Sterberisiko 32 Prozent höher!

Studie: Frauen sterben öfter bei Operationen, wenn ihr Chirurg männlich ist

wide shot of operating doctor work on operation of patient with his staff stand to support near him in operating room of clinic or hospital.
Warum sterben Frauen anscheinend häufiger, wenn der Chirurg männlich ist? Kanadische Forscher haben da eine Theorie.
Narongrit Sritana, iStockphoto

Die Wahrscheinlichkeit, nach einer Operation zu sterben, erhöht sich für Frauen um 32 Prozent, wenn sie von einem Mann operiert werden. Das hat eine neue Studie kanadischer und US-amerikanischer Wissenschaftler ergeben. Die Forscher äußerten auch einen Verdacht, warum männliche Chirurgen für Frauen „gefährlicher“ sind als weibliche.

Längere Krankenhausaufenthalte, höheres Sterberisiko

In der Studie, die im Dezember 2021 in der Fachzeitschrift "Jama Surgery" veröffentlicht wurde, analysierten die Forscher Daten von mehr als 1,3 Millionen Patienten, die zwischen 2007 und 2019 in Ontario aus den verschiedensten Gründen operiert wurden. Unter den ausgewerteten Operationen befanden sich zum Beispiel Hüft- und Knie-OPs, Operation zur Gewichtsreduktion sowie kompliziertere Verfahren wie Herzbypass- und Gehirnoperationen.

Zunächst zur Beruhigung: Das generelle Risiko für Frauen, bei einer Operation zu sterben, ist sehr gering. Selbst nach einer Gehirn- oder Gefäßoperation liegt es bei nur etwa 0,9 Prozent bei einer Ärztin und 1,2 Prozent bei einem männlichen Operateur.

In den Daten zeigte sich aber auch, dass es deutlich häufiger zu unerwünschten Komplikationen kam, wenn die Patientin weiblich und der Chirurg männlich war. Genauer gesagt hatten Frauen mit einem männlichen Chirurgen eine um 20 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit, nach der OP länger im Krankenhaus zu bleiben, und ein 32 Prozent höheres Sterberisiko, als wenn sie von einer Frau operiert wurden.

Interessanterweise ließen sich die Beobachtungen umgekehrt – also wenn der Patient ein Mann und die Ärztin eine Frau war – in der Studie nicht reproduzieren. Männer erlebten nur etwa 2 Prozent öfter Komplikationen, wenn sie von einer Frau operiert wurden.

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Forscher vermuten: Das sind die Gründe für den Geschlechter-Unterschied

Das Studienergebnis lässt sich durch verschiedene Faktoren erklären, vermuten Hauptautoren der Studie im Interview mit "The Lily". Sie vermuten, dass Chirurginnen anders auf ihre Patienten eingehen, zum Beispiel nach der Operation mehr mit ihnen sprechen und öfter die Meinung anderer Spezialisten einholen. Zudem könne es eine Rolle spielen, dass es für Frauen in medizinischen Berufen immer noch schwieriger sei, Fuß zu fassen und diese deshalb häufiger zusätzliche Arbeit investierten.

„In der Medizin haben es Frauen schwerer als Männer", erklärt Studienautor Christopher Wallis, Assistenzprofessor an der University of Toronto, "The Lily“. „Da Frauen höhere Hürden beim Einstieg überwinden müssen, schaffen es nur jene von ihnen, die wirklich außergewöhnlich sind." Die Studienergebnisse legten daher nahe, wie wichtig es sei, sich mehr für Frauen in medizinischen Berufen einzusetzen. (dhe)