Schwiegervater spricht exklusiv im RTL-Interview

Täter zerstückeln René W. – dann machen sie einen fatalen Fehler

von Rouven Schroth und Jessica Sander

Diese Täter haben sich selbst überführt!
René W. (38) aus Greifswald wird im Oktober 2023 wohl im Streit getötet, seine Leiche dann zerstückelt. Weil die beiden Täter aber nicht wissen, wie sie die Körperteile entsorgen sollen, bitten sie zwei Freunde per Sprachnachricht um Hilfe. Ein großer Fehler. Dienstag (23. April) fiel das Urteil gegen die beiden Männer.

Fünf und drei Jahre Haft

ARCHIV - 08.04.2024, Mecklenburg-Vorpommern, Stralsund: Einer der beiden Angeklagten wartet im Saal des Landgerichts auf den Beginn des Prozesses wegen Körperverletzung mit Todesfolge und Störung der Totenruhe. Einer der Angeklagten soll das Opfer zunächst am Kopf verletzt haben. Nachdem der Verletzte in der Nacht starb, soll der Angeklagte dann mit einem weiteren Angeklagten den Leichnam in diverse Einzelteile zerlegt und in der Greifswalder Wohnung verteilt haben. (zu dpa: «Mögliches Urteil im Prozess um zerstückelte Leiche in Greifswald») Foto: Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der Angeklagte will nicht erkannt werden. Die Vorwürfe gegen ihn und seinen Komplizen wiegen schwer.
dpa, Bernd Wüstneck

Für Klaus Riemer, den Schwiegervater von René W. (38), ist Dienstag (23. April) ein besonders schwerer Tag. Ein letztes Mal sitzt er den Männern gegenüber, die den Ex-Verlobten seines Sohnes zerstückelt haben sollen, um ihn wie Müll zu entsorgen. Sein Sohn und der Tote waren zehn Jahre ein Paar. Er hatte René ins Herz geschlossen wie seinen eigenen Sohn, erzählt er im Gespräch mit RTL. Die Gedanken an die Tat lassen ihn nicht los. „Man wird nachts wach, man träumt und denkt dann manchmal, es ist alles nicht wahr“, so der 63-Jährige.

Kurz nach 9 Uhr (23. April) fällt das Urteil am Landgericht Stralsund: Fünf Jahre Freiheitsstrafe für den Hauptangeklagten Alexander B. (28) wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Nico B., der beim Zerstückeln des Toten geholfen hat, wird wegen Strafvereitelung zu drei Jahren Haft verurteilt.

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Was ist passiert?

Schwiegervater Klaus Riemer
Schwiegervater Klaus Riemer hat René geliebt wie seinen eigenen Sohn. Er ist vom Urteil enttäuscht.
RTL

2023 zieht René in eine Plattenbausiedlung in Greifswald. Hier lernt er den 28-jährigen Alexander B. kennen. Zeitgleich, so sein Schwiegervater, soll sich René verändert haben. „Er war öfters verschlossen, in sich gekehrt und nicht mehr dieser eigentlich lebenslustige junge Mann“, erklärt Klaus Riemer. Es soll wohl immer wieder zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. Mehrfach sei René verletzt zu ihm gekommen. „Sah sehr, sehr böse aus. Also viele Blessuren, die Sachen zerrissen und dann meinte er, er muss Greifswald verlassen, sonst bringen sie ihn um“, erinnert sich der 63-Jährige.

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Am 19. Oktober treffen sich René und Alexander in Alexanders Wohnung. Es fließt Alkohol. Dann soll es zu einer heftigen Prügelei gekommen sein. René wird schwer verletzt und stirbt an den Folgen. Aber Alexander B. holt keine Hilfe. Im Gegenteil. Er lässt stattdessen Kumpel Nico B. kommen. Beide zerstückeln dann gemeinsam die Leiche von René. Doch sie begehen auch einen Fehler – und liefern damit das Material, das sie später überführt.

Freunde sollen beim Transport der Leiche helfen

Als sich dann nämlich die Frage stellt, wohin mit der Leiche, greifen die Männer zum Telefon. Sie bitten zwei Freunde per Sprachnachrichten beim Abtransport zu helfen. Jessica B. (Name geändert) habe zuerst an einen Scherz geglaubt, erzählt sie im Gespräch mit RTL. Mit ihrem Auto sollte die Leiche weggebracht werden. Als Nico B. jedoch immer präziser wird, sei ihr das nicht mehr geheuer gewesen, so die 22-Jährige. Anstatt zu helfen, rufen sie und ihr Freund die Polizei. Die findet die zerstückelte Leiche und die beiden Tatverdächtigen.

Das Gericht hat keinen Zweifel daran, dass die Angeklagten René zuerst zerstückelt und dann Freunde um Hilfe gebeten haben. Fünf und drei Jahre lautet das Urteil. Für Schwiegervater Klaus Riemer eine Enttäuschung. „Wahrscheinlich eine Einladung für alle Straftäter nach Mecklenburg-Vorpommern zu kommen, um mit milden Urteilen zu rechnen“, so der 63-Jährige. Trotzdem wolle er jetzt endlich mit der grausamen Tat abschließen, erzählt er. Ob das jedoch wirklich schon das Ende ist? Immerhin habe einer der Verteidiger angekündigt, eine Revision prüfen zu wollen.