Gun Violence Archive sammelt Daten

USA: Schießerei in Supermarkt – Karte zeigt Todesfälle durch Waffengewalt 2022

Jeder rote Punkt steht für einen tödlichen Vorfall mit Waffen in den USA in diesem Jahr. Das Portal "Gun Violence Archive" sammelt solche Daten seit 2013.
Jeder rote Punkt steht für einen tödlichen Vorfall mit Waffen in den USA in diesem Jahr. Das Portal "Gun Violence Archive" sammelt solche Daten seit 2013.
Screenshot / Gun Violence Archive
von Annette Berger

Wieder Tote durch Waffen in den USA. Doch die jüngste Supermarkt-Schießerei in Virginia ist nur eine von vielen Gewalttaten in den Staaten. Wie grausam-alltäglich der Vorfall ist, zeigt ein Portal mit einer Reihe von Karten.
Lese-Tipp: Die Waffengesetze in den USA sind eine Einladung zum Mord

Schießerei kurz vor Thanksgiving schockiert

Es ist nur der jüngste Fall von Gewalt mit Waffen in den USA, aber er ist meilenweit entfernt davon, der schlimmste in diesem Jahr zu sein. In einem Supermarkt in Chesapeake im US-Bundesstaat Virginia wurden am Dienstag mehrere Menschen durch Schüsse getötet und verletzt.

Was die Hintergründe sind, war bis Mittwoch noch unklar. Es soll "weniger als zehn Todesopfer" geben, wie es weiter heißt. Die Menschen sind geschockt. Dass die Tat sich wenige Tage vor Thanksgiving ereignete, wird in Berichten darüber betont – ist der Feiertag doch ein wichtiges Familienfest in den USA.

Trotz Massakern wie in Uvalde keine Verschärfung der Waffengesetze

Doch so schlimm und außergewöhnlich die Gewalttat für die Opfer, deren Angehörige und für die Stadt Chesapeake ist – sie ist leider alltäglich. Meldungen über größere Schießereien sind in den gesamten USA schlimme Normalität. Zwar wurden in der Vergangenheit immer wieder Appelle laut, die Waffengesetze zu verschärfen – meist nach besonders grausamen Taten wie dem Schulmassaker in der texanischen Kleinstadt Uvalde, bei dem im Mai 19 Schulkinder, zwei Lehrerinnen und der Attentäter erschossen wurden.

Lese-Tipp: Amoklauf in Uvalde (USA) – Teenager (18) erschießt in Texas 19 Kinder an der Robb Elementary School

Doch bislang hat es keine politische Initiative geschafft, die Zahl der Waffen und deren Besitzer einzudämmen. Wahrgenommen wird das Problem auch als "Mass Shooting Crisis", eine "Massenerschießungs-Krise", also nicht als eine Ansammlung vieler Einzelfälle, sondern als andauerndes bedrohliches Phänomen.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Das "Gun Violence Archive" dokumentiert Todes- und Verletztenfälle im Zusammenhang mit Waffengewalt

Genau verfolgen lässt sich die Spur, die die Gewalt mit Waffen in den Vereinigten Staaten hinterlässt, unter anderem im "Gun Violence Archive", einer gemeinnützigen Organisation, die Daten zu Todes- und Verletztenfällen im Zusammenhang mit Waffen sammelt und in Statistiken aufbereitet. Die Informationen kommen nach Angaben des Portals von Strafverfolgungsbehörden, aus Medienberichten oder aus Regierungs- oder kommerziellen Quellen. Insgesamt 7500 solcher Datenlieferanten nutzen die Macher des Projekts nach eigenen Angaben. Auf der Seite "Gunviolencearchive.org" lassen sich Vorfälle mit Waffen der vergangenen neun Jahre ergründen. Verlinkt sind – außer bei Meldungen über Suizide – jeweils die Quellen und genauere Daten.

Lese-Tipp: USA – Junge (4) schießt mit Pistole auf Polizisten - weil er seinen Vater beschützen will

Bis zu diesem Mittwoch, dem 23. November, sind laut dem "Gun Violence Archive" allein in diesem Jahr 39.696 Menschen bei Vorfällen ums Leben gekommen, die mit Waffen oder Waffengewalt in Verbindung stehen, dazu zählen mehr als 18.000 Morde und unabsichtliche Taten, aber auch mehr als 21.000 Suizide. Unabsichtliche Taten sind etwa, wenn Kinder mit Waffen ihrer Eltern spielen und sich ein Schuss löst.

Dokumentiert wurden im selben Zeitraum in den gesamten USA mehr als 600 Massenschießereien – darunter versteht das Portal Taten, bei denen mehr als vier Menschen entweder durch Schüsse getötet oder verletzt werden.

Die Geschichten hinter den Zahlen: So viele Kinder und Jugendliche starben 2022 in den USA bislang durch Waffengewalt

Hinter allen Daten stehen unfassbare familiäre Tragödien, was beispielsweise einen Blick auf die jüngeren Opfer wirft: Von Januar bis Ende November kamen laut den Daten allein 290 Kinder bis 11 Jahre und mehr als 1200 Teenager bis 17 Jahre in den USA durch Waffen ums Leben.

Die Bundesstaaten der Ostküste, das zeigt der Blick auf die Überblickskarte, ist von Todesfällen mit Waffengewalt stärker betroffen als die mittleren Staaten oder die an der Westküste, wobei Kalifornien eine traurige Ausnahme bildet.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei stern.de.

Hier finden Sie Hilfe in schwierigen Situationen

Sollten Sie selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, suchen Sie sich bitte umgehend Hilfe. Versuchen Sie, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über Ihre Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich. Hier finden Sie eine Übersicht über Hilfsangebote.

Wenn Sie schnell Hilfe brauchen, dann finden Sie unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die Ihnen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.