Unbekannte schnitt ihr das Baby aus dem Bauch – jetzt erzählt das Opfer zum ersten Mal von der schrecklichen Tat

Der 17. März 2015 wird für immer der schreckliste Tag im Leben von Michelle Wilkins aus dem US-Staat Colorado bleiben. Eine Frau namens Dynel Lane, die sie bis dahin nicht ein einziges Mal gesehen hatte, lockte die damals hochschwangere Michelle in ihr Haus, stach sie nieder und schnitt der 26-Jährigen ihr Baby aus dem Bauch. Ein halbes Jahr nach der Tat hat das Opfer sein Schweigen gebrochen. In der US-Talkshow 'Dr. Phil' sprach Michelle Wilkins erstmals über den Tag, an dem sie ihr geliebtes Baby Aurora auf brutale Weise verlor.
Dynel Lane hatte Michelle unter dem Vorwand in ihr Haus gelockt, ihr Umstandsmode verkaufen zu wollen, die sie im Internet angeboten hatte." Als ich ihr Haus betrat, breitete sie die Klamotten aus und fragte 'Welche Größe hast du? Ich glaube, diese hier passen dir'", erinnert sich Michelle. Die mutmaßliche Verkäuferin packte die Sachen in eine Tüte und fing eine Unterhaltung an, in deren Verlauf Michelle schon wieder Richtung Tür gehen wollte, um das Haus zu verlassen. Plötzlich sagte Dynel: "Oh, ich habe unten noch ein paar Mädchensachen, die mir jemand gegeben hat, bevor ich wusste, dass ich einen Jungen bekomme. Kannst du die gebrauchen?" Intuitiv habe Michelle plötzlich ein Gefühl überkommen, "dass ich alles habe, was ich brauche", erzählt sie unter Tränen.
"Aber aus Angst unhöflich zu sein, entschied ich zu bleiben. Sie stellte sich vor mich und machte die Tür wieder zu", berichtet Michelle über den Moment, als der Albtraum für sie begann. Die Täterin fing an, Michelle heftig auf den Rücken zu schlagen und drängte sie immer weiter ins Haus. "Was machen Sie da? Ich möchte nur gehen, ich möchte Ihnen nicht wehtun", schrie die hilflose Schwangere. "Ich fing an Richtung Tür zu laufen, dann packte sie mich fest und drängte mich tiefer ins Haus Richtung Badezimmer. Wir fingen an, im Flur ein bisschen zu schubsen, als ich versuchte mir den Weg zurück zur Tür zu erkämpfen", berichtet Michelle. "In dem Moment geht dir so vieles durch den Kopf".
"Wir kämpften weiter und sie sagte mir immer wieder, sie würde meinetwegen die Polizei rufen. Ich holte mein Handy raus und sagte: 'Gut, ich rufe jetzt die Polizei!' Und daraufhin geht der Kampf richtig los", erinnert sich die aufgelöste 26-Jährige. "Sie hat mich aufs Bett geworfen und versucht, mich mit dem Kopfkissen und ihren Händen zu ersticken. Es war ein Albtraum."
Unter Todesangst versuchte das Opfer, das Schlimmste zu verhindern
Dann griff die brutale Täterin nach einer Lavalampe, mit der sie die Hochschwangere außer Gefecht setzten wollte. "Warum, warum tun Sie das? Warum?", schrie Michelle verzweifelt. "Meine innere Überzeugung ist, dass Liebe die treibende Kraft ist. Ich sagte ihr, dass ich sie liebe, während sie auf mich einstach." Doch die Täterin hörte nicht auf und antwortete: "Wenn du mich liebst, lässt du mich das tun." Dann verlor sie das Bewusstsein.
Kurze Zeit später erwachte Michelle im Schlafzimmer der Täterin. "Ich hatte dann schon so viel Blut verloren und war so neben der Spur, dass ich gar nicht realisierte, dass mein Baby weg war", so die 26-Jährige. "Als ich den Notruf rief, dachte ich immer noch, ich sei schwanger", erzählt die gebrochene Mutter des ermordeten Babys dem TV-Moderator im Interview. Doch die Täterin war zu diesem Zeitpunkt schon mit dem Baby geflohen.
"Ich sah den Schnitt in meinem Bauch, krempelte meine Umstandshose wieder hoch und stand auf. Aber ich hatte so wenig Blut in meinen Beinen, dass ich nach vorne fiel und spüren konnte, wie heftig ich blutete", erinnert sich Michelle unter Tränen an den Vorfall. "Nachdem ich nach vorne gefallen war, während ich meinen Bauch festhielt, aus dem das Blut strömte, da gab es einen Moment, in dem ich die bewusste Entscheidung traf, zu leben. Ich wusste, dass ich entweder in wenigen Minuten das Bewusstsein verlieren könnte oder mich selber wach halten und überleben könnte. Und ich tat Letzteres".
Zu ihrem Glück konnte sie sich bis auf das Bett schleppen, wo ihr Handy lag. Michelle schaffte es, den Notruf zu wählen. Die Frau am anderen Ende der Leitung half ihr, sich wach zu halten, indem sie ihr immer wieder Fragen stellte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Michelle noch nicht realisiert, welch grausamer Tat sie soeben zum Opfer gefallen war und dass sie keine werdende Mutter mehr war.
Im Krankenhaus wird die Mutter von der Realität eingeholt
Unterdessen hatte die Täterin das Baby ins Krankenhaus gebracht. Dynel Lane behauptete, sie selbst habe eine Fehlgeburt erlitten. Schnell war den Ermittlern klar, dass es sich bei der Frau um Michelles Angreiferin handelte. Michelle wurde unterdessen in dieselbe Klinik gebracht. Dort hatten sie und ihr Ehemann Dan die Chance, ihr totes Baby wenigstens einen kurzen Moment im Arm zu halten und zu realiseren, dass ihr Traum einer Familie geplatzt war. "Dan und ich dachten, dass sie das Allerschönste ist, was wir je gesehen haben", schwärmt Michelle. "Und ich war so dankbar, dass ich sie wenigstens für ihr kurzes Leben bei mir hatte. Ich denke, sie war perfekt."
In Haft plädiert die Täterin heute auf Unschuld und gibt an, das Baby herausgeschnitten zu haben, um es zu retten, nachdem die Mutter versucht habe, auf sie einzustechen. Dynel Lane wird wegen acht Verbrechen angeklagt - unter anderem Körperverletzung und Mord. Der Prozess soll im Januar 2016 stattfinden.
Auf Facebook postete Michelle vor einem Monat: "Heute ist es fünf Monate her. Ja, es fällt mir immer noch unglaublich schwer." Um die traumatischen Ereignisse zu verarbeiten, ist sie mit ihrem Mann in eine andere Stadt gezogen.