Entscheidung gegen die Türkei und für Deutschland
Ist Surferin Lena Erdil unsere neue Olympia-Hoffnung?

Lena Erdil ist dreimalige Vize-Worldcup-Siegerin im Windsurfen, achtfache türkische Meisterin, enorm willensstark und DER Neuzugang im deutschen Nationalkader. Wenn sie auf dem Wasser ist, hat sie nur ein Ziel: Gewinnen. Wir haben die Powerfrau beim Training am Olympiastützpunkt Schilksee in Kiel getroffen.
Zwischen Wind, Wasser und Wellen
Seit 2019 startet die junge Surferin nicht mehr für ihr Heimatland, die Türkei, sondern für ihre zweite Heimat, Deutschland. Dafür ist Lena Erdil jetzt extra nach Kiel gezogen, denn hier gibt es schließlich alles, was sie für ihre Leidenschaft braucht: Wind, Wasser und Wellen und ganz in der Nähe ist auch der Olympiastützpunkt Schilksee.
Sie stand schon als Kleinkind auf einem Brett
Das Windsurfen ist der Deutsch-Türkin quasi in die Wiege gelegt worden. Ihre Eltern betreiben eine Surfschule in der Türkei. Sie selbst wuchs in der Türkei und in Deutschland auf und stand schon als Kleinkind das erste Mal auf einem Brett.
Was anfangs für sie nur Spaß war, entwickelte sich dann schnell anders, wie sie uns im Interview erzählt: "Nach der Schule hatte ich ein Jahr, wo ich ein Jahr eine Auszeit genommen habe und da bin ich dann nach Hawaii gefahren für einen Monat und war dann auch wieder viel in der Türkei und habe eigentlich nur gewindsurft und bin dann am Ende dieses Jahres im World Cup einen vierten Platz gefahren. Das war natürlich eine ganz große Motivation weitermachen zu wollen und da wurde mir klar: Ok, nach der Uni werde ich dem Ganzen noch eine richtige Chance geben."
Das Training der 32-Jährigen ist vielseitig

Die 32-Jährige trainiert täglich aber nicht nur im Wasser – denn wenn sie mal nicht auf dem Brett steht, ist sie im Fitnessraum und rudert. Zum Windsurfen ist gute Kondition und auch Krafttraining enorm wichtig, wie sie uns erklärt: "Windsurfen ist natürlich nicht einfach nur auf dem Brett stehen. Wir müssen auch ganz viel pumpen. Das heißt unser Segel zu uns ziehen und das Brett wegstoßen, um Geschwindigkeit aufzubauen." Das Training macht sich bezahlt, denn die 32-Jährige fährt Rennen auf der ganzen Welt.
Neue Disziplin bei den Olympischen Spielen
Lena hat es für das Team Hamburg in den deutschen Nationalkader geschafft und hat plötzlich ein unerwartetes Ziel vor Augen: Die Olympischen Spiele 2024 in Paris. „Dass ich jemals einen olympischen Traum haben würde, hätte ich mir vor einem Jahr noch nicht denken können. Also es ist total komisch, weil die olympische Windsurf-Disziplin hieß RSX – jetzt in 2020 ist es auch RSX und das Equipment hat mir einfach nie zugesagt. Das war so ein großes Brett und ein großes Segel, das extrem schwer war und damit zu fahren macht einfach keinen Spaß."
2024 treten die Windsurfer das erste mal in der Disziplin iQFoil an. Die Bretter sind leichter und schneller und schweben durch ein Foil über der Wasseroberfläche. (vfr)