Massaker in Texas: Polizeifehler lösen Wut aus

Biden besucht traumatisierte Grundschule

 May 29, 2022: U.S. president Joe Biden and First Lady Jill Biden visit a cross memorial in front of Robb Elementary School, in Uvalde, Texas, Sunday, May 29, 2022, the site of a mass shooting in which 18-year-old gunman Salvador Ramos massacred 19 children students and two adult teachers Tuesday, May 24, 2022. - ZUMAh163 20220529_znp_h163_011 Copyright: xJintakxHanx
US-Präsident Joe Biden und First Lady Jill Biden besuchen die Robb Elementary School.
www.imago-images.de, IMAGO/ZUMA Wire, IMAGO/Jintak Han

Der US-Präsident Joe Biden und die First Lady haben nach dem Massaker in einer texanischen Grundschule Uvalde besucht. Die Kritik am Polizeieinsatz wird indessen immer lauter:Sie warteten lange vor jenem Klassenraum in Texas, in dem ein Schütze 21 Leben auslöschte. Sie schritten nicht ein, trotz verzweifelter Notrufe von Kindern aus dem Inneren. Der US-Präsident will der Gemeinde Trost spenden, inmitten von wachsendem Zorn.

Uvalde: Joe und Jil Biden besuchen Rob Elementary School

Joe Biden reiste am Sonntag gemeinsam mit seiner Ehefrau Jill nach Uvalde. Vor der Grundschule legten der Präsident und die First Lady einen Blumenstrauß nieder - an einer improvisierten Gedenkstätte mit Blumen, Spielsachen und Fotos der Getöteten.

Die Bidens liefen einzeln von Bild zu Bild, berührten die Fotos jener, die auf so grausame Weise aus dem Leben gerissen wurden. Später wollten sie Angehörige der Todesopfer sowie Überlebende treffen.

Uvalde: Fehler der Polizei lässt Trauer in Wut umschlagen

In Uvalde schlägt die Trauer zunehmend in Wut um. Nach dem brutalen Massaker an einer Grundschule im US-Bundesstaat Texas steht die Polizei wegen dramatischer Versäumnisse schwer unter Druck.

Offiziellen Angaben zufolge waren bereits zu einem frühen Zeitpunkt 19 Polizisten im Flur vor dem Klassenraum präsent, in dem sich der Amokläufer mit Lehrern und Schülern verschanzt hatte. Die Beamten unternahmen aber lange keinerlei Versuche, in den Raum einzudringen. Angehörige warfen der Polizei vor, sie hätten Leben retten können.

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Uvalde: Kinder setzten Notrufe ab, während Polizisten vor Klassenraum warteten

U.S. President Joe Biden and first lady Jill Bide speak with Uvalde Consolidated Independent School District (C.I.S.D.) Superintendent Hal Harrell and Mandy Gutierrez, Principal at Robb Elementary School, where a gunman killed 19 children and two teachers in the deadliest U.S. school shooting in nearly a decade, in Uvalde, Texas, U.S. May 29, 2022. REUTERS/Marco Bello
US-Präsident Joe Biden und First Lady Jill Biden in Uvalde, Texas.
MMA/MAX, REUTERS, MARCO BELLO

Was Ermittler auf Basis von Videoaufnahmen, Zeugenaussagen, Polizeikommunikation und Notrufen bislang rekonstruiert haben, ist erschütternd. Der Schütze drang demnach um kurz nach 11.30 Uhr Ortszeit in die Grundschule und in den Klassenraum ein und begann zu schießen.

Wenige Minuten später waren die ersten Polizisten vor dem Klassenzimmer. Es folgten weitere Beamte. Um kurz nach 12.00 Uhr Ortszeit waren 19 Polizisten im Flur vor dem Klassenraum postiert. Um die gleiche Zeit begannen nach offiziellen Angaben Schüler aus dem Inneren des Zimmers verzweifelt, den Notruf der Polizei zu wählen.

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Polizisten stürmten Klassenzimmer als schon 21 Menschen tot waren

Die Polizisten vor der Tür warteten derweil auf Verstärkung, wie die Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas am Freitag offenbart hatte. Der verantwortliche Beamte sei der Meinung gewesen, dass nach den ersten Schüssen keine Kinder mehr in Gefahr seien. Das sorgt nun für Fassungslosigkeit.

Erst um 12.50 Uhr drangen Einsatzkräfte in den Raum ein - mit einem Schlüssel, den sie vom Hausmeister besorgt hatten - und töteten den Amokläufer. Mehr als 75 Minuten, nachdem dieser drinnen das Feuer eröffnet hatte. In der Zwischenzeit löschte der Angreifer 21 Leben aus. 17 weitere Menschen wurden verletzt.

Angehörige der Opfer von Uvalde sicher: "Polizei hätte Leben retten können"

Angehörige erhoben angesichts der neuen Erkenntnisse schwere Vorwürfe gegen die Polizei. „Sie hätten einige Leben retten können“, zitierte die „Washington Post“ den Großvater einer getöteten Schülerin.

„Sie hätten sie retten können“, sagte er mit Blick auf seine Enkelin. Auch der Vater eines getöteten Kindes sagte dem Sender CNN, seine Tochter könnte womöglich noch leben, hätte die Polizei anders gehandelt. Die Mutter einer anderen Schülerin klagte: „Sie haben zu lange gewartet.“ (dpa/jmu)