Schlechte Träume können chronisch werdenStändig Horror im Schlaf? Forscher finden neue Methode, um Albträume zu vertreiben

Ein Junge hat Albträume.
Kinder haben häufiger Albträume - doch ab dem Alter von 6 Jahren lassen sie nach.
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Albträume hat jeder von uns gelegentlich. Kehren die Albträume aber regelmäßig wieder, spricht man in der Medizin von einer Albtraumstörung - immerhin fünf Prozent der Menschen sind davon betroffen. Oft sind belastende Lebenssituationen der Auslöser - doch es gibt auch die Albträume, die wie aus dem Nichts kommen und immer wieder kehren. Die Folge: Die Betroffenen sind erheblich in ihrem Schlaf gestört und leiden darunter. Forscher der Universität Genf haben nun eine Methode verbessert, die die Schlafdämonen erfolgreich vertreibt.

Chronische Albträume sind eine Form einer Parasomnie

In ein tiefes Loch fallen, verfolgt werden durch Menschen, Tiere oder Monster, bei Prüfungen durchfallen, der eigene Tod oder der Tod von Familienangehörigen, schwere Erkrankungen – das sind die typischen Inhalte von Albträumen. Chronische Albträume oder eine Albtraumstörung sind eine Form einer Parasomnie. Als solche werden „komplexe Verhaltensauffälligkeiten, Bewegungen, Emotionen, Wahrnehmungen oder auch Aktivierungen des vegetativen Nervensystems bezeichnet, die im Schlaf-Wach-Übergang oder während des Schlafes auftreten“, informiert die Deutsche Hirnstiftung.

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Verbesserung der IRT-Methode

Liegen die Ursachen eher in belastenden Lebenssituationen, empfiehlt sich eine psychotherapeutische Behandlung. Bei Fällen, in denen diese Ursache ausscheidet, gibt es die sogenannte Imagery-Rehearsal-Therapie (IRT) zur Behandlung der Albtraumstörung. Dabei werden die Schläfer dazu angehalten, sich vor dem Schlafengehen ein alternatives Happy End für ihre Albträume vorzustellen und zu proben - eine Methode, die aber bei 20 bis 30 Prozent der Patienten nicht anschlägt. Schweizer Wissenschaftler um Sophie Schwartz von der Universität Genf wollten testen, ob man den Ansatz verstärken kann: Das eingeübte Happy End wird mit Tönen verbunden.

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Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.

Verstärkung durch gezielte Gedächtnisreaktivierung

Um herauszufinden, ob das funktioniert, testeten die Forscher ihre Methode an 36 Patienten. Die eine Hälfte wendete das normale IRT-Verfahren ohne Verstärkung an, die andere mit. Die Verstärkung wird wissenschaftlich Targeted Memory Reactivation (TMR), also gezielte Gedächtnisreaktivierung, genannt. Sie bestand aus einem einzelnen Piano-Akkord, den die Patienten dieser Gruppe auch beim Einstudieren ihres Happy Ends abspielten. Im Schlaf wurde dann während der REM-Traumphase der Akkord durch ein spezielles Gerät abgesetzt.

Effekt hielt nach drei Monaten noch an

Resultat: Die Patienten, die zwei Wochen lang jede Nacht die Audioverstärkung/Töne hörten, hatten weniger Albträume als diejenigen ohne und hatten sogar auch mehr positive Träume. Zudem berichteten sie, dass sie insgesamt häufiger positive Gefühle wie Freude und seltener Angst oder Wut empfanden. Die Ergebnisse waren auch von Dauer: Der Effekt hielt auch an, nachdem die Verwendung der Audiosignale beendet wurde. Noch drei Monate nach dem Experiment berichtete diese Gruppe nach wie vor von weniger Albträumen.

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In der Wissenschaftspublikation „Smithonian Magazin“ urteilt die renommierte Schlafforscherin und Evolutionspsychologin Deirdre Barrett: „Eine wirklich interessante Studie und ein sehr vielversprechender. Ich weiß nicht, ob sich dies als signifikante Verbesserung der Albtraumintervention erweisen wird, aber auf der Grundlage dieser wirklich kleinen Stichprobe scheint es möglich.“ (ija)