Kalte Klos, Kunststoffbahn und kleinere Weihnachtsbäume Was sich dieses Jahr auf Weihnachtsmärkten ändert

Advent, Advent, kein Lichtlein’ brennt - oder etwa doch? Goldene Beleuchtung, Schlittschuh fahren und heißen Glühwein trinken, all das gehört in der kalten Weihnachtszeit einfach dazu. Die Energiekrise macht uns schon beim Heizen einen Strich durch die Rechnung und jetzt soll sie uns auch noch die schönste Zeit des Jahres nehmen? Die Städte in Hessen stellen sich auf zwingend notwendige Veränderungen ein und versuchen dabei alles, um die Weihnachtsmärkte in diesem Jahr trotzdem noch leuchten zu lassen.
Frankfurter Weihnachtsmarkt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung
Die Schausteller auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt müssen sich dieses Jahr dick(er) anziehen. Separate Heizlüfter an den Ständen sind nicht mehr erlaubt. Statt also den gesamten Tag am kuschelig warmen Stand zu stehen, müssen die Betreiber im Lagenlook kommen, über dem Suppentopf stehen oder notfalls den Körper von innen mit Glühwein aufwärmen. Die Toilettenwägen bleiben ebenfalls kalt. So oder so sollte man das Setzen auf die Klobrille vielleicht aber eh vermeiden.
So spart Frankfurt:
Beleuchtung startet mit Einbruch der Dunkelheit
Lichter werden mit Schließung des Marktes (21:00 Uhr) ausgeschaltet
Verkürzte Beleuchtungszeit des Weihnachtsbaumes
Weniger Lichter am Baum, „Manni“ ist absichtlich kleiner geraten
Kein Baum an der Paulskirche
Keine Heizlüfter an den Verkaufsständen
Unbeheizte Toilettenwägen
Wiesbadener Weihnachtsmarkt: Schlittschuhfahrer hierher!
Um unnötige Kosten zu vermeiden, verzichten viele Städte auf den Aufbau einer Eisbahn. Für Schlittschuhliebhaber eine große Enttäuschung, deshalb hat sich Wiesbaden jetzt für den Bau einer Kunststoffbahn entschieden. Die Bahn kommt ohne Kühlaggregate aus und wird nach aktuellem Stand die einzige Schlittschuhfläche auf Hessens Weihnachtsmärkten sein.
So spart Wiesbaden:
Kunstbahn statt Eisbahn
Bahn wird durch Fördermittel und Sponsoren finanziert
Schulklassen und Eissportvereine können kostenlos trainieren
Reduzierte Beleuchtungszeit (von 16:00-20:15 Uhr)
Bonifatiuskirche wird nicht angestrahlt
LED-Leuchten

Hanauer Weihnachtsmarkt: Stadt will ein Vorbild sein
In Hanau wird der Stromaufwand für Weihnachten sogar um mehr als die Hälfte reduziert. Der Hessische Städtetag hat diese 50 Prozent Maßnahme für die Stadtbeleuchtung beschlossen. Hanau möchte diese Anpassung laut Oberbürgermeister Kaminsky auf den Märkten sogar noch unterbieten. Gleichzeitig soll es aber keinesfalls an weihnachtlicher Stimmung fehlen.
So spart Hanau:
Innenstadt leuchtet ausschließlich mit LED’S
„Hanau Netz GmbH“ steuert die Beleuchtung gesondert
Reduzierte Beleuchtungszeit bis zum 06. Januar (statt bis zum Valentinstag)
Nachts bleibt es dunkel
Keine Eisbahn, egal in welcher Form
Keine extra Miete von Leuchtfiguren
Marburger Weihnachtsmarkt: Nach der Adventszeit ist Schluss
In der aktuellen Lage ist es extrem wichtig, Energie zu sparen, wo man nur kann. Aber für Einzelhändler in der Krise ist das Weihnachtsgeschäft genauso wichtig und das läuft nur gut, wenn es sich das Schlendern durch die Stadt auch nach Weihnachten anfühlt. Die Stadt Marburg möchte mit den Maßnahmen beiden Ansprüchen gerecht werden. Der Weihnachtsstromverbrauch hier soll von 4.800 Kilowattstunden pro Jahr auf 2.000 gedrosselt werden.
So spart Marburg:
Keine hängenden Texttafeln („Fröhliche Weihnachtszeit“)
Leuchtzeit nur in der Adventszeit (nicht bis zum 6. Januar)
Reduzierte Beleuchtung am Tag (16:00-21:00 Uhr)
LED-Leuchten werden nur zur Hälfte benutzt
Dekoration nur mit Sternen statt mit z.B. Geschenkpaketen
Keine Heizpilze
Darmstädter Weihnachtsmarkt: Beliebtes Aushängeschild wird fehlen
Nicht nur kälter und dunkler wird es auf diesem Weihnachtsmarkt, die Darmstädter Kulisse wird auch deutlich leerer aussehen als sonst. Weihnachten wird hier dieses Jahr ohne die große Weihnachtspyramide stattfinden. Besucher müssen sich also einen neuen Treffpunkt zum Zusammenkommen suchen. Auch die Bühne in der Mitte des Marktplatzes wird erst einmal fehlen.
So spart Darmstadt:
Reduzierte Öffnungszeiten (11:30-21:00/21:30 Uhr)
Reduzierte Beleuchtungszeiten, auch in der Innenstadt (16:00-21:00/22:00 Uhr)
Statt einer großen Bühne gibt es kleine, mobile Bühnen
Heizpilze und Infrarotheizungen sind untersagt
Keine Weihnachtspyramide
Gießener Weihnachtsmarkt: "Manni" 2.0
In Gießen stehen zwar die Grundgerüste, aber konkrete Maßnahmen werden momentan noch besprochen. Besonders die Weihnachtsdekoration steht zur Diskussion. Fest steht FALLS Gießen einen Baum aufstellt sollte, nehmen sie sich den Frankfurter Baum „Manni“ als Vorbild. Kleiner, mickriger und weniger Äste um auch weniger Lichterketten nutzen zu müssen.
So spart Gießen:
Eisbahn fällt aus
FALLS Bäume, nur kleine Bäume
Schausteller sollen energiesparender arbeiten
Beleuchtung soll erst zur Dämmerung eingeschaltet werden
Heizstrahler gestrichen
Kassel Weihnachtsmarkt: Märchenbahn statt teurer Leuchtreklame
Ähnlich wie die anderen Großstädte in Hessen leuchtet auch Kassel dieses Jahr weniger als sonst. Durch die Sparmaßnahmen reduziert Kassel die Beleuchtungszeit auf dem Markt um insgesamt 74 Stunden und in der Innenstadt um mehr als die Hälfte, nämlich 54 Prozent. Deshalb wird es aber nicht weniger magisch: Die Stadt wird erstmals eine Märchenbahn aufbauen.
So spart Kassel:
Beleuchtung auf dem Markt wird um 20 Uhr (statt um 22 Uhr) abgeschaltet
Keine Ausnahme bei Leuchtreklame und Gastronomieständen
LED-Technik
Beleuchtung in der Innenstadt geht erst spät nachmittags an und wird früher als sonst wieder ausgeschaltet
Über die Laufzeit des Weihnachtsmarktes von 37 Tagen entspricht dies einer Reduzierung von insgesamt 74 Stunden
NEU: Es wird eine Märchenbahn geben