Eltern sauer nach Kita-Preiserhöhung

"Da fragt man sich wirklich: Lohnt es sich, arbeiten zu gehen?"

Familie Bielke soll für ihre drei Kinder anstatt 441 Euro im nächsten Jahr 615 Euro zahlen.
Familie Bielke soll für ihre drei Kinder anstatt 441 Euro im nächsten Jahr 615 Euro zahlen.
RTL Nord

von Lisa Siewert und Lynn Michel

Wie soll das noch funktionieren? – Viele Eltern im Flecken Ottersberg in Niedersachsen sind verzweifelt. Nicht nur die steigenden Energiepreise, sondern auch die neuen drastischen Kita-Gebühren stellen viele Familien vor neue Herausforderungen. Zwar ist die Kita-Betreuung in Niedersachsen für Kinder ab drei Jahren kostenfrei, bei jüngeren Kindern fallen aber sehr wohl Gebühren an. Und die sind von Kommune zu Kommune verschieden - und zum Teil ziemlich heftig. So sehr, dass sich manche Familien fragen müssen, ob es sich überhaupt noch lohnt zu arbeiten.

Lese-Tipp: Polizei muss Kita bewachen: Aus diesem Grund ist die Sicherheit der Kinder bedroht

Vater Stellan Bielke ist verzweifelt: „Urlaub ist nicht mehr drin"

Familie Bielke aus Ottersberg muss im nächsten Jahr 615 Euro für Kinder-Tageseinrichtungen zahlen.
Familie Bielke aus Ottersberg muss im nächsten Jahr 615 Euro für Kinder-Tageseinrichtungen zahlen.
RTL Nord

Familie Bielke: Das sind Vater Stellan, Mutter Katja, die Fünfjährige Enya, ihr 17 Monate alter Bruder Ragnar und die neugeborene Anka. Eigentlich wollten die Eltern ab September 2023 alle Kinder in eine Tageseinrichtung geben, doch die Gebühren werden vom Landkreis Ottersberg neu berechnet und steigen damit enorm für die fünfköpfige Familie an. Was aktuell für drei Kinder noch 441 Euro gekostet hätte, wird im nächsten Jahr 615 Euro kosten. „Urlaub ist nicht mehr drin. Wir sind jetzt keine Leute, die ins Hotel fahren. Wir fahren dann mit unserem kleinen Wohnwagen. Und wenn man sich nicht mal mehr das leisten kann, das ist schon echt heftig.“, sagt Vater Stellan Bielke im Gespräch mit RTL.

Elternvertreterin hält die Erhöhung für einen Rechen-Fehler

Grund für diese Belastung ist eine Entscheidung der Gemeinde Ottersberg: Die Gebühren müssen steigen, um die Betreuung zu finanzieren. Die neue Staffelung führt dazu, dass die Eltern teilweise mehrere Stufen im Berechnungssystem nach oben rutschen. Für Elternvertreterin Mareike Stadtlander ist das ein klarer Rechen-Fehler: „Es fing damit an, dass wir im Mai den ersten Bescheid bekommen haben mit der Gebührenerhöhung. Und mein Mann dann meinte: Hast du dir das mal angeschaut? Das sind aber schon ein paar hundert Euro mehr teilweise. Und dann hab ich mich hingesetzt und gesehen: Das belastet besonders das mittlere Einkommen.“ Zusätzlich zur Anhebung der Gebühren und erweiterten Staffelung werden Gehälter und Steuerklassen der Eltern anders verrechnet, ebenso der Kinderfreibetrag.

Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

"Ich gehe dann auch arbeiten, um seine Krippe zu bezahlen"

Viele Familien in Ottersberg sind von den Kita-Erhöhungen betroffen.
Viele Familien in Ottersberg sind von den Kita-Erhöhungen betroffen.
RTL Nord

Von der neuen Gebührenstaffel sind zahlreiche Familien betroffen – Familie Ochrimeko aus Ottersberg rutscht dadurch beispielsweise ganze drei Stufen höher. „Also wir müssen durch diese neuen Gebühren dann eben mal 200 Euro mehr bezahlen und das ist dann schon schockierend. Da fragt man sich wirklich: Lohnt es sich, arbeiten zu gehen?“ sagt Christine Ochrimeko im Gespräch mit RTL. Kerstin Lienhöft arbeitet im Einzelhandel und ist auch von der Preiserhöhung betroffen: „Mit Essen und allem drum und dran sind wir schon bei 600 Euro dann. Ich gehe dann auch arbeiten, um seine Krippe zu bezahlen und dann muss man sich halt ausrechnen, ob das sich dann lohnt.“

Lese-Tipp: Pool-Party in der Kita: Dieser besondere Schwimmunterricht kann Leben retten!

Stadt und Bürgermeister äußern sich auf RTL-Anfrage nicht

Es sei „alles gesagt." - Bürgermeister und Stadt äußern sich nicht zu der neuen Gebührenverordnung.
Es sei „alles gesagt" - Bürgermeister und Stadt äußern sich nicht zu der neuen Gebührenverordnung.
RTL Nord

Trotz mehrerer Telefonate und einer schriftlichen Anfrage von RTL äußert sich weder die Stadt noch der Bürgermeister zu dem Thema. Es sei „alles gesagt“. Eine Erhöhung der Kita-Gebühren sei für viele Eltern nachvollziehbar, die Höhe jedoch für viele kaum machbar. Ob man sich mit der enormen Belastung der Familien nicht verrechnet hat, bleibt ohne Stellungnahme der Stadt weiterhin unklar.