Mutmaßlicher Mord vor Grundschule sorgte bundesweit für SchlagzeilenFamilienvater auf offener Straße erschossen: War es Blutrache?

Spurensicherung am Tatort
Beamte der Spurensicherung sind im Januar 2017 in Visselhövede im Einsatz. Foto: Daniel Reinhardt/Archiv
deutsche presse agentur

Bereits 2017 wurde ein Familienvater in Visselhövede von einem Motorrad aus erschossen – am helllichten Tag und vor einer Grundschule. Der Fahrer des Motorrads wurde bereits 2018 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Die mutmaßlichen Täter und Drahtzieher wurden aber erst im vergangenen Jahr in Holland gefasst. Seit diesem Montag (14.3.) müssen sie sich vor dem Landgericht Verden verantworten.

Hintergrund der Tat wohl Blutrache

Gentjan F. (35) und Klodian P. (31) haben einen Dolmetscher an ihrer Seite, versuchen, ihr Gesicht vor der Presse zu bedecken, als sie hereingeführt werden. Der Ältere gilt als Drahtzieher der Tat. Er sei es auch gewesen, der eine Waffe und ein Fluchtauto besorgt habe. Zusammen mit dem bereits verurteilten Komplizen soll er dem Opfer von einem Motorrad aus aufgelauert haben. Dann soll er aus einem halben Meter Entfernung das Feuer eröffnet haben. Der 46-Jährige habe keine Chance gehabt, zu flüchten. Der Mann überlebte den Angriff nicht.

Der jüngere Angeklagte, Klodian P., habe laut Anklage dabei geholfen, das Opfer zu beschatten und es zu verfolgen. Als Grund für die Schüsse auf den Familienvater wird eine sogenannte „Blutrache“ vermutet. Das spätere Opfer hatte wohl selbst in Albanien einen Mord verübt, für den die jetzt Angeklagten Vergeltung üben wollten.

Opfer sollte in Deutschland vor dem Schicksal bewahrt werden

Das spätere Mordopfer hatte deshalb in Deutschland einen Schutzstatus. Nach seiner eigenen Straftat und der abgesessenen Haftzeit in seinem Heimatland durfte sich der Mann in Deutschland aufhalten, da man bereits mit einer „Blutrache“ gegen ihn rechnete. Nicht nur von den zwei Männern fehlte zunächst jede Spur, auch die Tatwaffe war lange verschwunden, bis die Polizei sie mit einer groß angelegten Spurensuche in der Nähe einer Autobahn doch noch finden konnte.

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Projektil direkt unter dem Schulfenster - Polizist zufällig vor Ort

Als Zeuge sagt ein Polizist aus, der am Tag der tödlichen Schüsse eigentlich gar nicht im Dienst und nur zufällig mit seiner Frau vor Ort war. „Ich habe meine Frau raus gelassen, damit sie erste Hilfe leisten kann. Ich wollte dann wenden und das Fahrzeug verfolgen. Meine Frau hat mich dann angehalten und gesagt, dass überall Hülsen herumliegen. Dann habe ich von einer Verfolgung abgesehen und den Notruf gewählt.“ Auch eine Polizistin sagt aus an diesem Montag aus. Sie erinnert sich an das Auffinden des Opfers. „Es war eine große Blutlache vor Ort zu sehen.“ Unter einem der Gebäudefenster habe ein Projektil gelegen. Den Angeklagten droht eine Verurteilung wegen Gemeinschaftlichen Mordes bzw. im Falle von Gentjan F. eventuell auch eine Anstiftung zum Mord. (lsi/tja)