Umstrittene Tierversuche in NorwegenSind diese Schallexperimente an Walen wirklich im Sinne des Tierwohls?

In Norwegen sollen umstrittene Tierversuche stattfinden. Frei lebende Wale sollen, laut der Walschutzorganisation „Whale and Dolphin Conservation (WDC)“, in einer Bucht eingefangen und beschallt werden. Dahinter stecke das Forschungsinstitut des norwegischen Verteidigungsministeriums. Sie wollen wohl herausfinden, wie stressig Lärm für Wale sei. Tierschützer protestieren dagegen. Die Tests seien überflüssig und seien mit Risiken verbunden.
Finanziert wird der Test unter anderem von der US-Öl- und Gasbehörde sowie von der US-Marine

In norwegischen Gewässern wurden in einer Bucht Netze angebracht. Frei lebende Wale sollen so darin gefangen und in einen Käfig getrieben werden. Den Tieren sollen dann Elektroden unter die Haut eingefügt werden, um sie mit unterschiedlichen Geräuschen, in unterschiedlichen Lautstärken zu beschallen. Im Hirn der Wale sollen die Reaktionen darauf gemessen werden. Die Tests sieht Walschützer Fabian Ritter sehr kritisch. „So soll festgestellt werden, wie gut die Wale hören. Und wie sich lauter Schall auf sie auswirkt“, erzählt der Biologe in „Deutschlandfunk Nova“.
Ein solches Experiment habe es noch nie gegeben und sei auf diese Weise auch mit hohen Risiken verbunden. „Die Gefahr für Verletzungen und erhöhten Stress ist auf Seiten der Tiere gegeben. Aber möglicherweise auch für die Personen, die mit den Walen zu tun haben. Wir wissen sehr gut, dass die Schallquellen, die hier in der Diskussion stehen, jede Form von Lebewesen stark schädigen“, sagt Fabian Ritter weiter.
Dieses Risiko einzugehen mache für den Biologen also wenig Sinn. „Das sind eigentlich überflüssige Ergebnisse“, sagt er. Es sei ja bereits bekannt, dass die Schallquellen, die bei diesem Experiment eingesetzt werden sollen, Lebewesen stark schädigen. Es geht zum Beispiel um Mittelstrecken-Sonare, die vom Militär zur Ortung benutzt werden.
Mit dem Experiment seien handfeste Interessen verbunden

Hinter dem Experiment stecke das Forschungsinstitut des norwegischen Verteidigungsministeriums. Finanziert werde der Test unter anderem von der US-Öl- und Gasbehörde sowie von der US-Marine.
Fabian Ritter fordert laut „Deutschlandfunk Nova“, die geplanten Schallquellen nicht einzusetzen: „Für Schallkanonen zum Beispiel gibt es Technologien, die mit weit weniger Schall auskommen.“ Militär und Wirtschaft sollen, zum Wohle der Tiere, bestimmte Geräte nicht einsetzen.
Das Experiment stelle keine unabhängige, rein wissenschaftliche Forschung dar. Der Biologe sei insgesamt skeptisch: „Da stecken sehr starke Interessen dahinter. Der Ansatz muss sein, die Tiere vorbeugend zu schützen. Und nicht, dass handfeste militärische und wirtschaftliche Interessen solche Forschung anführen.“
50 weitere Wal- und Delfinforschende haben sich mit einem offenen Brief an die norwegische Regierung gewandt. Bisher gab es noch keine Rückmeldung darauf. "Wir haben Hoffnung. Nicht wegen der Behörden, sondern wegen der Wale. Denn bislang wurde keiner gefangen. Es könnte sein, dass die Wale einfach ein bisschen zu clever sind.“
Bald laufe die Erlaubnis für den Test aus: „Vielleicht hatten die Wale dann das Glück, dass es gar nicht zu den eigentlichen Experimenten gekommen ist“, sagt der Meeresbiologe. Das Team aus Wal- und Delfinforschenden aber gibt nicht auf und versucht auch über eine Online Petition weiter Druck auszuüben und gegen die umstrittenen Schalltests anzukämpfen. (mca)


