Vergleich: Tschernobyl und Fukushima

ARCHIV - Kombo mit Archivbildern zeigt den nach der Atom-Katastrophe von 1986 mit einer Schutzhülle ummantelten  Reaktorblock vier des Atomkraftwerks Tschernobyl in der Urkaine (17.09.2007, oben) und das nach dem Erdbeben und Tsunami vom 11.03.2011 schwer havarierte japanischen AKW Fukushima (Aufnahme vom 31.03.2011, unten). Japan hat die Gefahr des Atomstörfalls im Kraftwerk Fukushima (Aufnahme vom 11.03.2011 zeigt wie die Fluten des Tsunami das Gelände des Atomkraftwerkes überflutet haben) auf die höchste Stufe angehoben. Das gab die Atomaufsichtsbehörde in Tokio am Dienstag (12.04.2011) bekannt. Der Unfall hat damit jetzt die Einstufung 7, was bisher nur die schwere Tschernobyl-Katastrophe hatte. Bisher gilt für drei Meiler in Fukushima Eins die Stufe 5. Stufe 7 bedeutet, dass es Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt in einem weiten Umfeld gibt. EPA/SERGEY DOLZHENKO / TEPCO HANDOUT  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Jetzt gibt es zwei Reaktor-Unfälle mit der höchsten Stufe 7 auf der INES-Skala: Fukushima und Tschernobyl.

SIND DIE KONSTRUKTIONEN DER REAKTOREN GLEICH?

Block 4 in Tschernobyl war ein wassergekühlter und graphitmoderierter Reaktor. Eine Kombination, die unkontrollierte Kettenreaktionen auslösen kann, was im Fall von Tschernobyl auch geschah. Eine Serie von groben Fehlern und Fehleinschätzungen des Betreibers führten zu Feuer und einer Explosion, die radioaktive Teilchen in die obere Atmosphäre schleuderte. Die freigesetzte Radioaktivität entsprach dem zehnfachen der von der Atom-Bombe von Hiroshima 1945.

Die Siedewasserreaktoren von Fukushima haben keinen entflammbaren Graphit-Kern. Bei den Brennelementen in den Blöcken 1,2 und 3 kam es zumindest teilweise zur Kernschmelze. Seitdem ist es den Arbeitern gelungen, die Reaktorblöcke und die Abklingbecken zu kühlen. Dadurch wurde eine Kettenreaktion stark gebremst.

Solang die Kühlungsbemühungen andauern und das kontaminierte Wasser aufgefangen kann, gewinnt Japan Zeit, eine Lösung zu finden, um die Reaktoren kontrolliert abzuschalten.

Tschernobyl war ohne Sicherheitsstruktur

WIE UNTERSCHEIDET SICH DIE SICHERHEITSSTRUKTUR?

In Tschernobyl gab es keine Sicherheitsstruktur. Daher konnte Radioaktivität ungehindert ausströmen.

In Fukushima stehen die Reaktoren auf Fundamenten aus Granit. Sie sind von Stahl- und Betonkonstruktionen umgeben. Da die Strahlung seit dem Erdbeben und Tsunami am 11. März und den Höchstwerten zurückgegangen ist, gehen Experten davon aus, dass die Sicherheitsstruktur mehr oder weniger noch intakt ist.

Bei der Katastrophe von Tschernobyl wurden Gebiete bis zu 500 Kilometer vom Reaktor entfernt verstrahlt. Die Sperrzone um das Kraftwerke beträgt heute noch 30 Kilometer und ist unbewohnt.

HAT ES BEI DEM REAKTORUNGLÜCK IN FUKUSHIMA TOTE GEGEBEN?

Bislang hat es wegen Radioaktivität in Fukushima keine Toten gegeben. Acht Personen wurden verletzt. Bei dem Erdbeben, das zur Atomkatastrophe führte, und den Nachbeben kamen zwei Arbeiter des AKW ums Leben, drei wurden schwer verletzt.

Bei der Explosion in Tschernobyl kamen zwei Arbeiter ums Leben. Von den Feuerwehrmännern und Arbeitern, die sich um die Aufräumarbeiten kümmerten, starben in den ersten drei Monaten nach der Katastrophe 28 an der Strahlenkrankheit, einer erlitt einen Herzstillstand.

INFORMATION - VERHEIMLICHUNG

Die Informationen des Betreibers von Fukushima wirken stümperhaft, ohne Zusammenhang, durcheinander und manchmal widersprüchlich. Dennoch ist es schwierig, Tepco die Verschleierung von Informationen vorzuwerfen. Daten und Informationen werden rund um die Uhr zur Verfügung gestellt.

Die Katastrophe von Tschernobyl wurde zunächst zwei Tage verschwiegen. Erst nachdem in Westeuropa erhöhte Strahlenwerte gemessen wurden, räumte der Sowjetstaat den Unfall ein und veröffentlichte nach und nach Details.

IST DAS RISIKO VON FUKUSHIMA GRÖSSER ALS VON TSCHERNOBYL?

Das lässt sich noch nicht sagen - die Lage in Fukushima ist noch nicht unter Kontrolle. Auch einen Monat nach dem Erdbeben und Tsunami müssen die Reaktoren noch von außen gekühlt werden, was wiederum mehr Wasser kontaminiert und den Anschluss von Strom zur Kühlung verhindert. Deshalb ist es Tepco zufolge möglich, dass die austretenden Strahlenmenge am Ende die von Tschernobyl übertreffen könnte.