Er erschoss seine Frau und seinen Schwager
Urteil für den Doppelmörder aus Espelkamp: Richter nennt seine Tat "Hinrichtung auf offener Straße"

Seine Taten erschüttern im Juni 2021 die Kleinstadt Espelkamp in Nordrhein-Westfalen: Kaltblütig erschießt der Mann zuerst seinen Schwager und dann seine Frau auf offener Straße. Lebenslang für den 53-jährigen Doppelmörder – das entscheidet heute das Gericht in Bielefeld: „Sie haben ihre Frau für den Wunsch bestraft, unabhängig zu sein. Und zwar berechnend, gut vorbereitet und mit einer Hinrichtung auf offener Straße“, sagt der Vorsitzende Richter Georg Zimmermann. Doch der Angeklagte zuckt nicht einmal mit der Wimper und nimmt sein Urteil regungslos entgegen.
Dem Doppelmörder wird auch die schwere Schuld zugeschrieben
Seit Dezember vergangenes Jahres muss sich der 53-Jährige vor Gericht verantworten. Am Mittwoch verkündet das Gericht in Bielefeld das Urteil: Lebenslang für den Doppelmörder. Doch dabei allein bleibt es nicht, denn bei ihm wird auch noch die schwere Schuld festgestellt. Damit wäre eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren rechtlich zwar möglich, in der Praxis ist das aber so gut wie ausgeschlossen. Der Richter spart nicht an drastischen Worten: Hinrichtung, Rache und eine Motivlage, für die jedes menschliche Verständnis fehle, beschreibt Georg Zimmermann die Bluttat.
Zuerst tötet er seinen Schwager und erschießt dann seine Frau auf der Straße

Für die 25.000 Einwohner Gemeinde Espelkamp ist die Tat ein Schock. An einem Sommertag im Juni 2021 wartet der 53-Jährige auf seine Frau. Die Ehe der beiden ist schon seit 2015 zerbrochen und seine Frau zieht von Niedersachsen in ein neues Haus in Espelkamp.
Der Ehemann hat heimlich einen Schlüssel nachmachen lassen, dringt in das Haus ein und wartet dort auf seine Frau. Er habe einen Hinterhalt geplant, wie die Auswertung von Handydaten ergebe. Nachdem er den Schwager erschießt, flieht die Frau aus dem Haus, schreit um Hilfe und klingelt bei Nachbarn. Der Ehemann rennt ihr hinterher und eröffnet das Feuer auf sie. Dass bei den Schüssen auf die Ehefrau nicht noch ein Unbeteiligter getroffen wurde, sei purer Zufall gewesen, denn eine Nachbarin öffnete ihr gerade die Tür, als die Schüsse fielen.
Richter: "Sie hätten ihren Schwager nicht töten müssen"

Der Täter selbst flieht nach seinen Bluttaten. Ein großes Polizeiaufgebot fahndet nach dem Mann. Der 53-Jährige flieht in das 13 Kilometer entfernte Diepenau in Niedersachsen. Dann hat der Schreck endlich ein Ende, denn Spezialkräfte können den Mann am Abend an einem See festnehmen.
Anders als vom 53-Jährigen geschildert, ist die Tat im Sommer 2021 nach Überzeugung des Gerichts aber nicht aus dem Ruder gelaufen. Er stalkt seine Ehefrau mehrere Jahre – der 53-Jährige konnte nicht akzeptieren, dass sich seine Frau neu verliebte und auszog. Für den Richter Zimmermann ist klar, dass er aus Heimtücke gehandelt habe: „Sie hätten ihren Schwager nicht töten müssen, um den Mord an ihrer Frau zu ermöglichen. Er war ja nach dem ersten Schuss bereits verletzt“, begründet Zimmermann.
Verurteilter Doppelmörder zeigt keine Reue
Das scheint dem verurteilten Doppelmörder alles egal zu sein. Noch am vorletzten Prozesstag habe er gezeigt wie uneinsichtig er ist, als er den Kindern der Opfer die Verantwortung zuschob, erklärt der Richter. Direkt nach der Tat sagt er zu Freunden und Verwandten am Telefon, dass er in den Himmel und die Opfer in die Hölle kommen werden. (anr/dpa)