Trotz Kostenexplosion: Bahn hält an Stuttgart 21 fest

ARCHIV - Eine Frau sieht sich am 29.10.2012 im Bahnhof in Stuttgart (Baden-Württemberg) ein Modell des Bahnprojektes Stuttgart 21 an. Am 12.12.2012 tagt der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn in Berlin. Auf der Tagesordung stehen die eventuellen Mehrkosten des mit 4,5 Milliarden Euro veranschlagten Bauprojekts. Foto: Marijan Murat/dpa Foto: Bernd Weißbrod/dpa  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Modell des neuen Bahnhofes: Die Realisierung von Stuttgart 21 wird für die Deutsche Bahn richtig teuer.
dpa, Bernd Weissbrod

Das Bahnprojekt Stuttgart 21 wird noch viel teurer als befürchtet. Die Fertigstellung wird allein die Bahn rund 1,1 Milliarden Euro mehr kosten als zuletzt geplant. Das sagte Bahn-Vorstand Volker Kefer. Insgesamt sollen die Kosten nun 5,62 Milliarden Euro betragen.

Die Projektkosten sind damit mittlerweile mehr als doppelt so hoch wie ursprünglich geplant. 1995 waren es noch 4,893 Milliarden D-Mark (2,5 Milliarden Euro), 2007 bereits 2,8 Milliarden Euro. Im März des Jahres 2009 war man bei 3,076 Milliarden Euro angekommen, im Dezember sollten es bereits vier Milliarden sein. Jetzt sind es mehr als fünfeinhalb, und es ist kaum sicher, dass es dabei bleibt. Nicht enthalten in der Summe sind mögliche externe Risiken in Höhe von 1,2 Milliarden Euro, beispielsweise aus der Schlichtung.

Die Übernahme der milliardenschweren Mehrkosten für den Tiefbahnhof bleibt allerdings offen. Der Aufsichtsrat des Staatskonzerns fasste nach Angaben aus dem Gremium keinen Beschluss zur Zukunft des Projekts. Zuvor hatten Aufsichtsräte sowohl vom Bund als auch den Arbeitnehmern den Vorstoß der Bahn blockiert, wonach das Unternehmen die Mehrkosten von rund 1,3 Milliarden Euro zunächst allein tragen wollte.

Über das weitere Vorgehen will der Aufsichtsrat nun in einer Sondersitzung beraten. Bahnchef Rüdiger Grube hatte wiederholt deutlich gemacht, dass der laufende Bau jetzt auch zu Ende geführt werden müsse.

Kretschmann: Bahn trägt "unternehmerische Verantwortung und das Risiko"

Als Gegenleistung zur Übernahme der Mehrkosten habe der Vorstand der Bahn erreichen wollen, dass sich die Projektpartner an möglichen weiteren Kostensteigerungen beteiligten, sagten Mitglieder des Gremiums. Eine spezielle Vertragsklausel besagt, dass ab einer Gesamtsumme von 4,5 Milliarden Euro Gespräche zwischen der Bahn und den Projektpartnern Baden-Württemberg, der Stadt Stuttgart und dem Flughafen stattfinden sollen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und auch die Stadt Stuttgart haben aber bereits deutlich gemacht, dass sie eine Beteiligung an den Mehrkosten strikt ablehnen.

"Die Bahn trägt als Bauherrin die unternehmerische Verantwortung und das Risiko", sagte Kretschmann. Der Konzern dürfe nicht auf weitere Unterstützung des Landes hoffen. "Und die Bahn weiß das nicht seit heute", fügte er unter Verweis auf einen Kabinettsbeschluss vom September 2011 hinzu. Das Land steuert zu den damals veranschlagten S-21-Gesamtkosten von maximal 4,5 Milliarden Euro 930 Millionen Euro bei.

Zwar gibt Grube Fehler der Bahn zu, einige Mehrkosten hingen aber von zusätzlichen Wünschen der Projektpartner ab. Zudem spielten die Verzögerungen infolge der Proteste gegen das Vorhaben eine Rolle. "Die sind erheblich, wenn man das mit sonst üblichen Bauverzögerungen vergleicht", sagte der Bahnchef.