Ärzte rätseln über Sofyas Krankheit"Deformierter Kopf" angeblich zu gruselig: Zweijährige aus Kindergarten verbannt

Die zweijährige Sofya Zakharova darf nicht in den Kindergarten, weil sie anders aussieht.
Die zweijährige Sofya Zakharova aus Russland darf nicht in den Kindergarten, weil sie anders aussieht.
CEN / action press

"Keine Missbildungen erlaubt." Das soll die Begründung sein, wieso die zweijährige Sofya Zakharova in einem russischen Kindergarten nicht aufgenommen wurde. Das berichtet die britische Zeitung "Mirror". Die Erzieher sollen befürchtet haben, dass Sofyas "deformierter Kopf" die anderen Kinder erschrecken könnte. Das Kind müsse erst operiert werden, damit es wie ein gewöhnliches Mädchen in den Kindergarten gehen kann, sollen die Erzieher Sofyas Eltern mitgeteilt haben. Ein Schock für die ganze Familie!

Eine Operation wurde immer wieder verschoben

Mediziner sind sich nicht sicher, unter welcher Krankheit Sofya leidet. Die Zweijährige hat einen breiteren Schädel und eine breitere Stirn. Einige ihrer Finger und Zehen sind zusammengewachsen. Die Zweijährige muss sich einer Operation unterziehen, doch die wurde wiederholt verschoben. Sofya lebt mit ihrer Mutter und ihrem Vater bei den Großeltern in der russischen Region Baschkortostan - in einem Haus ohne Heizung, fließendem Wasser oder Herd. Sofyas Eltern bekommen keine Behindertenhilfe von der Regierung.

Die lokale Wohltätigkeitsorganisation "Rainbow of Goodness" unterstützt die Familie. Die örtliche Behörde kümmert sich nun um den Fall. Sie möchte der Familie ein neues Zuhause zur Verfügung stellen. Zudem wollen sie die Absage des Kindergartens untersuchen und überprüfen, wieso das Kind immer noch nicht operiert werden konnte.

Interagieren mit anderen Kindern wichtig

Für die kleine Sofya sei es wichtig, dass sie möglichst viele soziale Interaktionen pflegen kann - mit Gleichaltrigen aber auch darüber hinaus. "Sollte dieses eingeschränkt werden oder regelmäßig negativ ausfallen, ist zu erwarten, dass das Entwicklungspotential des Mädchens stark eingeschränkt wird. Darüber hinaus kann dadurch die Entwicklung psychischer Störungen (z.B. Ängste, Depression, Sozialverhaltensstörungen) begünstigt werden", beschreibt Kinderpsychologin Sabine Werner-Kopsch im Interview mit RTL.de.

Kleine Kinder haben wenig Vorbehalte und tolerieren Unterschiedlichkeiten im Aussehen. Kinder reagieren eher auf das Verhalten und Ausdruck. "Bei der vorliegenden Form der Behinderung ist keine angsteinflößende Deformation zu sehen, so dass sich eher die Frage stellt, wie man das Kind behutsam in eine Gruppe einbinden kann.", so Werner-Kopsch weiter.

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Kinder schauen sich Verhaltensweisen ab

Häufig werden Gruppenmitglieder ausgeschlossen, wenn sie nicht dem allgemeinen "gesunden" Bild entsprechen. Menschen hätten die besondere Fähigkeit der Reflexion und seien in der Lage, eine alternative soziale Interaktion zur Unterschiedlichkeit zu wählen. Ob dieses geschieht, sei jedoch vor allem eine kulturelle Frage. "Kinder schauen sich diese Verhaltensweisen ab. Wenn die Eltern von Kindern die Andersartigkeit von Kindern ausschließen, ist zu erwarten, dass deren Kinder sich in ähnlicher Weise verhalten", so Sabine Werner-Kopsch.

Grundsätzlich sei bei Kindern bis zu einem Alter von drei Jahren immer wieder zu beobachten, dass diese sich erschrecken, wenn sie auf Menschen treffen, die vor allem geschminkt sind oder Masken tragen. Deshalb sei es meist sinnvoll, Kinder auf einen "Wandel" vorzubereiten. Doch solche Situationen sind nicht mit Sofyas Aussehen zu vergleichen. Auch wenn das Mädchen sich optisch von anderen Kindern unterscheidet, Angst würden die Kinder vor ihm sicher nicht haben.