lebensplanung sieht grundsätzlich anders aus“, sagt Völler. Nach RTL-Infos kann aber nur noch Unvorhergesehenes verhindern, dass es so kommt. Doch kann der gebürtige Hesse ein Jahr vor der EM im eigenen Land erneut Retter sein?
Was für Völler spricht!
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Dem DFB geht es jetzt in erster Linie um den schnellen Erfolg, nicht um eine langfristige Ausrichtung. 17 Jahre war Rudi Völler (62) der Macher bei Bayer – Titel gab es keine, dafür aber Ruhe und keine unnötige Nervosität. Ruhe, die der DFB bzw. die Nationalmannschaft jetzt braucht. Ruhe in seinen Entscheidungen und eine klare Linie nach außen. Er soll sich nicht um die Details kümmern, sondern ums Große und Ganze. Die Nationalmannschaft wieder einen, aber auch auf den Tisch hauen – zum Beispiel bei Waldemar Hartmann. Dass er das kann, hat er schon bewiesen – Krisen managen auch. Bei der Nationalmannschaft und 2017, als er mit der Werkself plötzlich im Abstiegskampf steckte und die Luft unterm Bayer-Kreuz brannte.Geschafft.Geschafft, weil er dazwischen gegangen ist und trotzdem der Klub nach außen wie eine Wohlfühloase wirkte – bis heute. Mit dem Namen Völler verbindet man sofort Euphorie. Den Weltmeistertitel 1990 und die Vize-WM. Und auch jetzt ist unmittelbar ein Ruck durch Fußball-Deutschland gegangen. Völler? Das passt!
Was gegen Völler spricht
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Zum Beispiel eben jenes Image der Wohlfühloase, die Völler bei Bayer geschaffen hat. Er steht auch in gewisser Weise für den unliebsamen Titel „Vizekusen“. Dazu passt: sein Vize-Titel 2002. Ruhe brauchen der DFB und die Nationalmannschaft, ja. Aber noch mehr braucht er Menschen, der unbequem ist. Schluss mit dem Weiter so! Die Taskforce um Oliver Mintzlaff und „Aki“ Watzke will eigentlich Bobic, doch Herthas Sportchef lehnt dankend ab – ihm fehlt die Struktur. Doch die Nationalmannschaft und der DFB brauchen keinen – böse gesagt – Grußonkel, der anderthalb Jahre gute Stimmung verbreitet.Es braucht einen, der durchgreift. Eben nicht das Gefühl der „Wohlfühloase“. Und sagte Völler nicht sowieso, dass seine „Lebensplanung grundsätzlich anders aussieht“? Ein riskanter Deal wäre es für beide Seiten. Völler, der den Spitznamen „Tante Käthe“ trägt, ist beliebt. 2000 konnte er nur gewinnen, jetzt kann er auch viel verlieren!
Die Entscheidung fällt wohl am kommenden Donnerstag.