Auf den Baustellen starben hunderte Menschen
Katar: Die meisten WM-Stadien werden nicht mehr gebraucht
In drei WM-Arenen fanden mit dem Achtelfinale schon die letzten Spiele statt – doch wie geht es mit ihnen weiter? Eine Zukunft gibt es für die meisten der teuren Bauwerke in Katar nicht, denn sie werden schlicht nicht benötigt. Da tut sich die Frage auf: Warum das Ganze? Und warum mussten dann so viele Menschen auf den Baustellen ihr Leben lassen?
Abbauarbeiten an den Stadien haben begonnen
Fakt ist: Zahlreiche Gastarbeiter sind im Zuge der Vorbereitungen auf die Fußball-WM gestorben. „Die Schätzungen liegen zwischen 400 und 500“, sagte zuletzt Hassan Al-Thawadi, der Generalsekretär des WM-Organisationskomitees. Die FIFA und offizielle Stimmen aus Katar bestätigen lediglich drei Todesfälle auf WM-Baustellen. Medienberichten zufolge dagegen sollen seit der WM-Vergabe 2010 mehrere Tausend Arbeiter auf katarischen Baustellen ums Leben gekommen sein. Welche Zahlen nun stimmen, ist offen.
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Drei der acht Stadien sind nach dem Achtelfinale nicht mehr Austragungsstätte von Spielen. Deshalb haben dort längst die Abbauarbeiten begonnen. Am Dienstagmorgen zum Beispiel rund um das Stadion 974, rund zwölf Stunden vorher hatte hier noch Brasilien mit 4:1 gegen Südkorea gewonnen. Dieser mit 974 recycelten Containern aufgebaute Blickfang sollte nach den Plänen von FIFA-Präsident Gianni Infantino eigentlich zum Zweck der Nachhaltigkeit an einem anderen Ort der Welt wiederverwendet werden. Das Problem ist nur: Auch zwölf Jahre nach der WM-Vergabe stehen mögliche Abnehmer nicht gerade Schlange, das Interesse hält sich in Grenzen.
Was sind die Pläne für die übrigen Stadien?
Ob überhaupt, und wenn ja, wo das Stadion 974 wieder aufgebaut wird, steht in den Sternen – wie auch die Nachnutzung der anderen Arenen. Analog zu den Weltmeisterschaften in Brasilien und Russland werden wohl einige „weiße Elefanten“ bleiben. Katar ist mit seinen 2,7 Millionen Einwohnern einfach zu klein, um derart viele große Sportstätten dauerhaft zu nutzen.
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Die ab dem Viertelfinale ebenfalls nicht mehr gebrauchten Stadien Al-Janoub und Ahmad bin Ali werden beispielsweise deutlich verkleinert. Das Al-Janoub soll mit einer Zuschauerkapazität von 20.000 statt 44.325 zur Heimspielstätte des Erstligisten Al-Wakrah SC werden. Auch im Ahmad-bin-Ali-Stadion kommt es zur Halbierung der WM-Kapazität von 45.000. Neuer Hausherr ist der Al-Rayyan SC. Sitze werden an weniger wohlhabende Länder gespendet.

Im bereits zur Leichtathletik-WM 2019 renovierten Khalifa International Stadium spielt weiter die katarische Nationalmannschaft – und sonst? Viele Pläne sind noch nicht wirklich konkret.
In das „Beduinenzelt“ Al-Bayt sollen wohl ein Fünf-Sterne-Hotel, eine Mall und ein sportmedizinisches Zentrum ziehen. Für das fast 90.000 Zuschauer umfassende Finalstadion Lusail reichen die Ideen von Schulen über Lebensmittelgeschäfte bis hin zu Arztpraxen. (jlu/dpa/sid)