Ukraine: Die nationale Revolution geht weiter

Nach dem Blutvergießen und den Tagen tödlicher Gewalt auf dem Maidan atmet die leidgeplagte Ukraine erst einmal kräftig durch, als die Einigung von Regierung und Opposition über einen Weg aus der Krise publik wird. Eben noch spiegelte sich Hass in den Augen vieler mit Helmen und Schilden gerüsteter Demonstranten. Nun zeigt sich immer häufiger ein zaghaftes Lächeln.

Bei frühlingshaften Temperaturen schlendern alte und junge Regierungsgegner über den von Feuern rußgeschwärzten Platz und die angrenzende Prachtstraße Kreschtschatik. Fast schon wirkt die Atmosphäre wieder wie das Volksfest mit Suppenküchen und Teestuben, das die Demonstration monatelang ausgezeichnet hatte. Wild erregt schlagen zwei Kosaken auf Trommeln ein.

Aber nicht alle sind glücklich mit der von mehreren EU-Außenministern vermittelten Vereinbarung. Ihnen gehen die Änderungen nicht weit genug. Zwar hat der Maidan-Rat aus allen Protestgruppen dem Abkommen zugestimmt, aber es gab auch Gegenstimmen. So spricht die einflussreiche Radikalengruppierung Rechter Sektor von "Augenwischerei" und kündigt an: "Die nationale Revolution geht weiter." Vor allem die Tatsache, dass Präsident Viktor Janukowitsch vorerst im Amt bleibt, ist vielen ein Dorn im Auge.

Mit Pfiffen und Buhrufen haben Zehntausende Regierungsgegner die Oppositionsführer nach der Einigung auf eine Krisenlösung empfangen. Der Anführer der radikalen Splittergruppe Rechter Sektor, Dmitri Jarosch, kündigte an, nicht die Waffen niederzulegen, bevor der Staatschef zurücktrete. Anderer Redner drohten damit, die Präsidialverwaltung zu stürmen.

Der Opposition um Vitali Klitschko warfen sie "Verrat" vor. Die Menge auf dem Unabhängigkeitsplatz forderte in Sprechchören den Kopf des Präsidenten.