Viele gute Gründe für Bundestrainer Hansi Flick
Thomas Müller darf nie wieder für die Nationalmannschaft spielen - ein Kommentar
Alles Müller, oder was? Was eigentlich für den bekannten Milchreis aus dem Kühlregal gilt, ließ sich lange auch auf den Fußballer Thomas Müller übertragen. Und damit ist wohl noch nicht Schluss: Der Angreifer hat klar gemacht, dass er auch trotz des blamablen Ausscheidens bei der WM in Katar nicht aus der deutschen Fußballnationalmannschaft zurücktritt. Dabei ist sein Aus längst überfällig und wäre ein starkes Zeichen!
Müller-Frage ist für Flick ein Dilemma
„Solange ich Profi bin, stehe ich immer zur Verfügung, wenn ich gebraucht werde. Wann, ob und wie muss der Bundestrainer entscheiden", sagte der 33-jährige Bayern-Spieler zu seiner Zukunft im DFB-Trikot. Vorausgegangen war ein offenes Gespräch mit Hansi Flick, der – und das ist längst keine Überraschung mehr – bekennender Müller-Fan ist. „Die Frage Thomas Müller stellt sich nicht“, sagte der Trainer mal über seinen Schützling. Müller gebe der Mannschaft so viel, nicht nur auf dem Platz.
Auch ein Blick auf die Zahlen unterstreichen das: Müller hat bisher 121 Länderspiele absolviert und dabei 44 Tore erzielt. Beim WM-Triumph 2014 spielte der sympathische Bayer eine große Rolle. Ohne Frage: Thomas Müller hat mit der Nationalmannschaft viel erreicht. Deshalb ist es irgendwie auch verständlich, dass Flick ihn nicht zum Rücktritt drängt. Doch trotzdem: Eigentlich darf er seinen Liebling nicht mehr nominieren und steckt in einem Dilemma.
Entscheidung kann nur in eine Richtung gehen
Dass Flick tatsächlich noch in diesem Dilemma steckt, hätte vor ein paar Wochen niemand mehr für möglich gehalten. Denn Müller hatte sich nach dem 4:2-Sieg gegen Costa Rica, der das peinliche Aus der DFB-Elf in der WM-Gruppenphase besiegelte, mit emotionalen Sätzen zu Wort gemeldet – und indirekt bereits seinen Rücktritt angekündigt. Er sagte: „Falls das mein letztes Spiel für Deutschland gewesen sein sollte, ein paar Worte an die deutschen Fans: Es war ein enormer Genuss. Vielen Dank. Ich habe immer versucht, mein Herz auf dem Platz zu lassen. Manchmal gab es Freudentränen, manchmal Schmerzen. Ich habe es mit Liebe getan.“
Was also nun? Müller fordert eine Entscheidung des Bundestrainers, die kann jetzt nur in eine Richtung gehen. Der Routinier darf für den Kader der Nationalmannschaft nicht mehr berücksichtigt werden. Und das aus gleich mehreren Gründen.
Neue Generation steht längst bereit
Müller gehörte erstens jeweils zu dem Kader, der bei drei aufeinanderfolgenden Turnieren überhaupt nicht überzeugt hat: Bei den Weltmeisterschaften 2018 und 2022 stand am Ende ein blamables Gruppen-Aus zu Buche, bei der Europameisterschaft 2021 das Ausscheiden im Achtelfinale. Womit hätte sich Müller also eine Nominierung verdient? Wegen seiner Leistungen sicher nicht. Er sollte Platz machen für die neue Generation.
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Denn zweitens mangelt es überhaupt nicht an Alternativen für den deutschen Angriff. Niclas Füllkrug ist zwar noch nicht lange dabei, hat aber schon angedeutet, dass er ein Mann für wichtige Tore ist – etwa beim WM-Gruppenspiel gegen Spanien. Und dann gibt es da ja auch noch Leroy Sané, Serge Gnabry, Kai Havertz, Timo Werner – und nicht zu vergessen Jamal Musiala, der Müller beim FC Bayern München schon längst den Rang abgelaufen hat. Warum also an einem alternden Müller festhalten?
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Drittens: Die Nationalmannschaft braucht dringend einen Umbruch. Das hat das Turnier in Katar mal wieder gezeigt. Müller ist dann trotz der schillernden Vergangenheit mit tollen Leistungen wohl oder übel eines der ersten Bauernopfer von mehreren. Denn ihm gehört nicht die Zukunft. Müller ist eben nicht mehr alles. Ob Flick der richtige Trainer ist, der für einen solch krassen Umbruch den Mut hat, ist fraglich. Doch weil er ja nach einem Krisentreffen weiter im Amt ist, ist es dem deutschen Fußball nur zu hoffen.