Verdacht auf gefährliche InfektionskrankheitZwei Kinder im selben Krankenhauszimmer – aber haben wirklich beide das RS-Virus?
Als Pflegepraktikantin ist „Team Wallraff“-Reporterin Jana in der zentralen Notaufnahme der Asklepios-Kinderklinik Sankt Augustin im Undercover-Einsatz. Während einer Nachtschicht hat sie den Eindruck, dass nicht nur das Personal teils stark überlastet ist, sondern auch, dass es zu dieser Uhrzeit an wichtigen Faktoren für eine eindeutige Diagnostik fehlt. So werden unabhängig voneinander zwei kleine Jungen eingeliefert, bei denen eine junge Ärztin den Verdacht auf das RS-Virus äußert – eine Infektion damit kann für kleine Kinder tödlich enden.
Die Schnelltests fallen negativ aus, sind jedoch laut einer Pflegerin„nicht zuverlässig“ – und ausführliche Tests im Labor sind nicht möglich, denn dieses hat bis zum nächsten Tag geschlossen. Trotz der möglicherweise nicht eindeutigen Diagnosen legt das Personal beide Kinder in einem Zimmer zusammen. Haben beide das RS-Virus – oder könnte ein Kind nun das andere anstecken?
Pflegerin: "Die sind halt nicht zuverlässig, die Schnelltests"
Der kleine Theo* hustet stark und bekommt schwer Luft. Ärztin Mira* tippt nach dem Abhören auf das RS-Virus. „Aber das ist keine sichere Aussage“, ordnet sie gegenüber Jana ein. Der daraufhin durchgeführte Schnelltest ist negativ – dennoch wird der kleine Patient mit Verdacht auf das RS-Virus aufgenommen, denn auch hier erklärt eine Pflegerin: „Die sind halt nicht zuverlässig, die Schnelltests.“
Für eine sichere Diagnose müssten Theos Proben im Labor untersucht werden, doch das hat geschlossen. Reporterin Jana fragt sich, ob es sich hierbei wohl um eine Sparmaßnahme handelt. Auch der Bereitschaftsdienst ab 19.30 Uhr darf nur im Fall von sechs bestimmten Krankheitsbildern in Anspruch genommen werden. Das RS-Virus gehört nicht dazu. Eine weitere Möglichkeit wäre ein 90 Kilometer entferntes Labor, doch auch diese Variante würde nach den Berechnungen der Reporterin dauern: Wird einem Kind kurz nach Schließung des Labors in Sankt Augustin Blut abgenommen, müssen Eltern je nach Wochentag zwischen sieben und zehn Stunden auf ein Ergebnis warten.
Verdacht nach Abhören und Schnelltests: Reicht das für eine Diagnose?
Später am Abend untersucht die Ärztin einen weiteren kleinen Jungen. Auch bei ihm wird das RS-Virus vermutet, der Schnelltest fällt allerdings auch hier negativ aus. Dann hört Jana, wie ihre Kollegin die beiden Kinder für ein gemeinsames Zimmer anmeldet: „Beide mit Einweisung. Verdacht auf RSV und Bronchitis. Sind aber beide Schnelltests negativ. Aber die sind ja irgendwie immer negativ.“
Jana bekommt den Eindruck, dass die beiden Jungen nun nur im selben Zimmer untergebracht werden, weil sie sich jeweils nach dem RS-Virus anhören. Die Undercover-Reporterin fragt sich: Hat nun eines der beiden das RS-Virus oder beide? Könnten sie sich gegenseitig anstecken?
Günter Wallraff befragt hierzu Dr. Sara Aytac, Oberärztin für Unfallchirurgie und Orthopädie. Sie findet: „Es ist vollkommen utopisch zu glauben, dass Sie da in irgendeiner Art und Weise die eine Erkrankung in dem einen und die andere Erkrankung in dem anderen Bett lassen können. (…) Die Ansteckungsgefahr besteht selbstverständlich. Und solange Sie nicht mit Sicherheit einen Test haben, der das eine ausschließen oder bestätigen kann, müssen Sie die Kinder getrennt unterbringen.“ Für die Medizinerin sei „nicht ganz erklärlich, wie man auf der einen Seite eine Intensivstation hat, und zum anderen muss ich dann zehn Stunden auf Labore warten. Also es sollte so sein, dass die Diagnose in keinster Weise verzögert wird aufgrund der Konstellation mit dem Labor.“
Das sagt der Klinikbetreiber
Asklepios erklärt hierzu, die eingesetzten Schnelltests erlaubten eine zuverlässige Diagnose. Außerdem hätte das Krankenhaus seit Anfang des Jahres ein weiteres Analysegerät im Einsatz, um Infektionskrankheiten zu diagnostizieren. Kosteneinsparungen gab es nicht. Und weiter: „Nur zeitlich nicht dringliche Untersuchungen werden von einem externen Labor übernommen.“ (rka)
Video-Playlist zu "Team Wallraff"
"Team Wallraff – Reporter undercover“ auf RTL+
*Die Namen der Patienten und Klinikmitarbeitenden wurden redaktionell geändert, um ihre Identität zu schützen.